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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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Männer », und da hat er gesagt ›Na ja, dann werden wir bestimmt sehr glücklich miteinander.‹«
    »So war das also.«
    »Ich hab’s nur getan, um dir eins auszuwischen.«
    »Ist dir prima gelungen.«
    Millicents Stimme wurde wieder eine Spur fester.
    »Du hast mich ja nie richtig geliebt«, sagte sie. »Gib’s zu.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Na, sonst wärst du doch nicht klammheimlich nach London gefahren, um deine Freundin, dieses Aas, zum Schwoof zu führen.«
    »Sie ist nicht meine Freundin. Und sie ist auch kein Aas.«
    »Ist sie doch.«
    »Na, du verstehst dich jedenfalls bestens mit ihr, wie es scheint. Ich habe euch auf der Terrasse munter plaudern gesehen.«
    »Wen?«
    »Dich und Miss Schoonmaker.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest. Was hat denn Miss Schoonmaker damit zu tun?«
    »Miss Schoonmaker ist nicht Miss Schoonmaker. Sie ist Sue Brown.«
    Einen Augenblick lang glaubte Millicent, daß der Kummer ihres Begleiters seinen Verstand in Mitleidenschaft gezogen habe. Sie starrte, wenn auch vergebens, in die Richtung, aus der sie seine Stimme vernommen hatte. Dann bekamen seine Worte plötzlich Sinn, und ihr stockte der Atem.
    »Sie ist dir hierher gefolgt!«
    »Sie ist nicht mir gefolgt. Sie ist Ronnie gefolgt. Ist es denn nicht in deinen Schädel hineinzukriegen«, fragte Hugo mit verständlicher Erbitterung, »daß du das alles ganz falsch siehst und einen gewaltigen Kuddelmuddel veranstaltet hast? Sue Brown macht sich nicht die Bohne aus mir, und ich bin bei ihr nie auf irgendwelche andern Gedanken gekommen als den einen, daß sie ein nettes Mädchen ist, mit dem sich’s gut tanzt. Einzig und allein deshalb bin ich mit ihr ausgegangen. Ich war seit sechs Wochen nicht mehr tanzen gewesen, und mir juckten die Füße schon so, daß ich nicht mehr ruhig schlafen konnte. Also bin ich nach London gefahren und mit ihr ausgegangen, und Ronnie entdeckte sie, wie sie gerade mit diesem pestilenten Pilbeam sprach, worauf er dachte, der habe sie ausgeführt, obwohl sie gesagt hatte, sie kenne den Mann gar nicht, was ja auch stimmte, aber Ronnie markierte den wilden Mann und sagte, er sei fertig mit ihr, und kam dann hierher, und sie wollte mit ihm reden, deshalb kam sie auch hierher unter dem Namen Schoonmaker, und kaum kommt sie an, da erfährt sie, daß Ronnie mit dir verlobt ist. Eine schöne Überraschung für das arme Mädchen!«
    In Millicents Kopf hatte schon lange vor dem Ende dieser Litanei alles angefangen, sich zu drehen.
    »Aber was macht Pilbeam hier?«
    »Pilbeam?«
    »Er hat auf der Terrasse mit ihr gesprochen.«
    Ein leises Knurren war in der Dunkelheit zu hören.
    »Pilbeam ist hier? Aha! Also ist er doch noch gekommen! Er ist nämlich der Kerl, zu dem Lord Emsworth mich geschickt hatte wegen der Kaiserin. Er betreibt die Auskunftei Argus. Es waren Pilbeams Schnüffler, die mich an diesem Abend in deinem Auftrag beschattet haben. So, so, er ist also hier? Dann soll er sich mal amüsieren, solange er’s noch kann. Soll mal die Landluft schnuppern, solange es für ihn noch was zum Schnuppern gibt. Die Abrechnung mit diesem Widerling wird bitter sein.«
    Aus dem Chaos in Millicents Kopf formte sich eine weitere Frage, die dringend nach sofortiger Aufklärung verlangte.
    »Du hast behauptet, sie sei nicht hübsch!«
    »Wer?«
    »Sue Brown.«
    »Ist sie auch nicht.«
    »Sie soll nicht hübsch sein? Sie ist bezaubernd.«
    »Für mich nicht«, beharrte Hugo. »Es gibt auf der ganzen Welt nur ein Mädchen, das ich hübsch finde, und das wird Ronnie heiraten.« Er machte eine Pause. »Wenn du immer noch nicht kapiert hast, daß ich dich liebe und immer geliebt habe und immer lieben werde und daß ich nie jemand anders lieben könnte, dann bist du ein geschorenes Schaf. Du könntest mir Sue Brown oder jedes andere Mädchen auf einem Silbertablett mit Kresse garniert vorsetzen, und ich würde nicht einmal ihre Hand berühren.«
    Wieder machte sich eine Ratte – sofern es nicht eine überdimensionale Maus war – in der Dunkelheit bemerkbar. Sie tat sich bei ihrem frühen Abendessen anscheinend an einem Stück Holz gütlich. Millicent bemerkte sie gar nicht. Sie hatte ihre Hand ausgestreckt und Hugos Arm gefaßt. Sie klammerte sich fest an ihn.
    »Oh, Hugo!« seufzte sie.
    Der Arm wurde lebendig. Er legte sich um sie und zog sie zärtlich über den Maus-und-Moder-Boden. Und dann stand die Zeit still.
    Hugo brach als erster wieder das Schweigen.
    »Wenn ich mir vorstelle, daß ich mir vor

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