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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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mindestens ein Dutzend. Kniefall, Ohnmacht, hysterisches Lachen, Krämpfe … dutzende.«
    »Ich glaube, es genügt schon, wenn ich einfach mit ihm rede. Die Frage ist nur, wo und wie.«
    Der Ehrenwerte Galahad machte eine ausladende Handbewegung »Wo und wie? Also, ich kannte da mal ein Mädchen – inzwischen ist sie Großmutter –, die hatte sich mit ihrem Verlobten gezankt, und eine Woche später war sie zufällig auf demselben Landsitz zu Gast wie er – Heron’s Hill war’s, das Haus der Matchelows in Sussex –, und da lockte sie ihn in ihr Zimmer und verriegelte die Tür und drohte, sie würde einen Skandal machen, wenn er nicht sofort den Ring wieder herausrückte und sich als verlobt betrachtete. Und sie hätte das auch glatt getan. Sie hieß Frederica Nochwas. Eine Rothaarige.«
    »Wahrscheinlich muß man rothaarig sein, um sowas fertigzukriegen. Ich dachte mehr an ein stilles Zusammentreffen im Rosengarten.«
    Offensichtlich war das dem Ehrenwerten Galahad zu brav, aber er sagte nichts.
    »Na, jedenfalls werden Sie sich beeilen müssen, mein Kind. Stellen Sie sich mal vor, die richtige Miss Schoonmaker taucht hier auf. Sie hatte es ja vor.«
    »Ja, aber ich habe Ronnie gesagt, er soll ihr ein Telegramm schicken, unterschrieben mit ›Lady Constance‹, in dem steht, daß im Schloß Scharlach ausgebrochen sei und sie nicht kommen könne.«
    Es ist wahrhaftig nicht angenehm, ständig mit immer eindeutigeren Beweisen dafür kommen zu müssen, daß der Ehrenwerte Galahad sittlich total verkorkst war. Dennoch muß die Tatsache festgehalten werden, daß er bei diesen Worten den Kopf zurückwarf und in ein schallendes Gelächter ausbrach, das die Amsel, die soeben wieder zur Landung ansetzte, so eilig abdrehen ließ, als hätte man mit Schrot nach ihr geschossen. Es war jenes Lachen, bei dem in früheren Jahren die Portiers der besseren Londoner Nachtclubs unruhig wurden wie Schlachtrösser beim Schall der Trompete, in die Hände spuckten, ihre Muskeln befühlten und sich zum Einsatz bereit machten.
    »Das ist ja das Tollste, was ich je gehört habe!« rief der Ehrenwerte Galahad. »Sowas gibt einem direkt den Glauben an die heutige Jugend zurück. Und ein Mädchen wie Sie will im Ernst so einen heiraten wie … Aber was soll’s«, seufzte er resigniert, anscheinend bereit, aus einer unerfreulichen Sache das beste zu machen. »Schließlich ist das Ihre Angelegenheit. Sie müssen’s wissen. Und das Schöne daran ist, daß wir Sie in die Familie bekommen. Ein Mädchen wie Sie hat uns seit Jahren gefehlt.«
    Er tätschelte freundlich ihre Schulter, und sie gingen langsam zurück zum Haus, aus dem währenddessen zwei Männer traten.
    Der eine war Lord Emsworth. Der andere war Percy Pilbeam.
2
    Auf jemanden, der es nicht gewohnt ist, groß angelegte Landsitze zu besuchen, wirken Orte wie Blandings Castle demoralisierend. Als Sue seiner gewahr wurde, war der Besitzer der Detektei Argus nicht in bester seelischer Verfassung.
    Es fing mit Beach an, der ihn hereingelassen hatte. Der Butler hatte nur seinen Blick auf ihm ruhen lassen, aber das genügte schon. Mangelnde Körperertüchtigung und ein allzu herzhafter Appetit hatten im Laufe der Jahre Beachs Blick eine starre Ausdruckslosigkeit verliehen, die viele Menschen, wenn sie ihm begegneten, enervierend fanden. In Pilbeam rief er Minderwertigkeitsgefühle der schlimmsten Sorte hervor.
    Woher sollte er auch wissen, daß er für diesen Halbgott nur ein verschwommener Fleck war. Dem von Gewissensbissen gepeinigten Beach erschien fast alles nur noch als ein verschwommener Fleck. Aber Pilbeam interpretierte diesen Blick völlig falsch und las darin abgrundtiefe Verachtung und ein stummes Entsetzen darüber, daß so etwas wie er sich in Blandings Castle einschlich. Er kam sich vor wie etwas, das unter einem Stein hervorgekrochen ist.
    Und ausgerechnet in diesem Augenblick war jemand aus dem Dunkel der Halle getreten und hatte sich als der junge Mann, Name unbekannt, erwiesen, der auf der Tanzfläche bei Mario lebhaft die Absicht bekundet hatte, ihm den Garaus zu machen. Und nach seinem heftigen Zusammenzucken zu schließen, war das Gedächtnis des jungen Mannes so gut wie sein eigenes.
    Bisher hatten sich die Dinge also nicht gut angelassen für Percy Pilbeam. Aber nun wendete sich das Blatt. Gleich darauf war ihm nämlich ein Engel erschienen, verkleidet mit einer abgetragenen Tweedjacke und einem alten Hut. Er hatte sich als Lord Emsworth vorgestellt und Pilbeam in

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