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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Stimme verlor ein wenig von der warmen Herzlichkeit, mit der eine Gastgeberin ihren Besuch umsorgt, und nahm den klirrenden Unterton frostiger Mißbilligung an, den der Anblick dieses Memoirenschreibers stets bei ihr hervorrief. »Galahad, dies ist Miss Schoonmaker.«
    »Wirklich?« Der Ehrenwerte Galahad kam sogleich angetrabt. »Tatsächlich? Na sowas! Sieh mal einer an.«
    »Guten Tag«, sagte Sue und lächelte strahlend.
    »Wie geht’s Ihnen, mein Kind? Ich kenne Ihren Vater sehr gut.«
    Das strahlende Lächeln erstarb auf ihren Lippen. Sue hatte sich bemüht, dieses Unternehmen sorgfältig zu planen und möglichen Komplikationen vorzubeugen, aber daß sie mit jemandem zusammentreffen würde, der Mr. Schoonmaker sehr gut kannte, das hatte sie nicht ahnen können.
    »Bin ihm allerdings schon lange nicht mehr begegnet. Lassen Sie mich mal nachrechnen … Das muß jetzt fünfundzwanzig Jahre her sein. Ja, genau fünfundzwanzig Jahre.«
    So herzlich sich die Freundschaft zwischen Sue und dem Ehrenwerten Galahad Threepwood in der Folgezeit auch entwickeln sollte, zu keiner Zeit fühlte sich Sue von größeren Wogen dankbarer Zuneigung emporgetragen als jetzt bei diesen Worten.
    »Da war ich noch gar nicht auf der Welt«, sagte sie.
    Der Ehrenwerte Galahad plauderte glücklich weiter.
    »Ein prima Kerl, der alte Johnny. Sie werden ein paar Geschichten über ihn in meinem Buch finden. Ich schreibe nämlich gerade meine Memoiren. Großer Sportsfreund, der alte Johnny. Hat ihn schwer getroffen, als er sich mal das Bein brach und mitten in der Rennsaison ins Krankenhaus mußte. Aber er hat das Beste daraus gemacht. Hat die Schwestern für Pferde interessiert und dann Wetten in Form von Obst und Zigaretten und sowas angenommen. Ich weiß noch, wie ich ihn eines Tages besuchte und er ganz verzweifelt war. Er war ein sehr gewissenhafter Mann, der immer fürchtete, mal nicht auszahlen zu können, wenn er verlor; und es stellte sich heraus, daß eins der Mädchen einen Himbeerpudding fünfzehn zu acht auf den Sieger im Drei-Uhr-Rennen gesetzt hatte, und nun wußte er nicht, wieviel er ihr schuldete.«
    Während Sue noch dankbar lachte, bemerkte sie etwas Deprimiertes neben sich.
    »Meine Nichte Millicent«, sagte Lady Constance. »Millicent, meine Liebe, das ist Miss Schoonmaker.«
    »Guten Tag«, sagte Sue und lächelte strahlend.
    »Guten Tag«, sagte Millicent wie ein Grab, das sein Schweigen bricht.
    Sue betrachtete sie aufmerksam. Das also war Hugos Millicent. Bei ihrem Anblick mußte Sue sich über die Heftigkeit der Zuneigung dieses jungen Mannes wundern. Millicent war zwar hübsch, aber bei Hugos überschäumendem Temperament hätte sie doch etwas Lebhafteres erwartet.
    Sue erschrak, als sie im Blick dieses Mädchens Überraschung bemerkte. In ihrer heiklen Lage hatte Sue wenig Lust, irgendwem Anlaß zu Überraschung zu geben.
    »Ronnies Freundin?« fragte Millicent. »Die Miss Schoonmaker, die Ronnie in Biarritz kennengelernt hat?«
    »Ja«, sagte Sue schwach.
    »Ich habe Sie mir größer vorgestellt. Ronnie sagte sowas.«
    »Dem Jungen muß ja jeder groß vorkommen«, warf der Ehrenwerte Galahad ein.
    Sue atmete auf. Wieder hatte sie dieses unangenehme Gefühl gehabt, Kautschukknochen zu besitzen, wie es sie schon einmal befallen hatte, als der Ehrenwerte Galahad erwähnte, daß er Mr. Schoonmaker sehr gut kenne. Aber trotz ihres Aufatmens war sie immer noch nervös. Offenbar würde sie einen Schock nach dem andern erleben, solange sie auf Blandings war. Ihr schwindelte, und sie lehnte sich zurück. Das Blitzen in Baxters Brille wirkte mißtrauischer denn je.
    »Hast du Ronald irgendwo gesehen, Millicent?« fragte Lady Constance.
    »Seit dem Essen nicht mehr. Er ist wohl spazierengegangen.«
    »Ich habe ihn noch vor einer halben Stunde gesehen«, sagte der Ehrenwerte Galahad. »Er schlurfte unter meinem Fenster vorbei, als ich gerade ein paar Seiten redigierte. Ich rief ihm etwas zu, aber er brummte nur und schlich davon.«
    »Er wird überrascht sein, Sie hier zu sehen«, sagte Lady Constance, an Sue gewandt. »Ihr Telegramm traf erst nach dem Essen ein, und er weiß deshalb noch nicht, daß Sie heute kommen wollten. Oder hast du es ihm gesagt, Galahad?«
    »Nein. Wußte gar nicht mehr, daß er Miss Schoonmaker kennt. Hatte vergessen, daß Sie sich in Biarritz begegnet sind. Wie war er dort? Halbwegs munter?«
    »Ja, ich denke schon.«
    »Hat also nicht dreingeschaut, als wäre ihm die Petersilie verhagelt, und

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