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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Richtung, die Millicent eingeschlagen hatte.

Aktivitäten des Butlers Beach
1
    Die würdevolle, aber unmißverständliche Mitteilung, in der Rupert Baxter seine wohlerwogene Meinung über den Earl von Emsworth dargelegt hatte, war unmittelbar nach der Rückkehr des Ex-Sekretärs ins Haus zu Papier gebracht und sodann Beach anvertraut worden mit Händen, an denen noch Gartenerde klebte. Erst nachdem er sich dieser dringenden Aufgabe entledigt hatte, machte er sich auf den Weg nach oben mit dem Ziel, das dringend benötigte Bad zu nehmen. Gerade stieg er die Treppen hinauf und war kaum im ersten Stockwerk angelangt, als eine Tür sich öffnete und ihn etwas zum Stehen brachte, das man bei einer Frau geringeren Standes als Aufkreischen bezeichnet hätte. Da es jedoch von den Lippen Lady Constance Keebles kam, muß man es wohl als Ausruf der Verwunderung bezeichnen.
    »Mr. Baxter!«
    Sie stand in der Tür zu ihrem Boudoir und betrachtete seine verunreinigte Gestalt mit offenem Mund derart entgeistert, daß der Ex-Sekretär mit dem Gedanken spielte, sie in die Philippika einzuschließen, die er bereits in Gedanken zu formulieren begann. Er war nicht in der Stimmung, sich ungläubig anstarren zu lassen.
    »Darf ich hereinkommen?« fragte er kurz. Er konnte ja alles erklären, aber er wünschte das nicht auf dem Flur im ersten Stock eines Hauses zu tun, wo fast jeder mit aufgestellten Lauschern zuhören konnte.
    »Aber Mr. Baxter!«
    Er blieb eine Sekunde stehen, um mit den Zähnen zu knirschen. Dann schloß er die Tür.
    »Was haben Sie nur gemacht, Mr. Baxter?«
    »Ich bin aus dem Fenster gesprungen.«
    »Aus dem Fenster?«
    Er gab ein kurzes Resumé der Ereignisse, die zu dieser beherzten Tat geführt hatten. Lady Constance zog die Luft mit einem bedauernden Zischen durch die Zähne.
    »Meine Güte!« sagte sie. »Wie dumm von mir. Das hätte ich Ihnen sagen sollen.«
    »Wie meinen?«
    Obgleich in der Geborgenheit ihres Boudoirs, warf Lady Constance Keeble einen vorsichtigen Blick über ihre Schulter. Das Leben auf Blandings Castle war so nervenaufreibend und kompliziert geworden, daß außer Lord Emsworth fast jeder es sich zur Gewohnheit gemacht hatte, einen vorsichtigen Blick über seine Schulter zu werfen, bevor er etwas sagte.
    »Sir Gregory Parsloe schrieb in seinem Brief«, erklärte sie, »daß dieser Pilbeam, der heute abend herkommt, in seinem Auftrag handelt.«
    »In seinem Auftrag handelt?«
    »Ja. Anscheinend hat Sir Gregory ihn gestern aufgesucht und ihm eine große Summe geboten, falls er das Manuskript meines Bruders Galahad an sich bringt. Deshalb hat er uns auch heute abend zum Essen eingeladen, um Galahad aus dem Haus zu locken. Es wäre also gar nicht nötig gewesen, daß Sie sich diese Unannehmlichkeiten bereitet haben.«
    Schweigen breitete sich aus.
    »Es wäre also gar nicht nötig gewesen«, wiederholte Baxter der Tüchtige langsam und wischte sich ein Krümchen Gartenerde aus dem Auge, das seine Sicht behindert hatte, »daß ich mir diese Unannehmlichkeiten bereitet habe.«
    »Es tut mir sehr leid, Mr. Baxter.«
    »Reden wir nicht mehr davon, Lady Constance.«
    Nachdem das Krümchen Gartenerde daraus entfernt war, vermochte sein Auge wieder mit der gewohnten Schärfe zu arbeiten. Während er die zerknirschte Frau vor sich betrachtete, blitzte seine Brille stahlkalt.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Nun, es hätte mir in der Tat Ungelegenheiten erspart, wenn Sie mich davon eher in Kenntnis gesetzt hätten, Lady Constance. Ich habe mir am linken Schienbein eine nicht unerhebliche Schramme zugezogen und mich, wie Sie sehen, ziemlich beschmutzt.«
    »Das tut mir wirklich leid.«
    »Außerdem mußte ich einer Bemerkung Lord Emsworths entnehmen, daß mein Handeln bei ihm den Eindruck erweckt hat, ich sei geistesgestört.«
    »Oh je.«
    »Er spezifizierte sogar den Grad von Geistesgestörtheit. ›Total überkandidelt‹ waren seine Worte.«
    Er beruhigte sich ein wenig, da ihm einfiel, daß die Frau, die ihm gegenüber saß und annähernd das tat, was man als »Händeringen« bezeichnen könnte, sich eigentlich immer als wohlwollende Gönnerin gezeigt hatte, die nie müde geworden war, ihm wieder zu der Sekretärswürde zu verhelfen, die er einst innegehabt hatte.
    »Nun, daran ist nichts mehr zu ändern«, sagte er. »Alle Bemühungen müssen sich jetzt darauf richten, verlorenes Terrain wiederzugewinnen.«
    »Sie meinen, indem Sie die Kaiserin finden?«
    »Ganz recht.«
    »Ach, Mr. Baxter, wenn

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