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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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unverzüglich zur Sache zu kommen und den Kerl da abzumurksen. Was Pilbeam das Leben rettete, war seine Rückenlage. Wenn man ein Carmody ist und ein Sportsmann dazu, dann kann man nicht einmal einen Skorpion attackieren, wenn er beharrlich auf dem Rücken liegt und die Augen geschlossen hält.
    »Vor ein paar Tagen«, hob er nochmals an, »kam ich in Ihr Büro. Wir sprachen über dieses und jenes, und dann ging ich wieder. Später stellte sich heraus, daß Sie, kaum war ich zur Tür hinaus, Ihre Schnüffler auf mich angesetzt hatten, die mich beschatten und über meine Schritte berichten sollten. Mit dem Ergebnis, daß mein Leben um ein Haar verpfuscht worden wäre. Und falls es Sie interessiert, ich werde Sie jetzt aus diesem Sessel zerren und herumdrehen und Ihnen einen gewaltigen Tritt verpassen, und dann werde ich Ihnen soviele weitere Tritte verpassen, wie nötig sind, um Sie aus dem Haus zu befördern. Und falls Sie es je wagen sollten, Ihre ungeputzte Nase nochmals zur Tür hereinzustecken, werde ich Sie ausweiden.«
    Pilbeam schlug die Augen auf.
    »Dagegen«, sagte er, »läßt sich nichts einwenden. Aber das ist doch alles kein Grund, so mir nichts dir nichts Schweine zu entführen.«
    Schon oft hatte Hugo von Leuten gelesen, die durch irgendeine Mitteilung ins Taumeln gerieten und unweigerlich zu Boden gesunken wären, wenn sie sich nicht an irgend etwas geklammert hätten. Es war ihm jedoch nie in den Sinn gekommen, er selbst könnte einemmal in diese Lage geraten. Tatsache ist aber, daß er sich in diesem Augenblick nur in der Vertikalen halten konnte, indem er sich an einer Stuhllehne festklammerte.
    »Schweinedieb!« sagte Pilbeam vorwurfsvoll und schloß die Augen wieder.
    Hugo hatte jetzt sein Gleichgewicht mittels der Stuhllehne soweit stabilisiert, daß er ein paar Schritte machen konnte. Nun bemühte er sich, seine Fassung wiederzuerlangen. Er nahm das Foto von Lord Emsworth in der Heimwehr-Uniform und betrachtete es geistesabwesend. Dann, als hätte er es erst jetzt wahrgenommen, stellte er es hastig wieder hin wie ein Mann, der merkt, daß er eine Schlange in der Hand gehalten hat.
    »Was meinen Sie damit?« fragte er heiser.
    Pilbeam öffnete die Augen.
    »Was ich damit meine? Was glauben Sie wohl, was ich damit meine? Ich meine damit, daß Sie ein Schweinedieb sind. Das meine ich damit. Sie schleichen herum, klauen Schweine und verstecken sie in Wohnwagen.«
    Hugo griff wieder nach Lord Emsworths Foto, merkte aber, was er tat, und ließ es schnell fallen. Pilbeam hatte erneut die Augen geschlossen, und als Hugo ihn so sah, konnte er sich eines gewissen Gefühls der Hochachtung nicht erwehren. Er hatte zwar schon gelesen, daß Detektive übermenschlichen Scharfblick besitzen, aber es war ihm noch nie vergönnt gewesen, diesen in Aktion zu erleben.
    »Konnten Sie mich denn sehen?«
    »Was sagen Sie, Carmody?«
    »Konnten Sie mich denn sehen?«
    »Ja, ich kann Sie sehen, Carmody«, sagte Pilbeam neckisch. »Guckuck!«
    »Konnten Sie mich denn sehen, als ich das Schwein in den Wohnwagen sperrte?«
    »Natürlich, Carmody. Warum hätte ich Sie nicht sehen sollen? Schließlich war ich im Regen naß geworden und hatte mich in den Wohnwagen einquartiert und meine Hosen zum Trocknen ausgezogen, weil ich nämlich an Rheuma leide.«
    »Ich habe Sie aber gar nicht bemerkt.«
    »Nein, Carmody, das haben Sie nicht. Und ich will Ihnen auch verraten, warum. Weil ich mich nämlich versteckt habe, als ich draußen eine weibliche Stimme sagen hörte ›Schnell rein damit, bevor jemand kommt!‹ Sie glauben doch nicht, daß ich mich einer Dame in halblangen Baumwollunterhosen präsentieren würde, wie? Sowas schickt sich doch nicht, Carmody«, sagte Pilbeam streng. »Sehr unfein.«
    Hugo verspürte in seinem Herzen die Bitterkeit des Kriminellen, der zu spät erkennt, daß es seine übergroße Schläue war, die ihm zum Verhängnis wurde. Dabei schien es eine glänzende Idee zu sein, die Kaiserin von der Jagdhütte im Wald in Baxters Wohnwagen zu bringen, wo sie bestimmt niemand suchen würde. Wie konnte er denn ahnen, daß dieser verdammte Wohnwagen von Detektiven wimmelte?
    In diesem dramatischen Augenblick ging die Tür auf, und Beach kam herein.
    »Verzeihung, Sir, aber wünschen Sie noch länger auf Mr. Ronald zu warten?«
    »Wie? Was?«
    »Kommt nicht in Frage!« sagte Pilbeam. »Wer zum Teufel ist überhaupt dieser Mr. Ronald? Ich bin doch nicht hergekommen, um eine Fastenkur zu machen. Ich will was zu

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