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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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hatte. Das sah man schon an seinem Gang. Gerade wollte er in den Rauchsalon zurückkehren, als sein Bruder Clarence auftauchte. Und Lord Emsworth schien so sonderbar ausgelassen, daß er verblüfft stehenblieb. Seit Jahren, dachte der Ehrenwerte Galahad, hatte er auf Blandings Castle niemanden mehr so quietschvergnügt gesehen.
    »Mein Gott, Clarence! Was ist denn mit dir los?«
    »Was soll denn sein, mein Bester?«
    »Du grinst ja wie ein Honigkuchenpferd und hüpfst wie ein Elf. Hast du vielleicht dein Schwein unterm Sofa entdeckt?«
    Lord Emsworth strahlte.
    »Ich habe famose Nachrichten, Galahad. Dieser Detektiv, zu dem ich Carmody geschickt hatte – der Argus-Mann, du weißt schon –, er ist nun doch noch gekommen. Er ist mit seinem Auto hier und hält sich gerade in Market Blandings auf, im Emsworth Arms Inn. Ich habe mit ihm telefoniert. Er rief an, um zu fragen, ob ich ihn noch gebrauchen kann.«
    »Na, jetzt nicht mehr.«
    »Doch, doch, Galahad. Er muß unbedingt kommen.«
    »Er kann dir nicht mehr sagen, als du sowieso schon weißt. Es gibt nur einen, der dein Schwein entführt haben kann, und das ist Parsloe.«
    »Natürlich. Ja ja. Völlig richtig. Aber dieser Mann kann Beweise sammeln und alles belegen und es … äh … belegen. Er besitzt einen geschulten Verstand. Ich halte es für dringend geboten, daß man die Sache einem Mann übergibt, der einen geschulten Verstand besitzt. Wir werden ihn in Kürze treffen. Er verzehrt gerade im Emsworth Arms Inn, wie er sich ausdrückte, einen Happen, und anschließend kommt er hierher. Ich bin wirklich froh. Ach, Constance, meine Liebe.«
    Lady Constance Keeble war in Begleitung Baxters des Tüchtigen die Treppe heruntergekommen. Seine Lordschaft beäugte sie mit leisem Unbehagen. Die Dame des Hauses konnte sehr ruppig werden, wenn man ihr mitteilte, daß man Besucher erwarte, die nicht von ihr eingeladen worden waren.
    »Constance, meine Liebe, da kommt heute abend ein Freund von mir, der ein paar Tage bleibt. Ich habe ganz vergessen, es dir zu sagen.«
    »Nun, es ist ja genügend Platz im Haus«, antwortete Lady Constance mit erstaunlicher Milde. »Ich habe auch ganz vergessen, dir etwas zu sagen. Wir sind heute abend zum Dinner in Matchingham.«
    »In Matchingham?« Lord Emsworth war verdattert. Ihm fiel niemand ein, der in Matchingham wohnte, außer Sir Gregory Parsloe-Parsloe. »Bei wem?«
    »Bei Sir Gregory natürlich. Was dachtest du denn?«
    »Was!!«
    »Ich erhielt nach dem Essen einen Brief von ihm. Der Brief ist zwar sehr knapp gehalten, aber sowas spielt ja auf dem Land keine Rolle. Er nahm an, daß wir nichts anderes vorhätten.«
    »Constance!« Lord Emsworths Halsschlagader schwoll an. »Constance, ich will nicht … nein, nein, ich will nicht … mit diesem Mann essen. Basta!«
    Lady Constance lächelte wie eine Löwenbändigerin. Auf so eine Reaktion war sie gefaßt gewesen. Sie hatte mit Widerstand gerechnet und war entschlossen, ihn zu brechen. Ohne ein bißchen Seelenmassage, das wußte sie, würde ihr Bruder nicht parsloe-bewußt denken.
    »Sei nicht albern, Clarence. Ich wußte, daß du das sagen würdest. Ich habe bereits für dich, Galahad, Millicent und mich zugesagt. Nimm bitte zur Kenntnis, daß mir an einem guten Verhältnis zu unserm nächsten Nachbarn gelegen ist, auch wenn dir hundert Schweinehüter davonlaufen und zu ihm gehen. Deine Haltung in dieser Angelegenheit war von Anfang an einfach kindisch. Wenn Sir Gregory nun eine gewisse Abkühlung in den Beziehungen bemerkt hat und vernünftigerweise den ersten Schritt zu einer Versöhnung tun will, dann können wir ihn nicht einfach vor den Kopf stoßen.«
    »Ach nein? Und was ist mit meinem Freund? Er kommt heute abend an.«
    »Er wird ja wohl ein paar Stunden allein bleiben können.«
    »Für eine Unhöflichkeit sondergleichen wird er das halten.« Dieser taktische Gegenzug war Lord Emsworth ganz plötzlich eingefallen. Er fand ihn gut, fast raffiniert. »Da lade ich meinen Freund zu Besuch ein, und kaum kommt er an, klopfen wir ihm auf die Schulter und sagen: ›Ah, da sind Sie ja, Pilbeam. Na, dann machen Sie’s mal gut, Pilbeam. Wir gehen jetzt.‹ Und diese Miss Dings … diese Amerikanerin – was soll die bloß denken?«
    »Sagtest du Pilbeam?« fragte der Ehrenwerte Galahad.
    »Spar dir deine Reden, Clarence. Wir essen um acht. Und sieh zu, daß deine Sachen ordentlich gebügelt sind. Klingele Beach und sage ihm gleich Bescheid. Gestern abend hast du ausgesehen wie ein

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