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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Gedanken zu sehr bei der Verbrecherjagd, als daß er jetzt an Bäder hätte denken können. Er eilte die Treppe hinunter. Er durchquerte die Halle. Er durchschritt die Tür, die zum Flügel des Dienstpersonals von Blandings Castle führte. Und gerade eilte er den schummrigen Gang zum Anrichtezimmer entlang, wo Beach sich um diese Stunde vermutlich aufhielt, als dort die Tür aufging und eine imposante Erscheinung heraustrat.
    Es war der Butler. Aus der Tatsache, daß er einen Bowler-Hut trug, war zu schließen, daß er das Freie suchte.
    Baxter hielt mitten im Lauf inne und verharrte wachsam auf einem Bein. Als sein Opfer dann in Richtung des Hinterausgangs verschwand, folgte er ihm rasch.
    Draußen war es fast so dunkel wie in dem Gang. Der vormals graue, drohende Himmel war inzwischen ganz finster. Er war eine aufgeblähte Masse von kohlschwarzen Wolken voller Blitze, Donner und Regen, wie sie im Laufe eines englischen Sommers so oft vorkommen, um die Inselbewohner daran zu erinnern, daß sie robuste Nordländer sind und sich ihre Widerstandsfähigkeit nicht von ewigem Sonnenschein ruinieren lassen wie jene weniger begünstigten Bewohner der südlichen Breiten. Der Donner bellte Baxter an wie ein Bluthund.
    Aber es mußte schon mehr kommen als ein Unwetter, um Baxter den Tüchtigen zu bremsen, wenn ihn die Pflicht rief. Wie dem Erlkönig im Gedicht, so folgte Baxter Beach dem Butler durch Nacht und Wind. Wenig später hatten die Büsche im Park erst den einen, dann den andern aufgenommen.
2
    Es gibt Leute, die behaupten – und die mit der Veröffentlichung dieser Behauptung in den Abendzeitungen einen Haufen Geld verdienen –, daß in diesen Zeiten des Verfalls der alte unbeugsame Kampfgeist der Briten untergegangen sei. Sie geben vor, vergebens auf der Suche zu sein nach Anzeichen für das Überleben von Zähigkeit und Härte, wie sie dereinst den Engländer zierten. Solchen Leuten hätte der Anblick Rupert Baxters, wie er den Elementen trotzte, fraglos Freude und Trost bereitet. Noch mehr aber hätte Hugo Carmodys Verhalten ihr Herz erwärmt.
    Als er Sue auf der Terrasse verließ und in Millicents Kielwasser davonschritt, war es Hugo nicht entgangen, daß ein Gewitter sich zusammenbraute. Er sah die Wolken. Er hörte das rasch herannahende Donnern. Beides war ihm schnurz und piepe. Sollte es doch regnen, sagte er sich. Sollte es doch ruhig regnen, soviel es lustig war. Und als hätte ihn das ermutigt, schickte der Himmel prompt einen dicken, feuchten Tropfen, der ihm zwischen Hals und Kragen glitschte.
    Er nahm kaum Notiz davon. Die vertrauliche Mitteilung seines Freundes Ronald Fish hatte seine Sinne so stumpf werden lassen, daß die Anwesenheit von Wassertropfen in seinem Genick ihn nicht weiter störte. So hatte er sich zuletzt an jenem Abend vor ein paar Jahren gefühlt, als er für die Leichtgewichtler seiner Universität im Ring stand und unvorsichtigerweise sein Kinn genau dahin hielt, wo sich in diesem Augenblick die Rechte seines Gegners befand. Wenn man sowas tut oder wenn man – was auf dasselbe hinausläuft – gerade erfahren hat, daß das geliebte Wesen sich mit einem andern verlobt hat, dann weiß man, wie einem Anarchisten zumute sein muß, wenn seine Bombe zu früh losgeht.
    In all den schweren Stunden der letzten Zeit hatte die Hoffnung Hugo nie ganz verlassen. Manchmal war sie schwach gewesen, aber sie war da. Er glaubte die Frauen zu kennen, so wie Sue glaubte, die Männer zu kennen. Wie Sue hatte er fest darauf vertraut, daß wahre Liebe alle Hindernisse überwindet, daß Eis schmilzt, daß entzweite Herzen mit ein wenig gutem Willen schließlich wieder zueinander finden. Und selbst wenn Millicent ihm bei jeder Begegnung Blicke voller Verachtung zuwarf, die ihn durchbohrten wie Dolche, dann hatte ihn das zwar geschmerzt, aber nicht verzweifeln lassen. Er hatte stets auf eine Gelegenheit gehofft, einmal mit ihr alleine zu sein, um ihr das Passende sagen zu können.
    Aber das war jetzt das Ende. Das war der Schlußpunkt. Das setzte dem Faß die Krone auf. Sie war mit Ronnie verlobt. Bald würde sie mit Ronnie verheiratet sein. Wie eine Hornisse trieb dieser gräßliche Gedanke Hugo Carmody durch die Finsternis.
    Es war jetzt so finster, daß er kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Er schaute sich um und merkte, daß er sich in einer Art Wald befand. Das mußte das westliche Wäldchen sein, dachte er dunkel, denn ein anderes gab es in diesem Teil der Ländereien nicht. Nun, ihm konnte es

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