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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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deprimierend. Kein Autor kann schreiben, wenn die Leute ihn deprimieren. Welches Zimmer haben Sie?«
    »Es heißt, glaube ich, das Gartenzimmer.«
    »Aha. Also, dann bringe ich Ihnen das Manuskript, bevor ich gehe.«
    Er schlenderte davon. Es entstand eine Pause. Dann wandte Sue sich an Pilbeam. Ihr Haupt war erhoben, und in ihrem Blick lag etwas Herausforderndes.
    »Nun?« sagte sie.
3
    Percy Pilbeam atmete erleichtert auf. Im ersten Augenblick war ihm alles durch den Kopf geschossen, was er je über Doppelgänger gelesen hatte. Aber diese Frage klärte die Lage. Sie gab ihm Gewißheit. Die Welt hörte auf, sich vor ihm zu drehen. Es war Sue Brown, die vor ihm stand, und niemand anderes.
    »Was um alles in der Welt tun Sie denn hier?« fragte er.
    »Das ist wohl meine Sache.«
    »Was wird denn hier gespielt?«
    »Das ist wohl meine Sache.«
    »Warum sind Sie bloß so unfreundlich?«
    »Schön, wenn Sie’s unbedingt wissen wollen. Ich bin hier, um mit Ronnie zu sprechen und ihm die Sache bei Mario neulich abend zu erklären.«
    Sie schwiegen eine Weile.
    »Wie hat der alte Knabe Sie genannt?«
    »Schoonmaker.«
    »Und wieso?«
    »Weil er glaubt, daß ich so heiße.«
    »Warum haben Sie sich ausgerechnet so einen Namen ausgesucht?«
    »Ach, fragen Sie doch nicht so dämlich.«
    »So einen Namen gibt’s doch gar nicht. Und von wegen ›dämlich fragen‹«, sagte Pilbeam hitzig, »was erwarten Sie eigentlich? Ich bin noch nie so erschrocken wie eben, als wir uns trafen. Ich dachte, ich träume. Soll das heißen, daß Sie unter einem falschen Namen hier sind und vorgeben, jemand anders zu sein?«
    »Allerdings.«
    »Hast du Töne! Und dabei freundlich gegen jedermann.«
    »Natürlich.«
    »Außer gegen mich.«
    »Warum sollte ich freundlich zu Ihnen sein? Sie haben ja alles getan, was Sie konnten, um mein Leben zu zerstören.«
    »Wie bitte?«
    »Ach, nichts«, sagte Sue ungeduldig.
    Sie schwiegen wieder.
    »Sehr gesprächig«, sagte Pilbeam beleidigt.
    Er trommelte mit den Fingern auf der Brüstung.
    »Für diesen Galahad sind Sie wohl so eine Art Tochter?«
    »Wir verstehen uns sehr gut.«
    »Das merkt man. Und er will Sie sein Buch lesen lassen.«
    »Ja.«
    Pilbeams Gesicht nahm einen Argus-Detektei-mäßigen verschwörerischen Ausdruck an.
    »Wir sollten uns zusammentun, Sie und ich«, sagte er.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Das will ich Ihnen erklären. Wollen Sie sich ein bißchen Geld verdienen?«
    »Nein«, sagte Sue.
    »Was! Aber natürlich wollen Sie. Jeder will das. Also hören Sie zu. Wissen Sie, weshalb ich hier bin?«
    »Ich denke schon lange nicht mehr darüber nach, weshalb Sie irgendwo sind. Sie scheinen einfach immer hereinzuplatzen.«
    Sue wandte sich von ihm ab. Ihr war plötzlich ein schrecklicher Gedanke gekommen. Ronnie konnte jeden Augenblick auf der Terrasse erscheinen. Und was würde er denken, wenn er sie hier, gewissermaßen in trautem Tête-à-tête mit diesem Brechmittel Pilbeam fände? Oder vielmehr, was würde er nicht denken?
    »Wohin wollen Sie?«
    »Ins Haus.«
    »Kommen Sie zurück«, drängte Pilbeam.
    »Ich gehe.«
    »Aber ich muß Ihnen etwas Wichtiges sagen.«
    »Nun?«
    Sie blieb stehen.
    »Recht so«, sagte Pilbeam anerkennend. »Passen Sie auf. Sie werden zugeben, daß ich Sie verraten könnte, wenn ich wollte, und dann wäre Ihre Tour hier vermasselt. Stimmt’s?«
    »Und weiter?«
    »Aber ich werd’s nicht tun. Wenn Sie vernünftig sind.«
    »Vernünftig?«
    Pilbeam sah sich vorsichtig auf der Terrasse um.
    »Passen Sie auf«, sagte er. »Ich brauche Ihre Hilfe. Ich werde Ihnen sagen, weshalb ich hier bin. Der alte Knabe glaubt, ich sei gekommen, um sein Schwein wiederzufinden, aber in Wirklichkeit bin ich hier, um an dieses Buch zu kommen, das Ihr Freund Galahad schreibt.«
    »Was!«
    »Ich wußte, daß Sie überrascht sein würden. Ja, dahinter bin ich her. Hier in der Nähe wohnt jemand, dem himmelangst davor ist, daß in dem Buch ein Haufen Geschichten über ihn stehen, und der kam gestern in mein Büro und bot mir …« Er zögerte einen Augenblick. »… bot mir«, fuhr er fort, »hundert Pfund, wenn es mir gelänge, irgendwie ins Haus zu kommen und das Manuskript zu kassieren. Und da Sie mit dem alten Schwadroneur gut Freund sind, wird das Ganze ein Kinderspiel sein.«
    »So, meinen Sie?«
    »Ein Spaziergang«, versicherte er ihr. »Zumal er Ihnen ja das Ding zu lesen gibt. Sie brauchen es mir nur auszuhändigen, und schon gehören fünfzig Pfund Ihnen. Ohne daß

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