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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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mir eine große Erleichterung, Sir, wenn ich die ganze Angelegenheit aus meiner Erinnerung tilgen könnte. Während der letzten Zeit habe ich unter größter Anspannung gestanden, Sir, und ich könnte das nicht länger ertragen. Und stellen Sie sich vor, ich würde verhört, Sir. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber Mr. Baxter hat mich des öfteren so angesehen, als hege er einen Verdacht.«
    »Baxter hegt ständig irgendeinen Verdacht«, erklärte Millicent.
    »Ja, Miss, aber in diesem Fall ist er begründet, und wenn Sie und Mr. Carmody mir die Bemerkung gestatten, würde es mich beruhigen, wenn er ihn nicht weiterhin zu hegen brauchte.«
    »Na schön, Beach«, sagte Hugo. »Nach allem, was Sie für uns getan haben, ist uns Ihr Wunsch Befehl. Sie können sich aus der Sache heraushalten, wenn Sie wollen. Obwohl ich dachte, daß Sie vielleicht weiterhin die Fütterung des Tieres …«
    »Nein, Sir … bitte … wirklich …«
    »Also gut. Komm, Millicent, wir müssen abdampfen.«
    »Nehmen Sie sie jetzt gleich mit?«
    »Auf der Stelle. Ich ziehe dieses Taschentuch durch den praktischen kleinen Ring, den Sie hier in seiner Schnauze sehen und … Allez – hopp! Auf Wiedersehen, Beach. Was ich jetzt tue, ist das beste, was ich je getan habe – wahrscheinlich.«
    »Auf Wiedersehen, Beach«, sagte Millicent. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie dankbar wir Ihnen sind.«
    »Es freut mich, daß ich zu Ihrer Zufriedenheit gehandelt habe, Miss. Ich wünsche Ihnen viel Glück und Erfolg, Sir.«
    Als er allein war, holte der Butler tief Luft, bis er aufschwoll wie ein Fesselballon, und dann atmete er mit einem langen, seufzenden Schnaufer wieder aus. Er nahm die Laterne und verließ die Hütte. Sein Gang war der Gang eines Butlers, dem ein zentnerschwerer Stein vom Herzen gefallen ist.
5
    Da ein ausgeprägter Sinn für die Würde seines Amtes Beach in dieser Hinsicht Zurückhaltung auferlegte, ist es nur wenigen bekannt, daß er eine recht angenehme Singstimme besaß. Es war ein kräftiger Bariton mit einem Timbre, wie es aus einem Faß sehr alten, trockenen Sherrys erklungen sein könnte, sofern dieses Stimmbänder gehabt hätte, und wir können uns keinen überzeugenderen Beweis seiner Seelenfreude denken als die Tatsache, daß er auf dem Heimweg durch den Wald seine eisernen Prinzipien in den Wind schlug und lauthals tirilierte. »Freut o-heuch des Lebens«, sang Beach, »wa-heil noch das Lä-hämpchen glüht …«
    Er fühlte sich fast wie ein fröhlicher junger Dienstbursch und gar nicht wie ein im Dienst ergrauter Butler. Mit weitem Herzen lauschte er den Vöglein. Den Kaninchen, die ihm über den Weg hoppelten, schenkte er ein wohlwollendes Lächeln. Der Schatten, der sein Leben verdüstert hatte, war von ihm gewichen. Er hatte seinen Seelenfrieden wieder.
    Deshalb erzitterte er nicht einmal, als er bei seiner Ankunft im Schloß von Diener James davon in Kenntnis gesetzt wurde, daß Lord Emsworth nach ihm verlangt und ihn umgehend in die Bibliothek bestellt habe. Noch vor einer knappen Stunde wäre ihm diese Mitteilung bedrohlich erschienen, aber jetzt ließ sie ihn kalt. Während er die Treppe hinaufstieg, mußte er sogar an sich halten, um nicht wieder sein Liedchen anzustimmen.
    »Äh – Beach.«
    »Euer Lordschaft?«
    Der Butler bemerkte nunmehr, daß sein Dienstherr nicht allein war. Neben ihm stand, höchst unschicklich auf den Teppich tropfend, da er sich auf irgendeine Weise völlig durchnäßt zu haben schien, Baxter der Tüchtige. Beach faßte ihn ruhig ins Auge. Was war ihm Baxter jetzt, was war er ihm?
    »Euer Lordschaft?« wiederholte er, da Lord Emsworth offenbar Schwierigkeiten hatte, die Konversation fortzusetzen.
    »Wie? Was? Was? Ach ja.«
    Der neunte Earl riß sich sichtbar zusammen.
    »Äh – Beach.«
    »Euer Lordschaft?«
    »Ich – äh – ich habe Sie rufen lassen, Beach …«
    »Ja, Euer Lordschaft?«
    An dieser Stelle fiel Lord Emsworths Blick auf ein Buch auf seinem Schreibtisch, das von Schweineseuchen handelte. Das schien ihm Kraft zu verleihen.
    »Beach«, sagte er mit einer recht festen, energischen Stimme, »ich habe Sie rufen lassen, weil Mr. Baxter einen sehr sonderbaren Vorwurf gegen Sie erhoben hat. Sehr sonderbar.«
    »Ich wäre sehr zu Dank verpflichtet, wenn ich die Gravamina erfahren könnte, Euer Lordschaft.«
    »Die was?« fragte Lord Emsworth ratlos.
    »Wenn Euer Lordschaft so freundlich wären, mir den Inhalt von Mr. Baxters Anschuldigungen mitzuteilen.«
    »Oh,

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