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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Sie das doch könnten!«
    »Ich kann.«
    In stummer Bewunderung blickte Lady Constance in sein dunkles, entschlossenes, tüchtiges Gesicht. Hätte ein anderer Mann diese Worte gesprochen, dann hätte sie ihm entgegnet ›Aber wie?‹ oder auch ›Wie denn um alles in der Welt?‹ Doch da sie von Rupert Baxter kamen, wartete sie nur schweigend auf Erleuchtung.
    »Haben Sie schon einmal über die Angelegenheit nachgedacht, Lady Constance?«
    »Ja.«
    »Und zu welchem Ergebnis sind Sie gelangt?«
    Lady Constance kam sich so dumm und einfältig vor wie Doktor Watson oder einer dieser Stümper von Scotland Yard.
    »Eigentlich zu gar keinem«, bekannte sie und wich seiner Brille schuldbewußt aus. »Natürlich«, setzte sie dann hinzu, »halte ich es für absurd anzunehmen, daß Sir Gregory …«
    Baxter schob den Gedanken mit einer Handbewegung beiseite. Er war ihm nicht einmal ein abschätziges »Pfft!« wert.
    »In Fällen wie diesem«, erklärte er, »gilt es als erstes, ein Motiv zu finden. Wer auf Blandings Castle könnte ein Motiv gehabt haben, Lord Emsworths Schwein zu entführen?«
    Lady Constance hätte ein Jahreseinkommen dafür gegeben, wenn sie auf diese Frage eine intelligente Antwort gewußt hätte, aber sie konnte lediglich dasitzen und stumm zuhören. Baxter nahm ihr das nicht übel. Er wollte es gar nicht anders. Er sah seine Zuhörer am liebsten sprachlos und erwartungsvoll.
    »Carmody.«
    »Mr. Carmody?«
    »Ganz recht. Er ist Lord Emsworths Sekretär, und zwar ein völlig unfähiger Sekretär, der ständig damit rechnen muß, seine Stellung zu verlieren. Er sieht mich im Schloß eintreffen, den Mann, der früher seinen Posten innehatte. Er ist zutiefst beunruhigt. Er hegt Befürchtungen. Er sucht verzweifelt nach einer Möglichkeit, sich Lord Emsworths Wertschätzung zu sichern. Dann kommt ihm ein Gedanke, ein verwegener, von billigen Reißern inspirierter Gedanke, wie er nur Leuten seiner Geistesart kommt. Er verfällt darauf, das Schwein zu entführen und zu verstecken, um dann vorzutäuschen, er habe es wiedergefunden; und er glaubt, wenn er es seinem Besitzer wieder zuführe, werde Lord Emsworths Dankbarkeit so grenzenlos sein, daß die Gefahr einer Entlassung nicht mehr bestehe.«
    Er nahm seine Brille ab und putzte sie. Lady Constance stieß einen leisen Schrei aus. Bei jeder andern Frau hätte man von einem Aufquietschen gesprochen. Baxter setzte die Brille wieder auf.
    »Für mich steht fest, daß das Schwein sich zur Stunde irgendwo hier in der Nähe befindet.«
    »Aber Mr. Baxter …!«
    Der Ex-Sekretär hob gebieterisch die Hand.
    »Er wird diese Tat jedoch nicht alleine ausgeführt haben. Ein Sekretär kann nicht beliebig über seine Zeit verfügen, und es ist erforderlich, daß das Schwein regelmäßig gefüttert wird. Deshalb benötigt er einen Komplizen. Und ich glaube zu wissen, wer dieser Komplize ist. Beach!«
    Diesmal vermag nicht einmal der Chronist – sonst stets bemüht, Lady Constances Verlautbarungen im günstigsten Licht erscheinen zu lassen –, die Wahrheit zu beschönigen. Sie blökte.
    »Bi-i-i-i-each!«
    Die Brille fixierte sie scharf.
    »Haben Sie sich Beach in letzter Zeit einmal genauer angesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie war nicht die Frau, die sich Butler genauer ansah.
    »Ihn bedrückt etwas. Er ist nervös. Schuldbewußt. Er zuckt zusammen, wenn man ihn anspricht.«
    »So?«
    »Zuckt zusammen«, wiederholte Baxter der Tüchtige. »Vor wenigen Minuten erst gab ich ihm … sprach ich ihn an, und er machte einen Satz.« Er dachte nach. »Am liebsten würde ich hingehen und ihn verhören.«
    »Oh, Mr. Baxter! Wäre das denn klug?«
    Bis dahin war Rupert Baxters Plan, den Butler zu vernehmen, noch sehr unausgereift gewesen, eine Art Tagtraum, aber nach diesen Worten verdichtete sich die vage Absicht zu fester Entschlossenheit. Er ließ sich nicht einfach von Leuten fragen, ob das klug wäre.
    »Ein paar bohrende Fragen müßten genügen, um die Wahrheit aus ihm herauszubekommen.«
    »Aber er wird uns kündigen!«
    Dieses Zwiegespräch war reich durchsetzt gewesen mit Gelegenheiten, bei denen Baxter mit gutem Recht »Pffft!« hätte machen können, aber wie wir gesehen haben, hielt er bis jetzt an sich. Nun aber war es soweit.
    »Pffft!« machte Baxter der Tüchtige. »Es gibt genügend andere Butler.«
    Und nach diesem unwiderleglichen Wahrspruch stakste er aus dem Raum. Er hatte ein Bad noch genauso nötig wie vor zehn Minuten, aber er war mit seinen

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