Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
den Inhalt? Ach so, den Inhalt meinen Sie? Jaja, natürlich. Gewiß, gewiß. Den Inhalt. Aber ja. Ich verstehe. Freilich, genau.«
    Der Butler merkte, daß sein Brotherr anfing, senil zu brabbeln. Wenn man diese menschliche Kuckucksuhr sich selbst überließ, konnte das noch stundenlang so weitergehen. Deshalb rief er ihn respektvoll, aber mit dem gebotenen Nachdruck zur Ordnung.
    »Was hat Mr. Baxter gesagt, Euer Lordschaft?«
    »Wie? Oh, sagen Sie’s ihm, Baxter. Na los, sagen Sie’s ihm.«
    Baxter der Tüchtige trat einen Schritt vor und tropfte nun auf einen andern Teil des Teppichs. Seine Brille blitzte wild entschlossen. Hier stand kein stammelnder, stockender Peer, sondern ein Mann, der wußte, was er wollte, und der das auch artikulieren konnte.
    »Ich bin Ihnen gerade zu der Jagdhütte im westlichen Waldstück gefolgt, Beach.«
    »Sir?«
    »Sie haben gehört, was ich gesagt habe.«
    »Gewiß Sir, aber ich dachte, ich hätte mich verhört. Ich war nicht an dem fraglichen Ort, Sir.«
    »Ich habe Sie doch mit eigenen Augen gesehen.«
    »Ich kann nur meine Aussage wiederholen, Sir«, sagte der Butler mit heiligmäßiger Unschuldsmiene.
    Lord Emsworth, der noch einen Blick auf die ›Schweineseuchen‹ geworfen hatte, wurde wieder lebhaft.
    »Er sagt, er hätte durchs Fenster geschaut!«
    Beach zog respektvoll eine Augenbraue hoch. Es war, als wollte er damit sagen, ein Kommentar über den Zeitvertreib der Gäste des Schlosses stehe ihm nicht zu, und wäre er noch so kindisch. Wenn es Mr. Baxters Wunsch war, bei strömendem Regen in den Wald hinauszugehen und einsame Versteckspiele zu machen, dann gehe das alleine Mr. Baxter etwas an.
    »Und Sie wären drin gewesen, sagt er, und hätten meine Kaiserin gefüttert.«
    »Euer Lordschaft?«
    »Und Sie wären drin … Ach, zum Kuckuck, Sie haben’s doch gerade gehört.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Euer Lordschaft, aber ich verstehe wirklich nicht.«
    »Also, um’s klipp und klar zu sagen: Mr. Baxter behauptet, Sie hätten mein Schwein entführt.«
    Es gab nur wenige Anlässe, die es dem Butler wert waren, beide Augenbrauen hochzuziehen. Dies war einer der wenigen. Er stand einen Augenblick da und führte die hochgezogenen Brauen Lord Emsworth vor; dann wandte er sich Baxter zu, damit auch dieser sie sehen konnte. Darauf senkte er sie wieder und ließ für Sekunden die Spur eines Lächelns um seine Lippen spielen.
    »Darf ich offen sprechen, Euer Lordschaft?«
    »Heraus damit, Mann, Sie sollen ja offen sprechen. Darum geht es doch die ganze Zeit. Deshalb habe ich Sie doch rufen lassen. Wir wollen ein volles Geständnis und den Namen Ihres Komplizen und so weiter und so fort.«
    »Ich zögere nur, weil das, was ich zu sagen beabsichtige, Mr. Baxter kränken könnte, Euer Lordschaft, und das möchte ich unter allen Umständen vermeiden.«
    Die Möglichkeit, daß Baxter der Tüchtige gekränkt sein könnte, schien Lord Emsworth im Gegensatz zu Beach nicht im geringsten zu beunruhigen.
    »Vorwärts. Sagen Sie, was Sie wollen.«
    »Nun denn, Euer Lordschaft, ich halte es für möglich, daß Mr. Baxter – wenn er mir die Bemerkung gestattet – eine Halluzination gehabt haben könnte.«
    »Pffft!« machte Baxter der Tüchtige abschätzig.
    »Sie meinen, er ist übergeschnappt?« fragte Lord Emsworth, dem dieser Gedanke gefiel. In seiner Aufregung über die Mitteilung seines ehemaligen Sekretärs hatte er diese einfachste aller Erklärungen völlig übersehen. Jetzt fiel ihm wieder alles ein, was diese Theorie zu stützen vermochte. Die Blumentöpfe … Der Sprung aus dem Bibliotheksfenster. Er sah Baxter scharf an. Da war tatsächlich ein irrer Glanz in seinen Augen. Der Glanz des Überkandidelten.
    »Also wirklich, Lord Emsworth!«
    »Nun, ich sage ja nicht, daß Sie es wirklich sind, mein Lieber. Aber …«
    »Für mich gibt es keinen Zweifel«, sagte Baxter förmlich, »daß dieser Mann lügt. Moment!« fuhr er fort und hob seine Hand. »Sind Sie bereit, mit seiner Lordschaft und mir jetzt sofort zur Jagdhütte zu gehen, damit seine Lordschaft sich selbst überzeugen kann?«
    »Nein, Sir.«
    »Ha!«
    »Ich möchte erst«, sagte Beach, »hinuntergehen und meinen Hut holen.«
    »Recht hat er«, sagte Lord Emsworth beipflichtend. »Sehr vernünftig. Könnte sich sonst eine scheußliche Grippe zuziehen. Holen Sie nur Ihren Hut, Beach, und kommen Sie dann zum Hauptportal.«
    »Sehr wohl, Euer Lordschaft.«
    Ein zufälliger Zeuge, der die kleine Gruppe wenige

Weitere Kostenlose Bücher