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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Constance in London, und er stellte mich als Miss Schoonmaker vor, so daß soweit alles in Ordnung war … und da … Na ja, und da bin ich.«
    Wenn unsere Geschichte bisher überhaupt etwas beweisen konnte, dann war es die Tatsache, daß die moralischen Ansichten des Ehrenwerten Galahad Threepwood in höchstem Maße bedenklich waren. Über diesen Mann konnte man nur den Kopf schütteln. Sorgenvoll schütteln. Dies war die Ansicht seiner Schwester Lady Constance Keeble, und sie war zweifellos richtig. Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dann war er in den nun folgenden Worten zu finden.
    »In meinem ganzen Leben ist mir noch niemand begegnet«, sagte er und strahlte dabei, als hätte er einer Geschichte vom Sieg der Tugend gelauscht, »der so schneidig ran ging.«
    Sues Herz machte einen Freudensprung. Sie hatte ja gewußt, daß ihr Verstand mit seinen Zweifeln am Mitgefühl und Verständnis dieses Mannes im Irrtum war. Das sind die Pessimisten doch immer.
    »Sie werden mich also nicht verraten?« jubelte sie.
    »Ich?« sagte der Ehrenwerte Galahad entsetzt. »Wo denken Sie hin? Wofür halten Sie mich?«
    »Sie sind ein Engel!«
    Das Kompliment schmeichelte dem Ehrenwerten Galahad offensichtlich. Trotzdem schien ihn ein Gedanke zu beunruhigen. Er runzelte die Stirn.
    »Ich verstehe nur nicht«, sagte er, »warum Sie meinen Neffen Ronald heiraten wollen.«
    »Weil ich ihn liebe.«
    »Na hören Sie!« protestierte der Ehrenwerte Galahad. »Wissen Sie, daß er mir mal Reißzwecken auf den Stuhl gelegt hat?«
    »Und er wirft mit Tennisbällen nach Schweinen. Aber ich liebe ihn trotz allem.«
    »Nicht möglich!«
    »Doch.«
    »Wie können Sie nur so einen wie ihn lieben?«
    »Das hat er auch immer gesagt«, lächelte Sue. »Vielleicht liebe ich ihn deshalb.«
    Der Ehrenwerte Galahad seufzte. Die Erfahrung von fünfzig Jahren hatte ihn gelehrt, daß es zwecklos ist, mit Frauen über diesen Punkt zu streiten, aber er mochte das Mädchen gerne und fand den Gedanken schrecklich, daß sie sich blindlings wegwerfen wollte.
    »Überstürzen Sie nichts, mein Kind. Überlegen Sie sich’s genau. Ich kenne Sie gut genug, um zu wissen, daß Sie etwas Besonderes sind.«
    »Ich glaube, Sie mögen Ronnie nicht.«
    »Ich hab nichts gegen ihn. Er hat sich gebessert, seit er ein Junge war. Aber er ist nicht gut genug für Sie.«
    »Warum nicht?«
    »Darum.«
    Sie lachte.
    »Ich finde es lustig, daß ausgerechnet Sie das sagen. Lord Emsworth hat mir nämlich gerade erzählt, daß Sie früher genauso waren wie Ronnie.«
    »Was!«
    »Das hat er gesagt.«
    Der Ehrenwerte Galahad sah entgeistert drein.
    »Ich soll genauso gewesen sein?« Er klang indigniert, denn das hatte ihn in seinem Stolz getroffen. »So wie Ronnie? Ich war doch mindestens die doppelte Portion. Was glauben Sie, wieviele Bobbies in meiner besten Zeit nötig waren, um mich aus dem Alabama zur nächsten Wache zu schleifen? Zwei! Manchmal sogar drei. Und einer ging hinterher, um meinen Hut zu tragen. Clarence sollte sich wahrhaftig besser überlegen, was er redet. Solches achtlose Geschwätz kann schlimme Folgen haben. Das kommt davon, daß er die ganze Zeit nichts als Schweine im Kopf hat. Er weiß schon gar nicht mehr, was er sagt.«
    Er nahm sich zusammen und wurde ruhiger.
    »Worüber haben Sie sich denn mit dem dummen Bengel gezankt?«
    »Er ist kein dummer Bengel!«
    »Und ob er das ist. Sowas von einem dummen Bengel geht auf gar keine Kuhhaut. Da braucht man schon eine ganze Rinderherde. Seit wann kennen Sie ihn überhaupt?«
    »Seit neun Monaten.«
    »Sehen Sie, ich kenne ihn schon sein ganzes Leben, und ich sage Ihnen, er ist ein dummer Bengel. Wenn er’s nicht wäre, dann hätte er sich nicht mit Ihnen gezankt. Aber lassen wir das. Worüber haben Sie sich also gezankt?«
    »Er hat mich beim Tanzen erwischt.«
    »Na und?«
    »Ich hatte ihm versprochen, nicht tanzen zu gehen.«
    »Und das ist alles?«
    »Mir reicht’s.«
    Der Ehrenwerte Galahad nahm das nicht so tragisch.
    »Das ist doch keine Affäre. Wenn Sie diese Kleinigkeit nicht ausbügeln können, dann habe ich mich aber gewaltig in Ihnen getäuscht.«
    »Vielleicht kann ich’s ja.«
    »Selbstverständlich können Sie’s. Zu meiner Zeit konnten die Mädchen das immer. Ich bin im Nu weich geworden, wenn die Tränen erst mal flossen. Gehen Sie, schluchzen Sie ihm was vor. Wie sind Sie denn im Schluchzen?«
    »Nicht besonders gut.«
    »Na, es gibt ja noch eine Menge andere Maschen. Jedes Mädchen kennt

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