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Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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essen, und zwar presto. Und wenn das Mr. Ronald nicht paßt, dann soll er sich ausstopfen lassen.« Entschlossen schritt er zur Tür. »Kommen Sie, Carmody. Schmatzerchen machen.«
    Hugo hatte sich in einen Sessel fallen lassen.
    »Ich will nichts essen«, sagte er hohl.
    »Sie wollen nichts essen?«
    »Nein.«
    »Nichts essen?«
    »Nein.«
    Pilbeam zuckte unwillig die Schultern.
    »Der Mann muß einen Vogel haben.«
    Die Art und Weise, wie er der Treppe zustrebte, schien zu besagen, daß er für Hugo nichts mehr tun könne.
    Beach zögerte.
    »Soll ich Ihnen einige Sandwiches bringen, Sir?«
    »Nein danke. Was war das?«
    Draußen hatte es laut gepoltert. Der Butler ging zur Tür und sah hinaus.
    »Es ist nur Mr. Pilbeam, Sir. Er scheint die Treppe hinuntergefallen zu sein.«
    Für einen kurzen Augenblick leuchteten Hugos sorgenzerfurchte Züge hoffnungsvoll auf.
    »Hat er sich das Genick gebrochen?«
    »Anscheinend nicht, Sir.«
    »Schade«, sagte Hugo.

Schnelle Reaktion Baxters des Tüchtigen
1
    Es war kurz vor halb acht, als Baxter der Tüchtige sich in den Rauchsalon zurückzog. Er suchte Ruhe und Einsamkeit, und in diesem anheimelnden Refugium fand er beides in reichem Maße. Minutenlang war nichts zu hören außer dem langsamen Ticken einer Uhr auf dem Kaminsims. Dann ertönte aus der Halle ein neues Geräusch, erst leise, dann anschwellend zu einem mächtigen Dröhnen, das in der Luft vibrierte wie der Lockruf eines Auerochsen. Es war dies der Muezzin des englischen Landhauses, der Gong, der zum Abendessen rief.
    Baxter rührte sich nicht. Die in diesem Schall enthaltene Aufforderung ließ ihn kalt. Selbstverständlich hatte er sie vernommen. Schließlich war Beach ein Meister am Gong. Seine virtuose Armtechnik und der kraftvolle Schlag aus dem Handgelenk verrieten den Könner. Im Umkreis von reichlich einer Viertelmeile war er gar nicht zu überhören. Aber das Signal verfehlte bei Baxter seine Wirkung. Er gedachte nicht, zum Abendessen zu gehen. Er wollte mit seinen Gedanken allein bleiben.
    Nur wenige Menschen hätten mit solchen Gedanken allein bleiben mögen, denn sie waren sowohl finster als auch bitter. Die Expedition zur Jagdhütte im Wäldchen war für Rupert Baxter nicht gerade eine Lustpartie gewesen. Wenn er daran dachte, stieg in ihm die kalte Wut hoch.
    Und das, obwohl alle sehr nett zu ihm gewesen waren – nett und taktvoll. Gewiß, als sich herausstellte, daß sich in der Hütte nichts aufhielt, was auch nur entfernt einem Schwein ähnelte, hatte vielleicht momentan eine gewisse Spannung in der Luft gelegen. Lord Emsworth hatte seinen elfenbeinbeknauften Stock ein wenig fester umklammert und sich demonstrativ hinter Beach verschanzt, womit er nur zu deutlich zu sagen schien: »Passen Sie auf, falls er uns anfällt!« Und auf dem Gesicht des Butlers hatte ein nur schwer zu ertragender Ausdruck von Tadel und Mitleid gelegen. Aber dann waren sie beide reizend zu ihm gewesen.
    Lord Emsworth hatte beruhigend von Licht- und Schatteneffekten gesprochen. Er sagte – und Beach stimmte ihm darin zu –, daß man in der Dunkelheit während eines Gewitters leicht dem Irrtum erliegen könne, man habe einen Butler in einer Jagdhütte ein Schwein füttern gesehen. Wahrscheinlich, sagte Lord Emsworth – und Beach pflichtete ihm bei –, war es nur ein Stück Holz gewesen, das aus der Wand ragte – oder sowas ähnliches. Dann erzählte er des längeren, wie er selbst als Kind einmal geglaubt habe, eine Katze mit glühenden Augen zu sehen. Abschließend hatte er Baxter den Rat gegeben – den Beach für ausgezeichnet hielt –, er solle rasch nach Hause gehen, einen schönen heißen Tee trinken und sich dann ins Bett legen.
    Mit einem Wort, er hätte nicht freundlicher und fürsorglicher sein können. Und doch stieg in dem im Rauchsalon sitzenden Baxter, wie schon erwähnt, die kalte Wut hoch.
    Der Türknauf bewegte sich. Beach stand auf der Schwelle.
    »Falls Sie doch zum Abendessen kommen möchten, Sir, es ist angerichtet.«
    Er sprach von Freund zu Freund. Nichts an seinem Verhalten ließ darauf schließen, daß der Mann, zu dem er sprach, ihn je des Schweinediebstahls bezichtigt hatte. Für Beach war alles längst vergeben und vergessen.
    Aber die Milch der frommen Denkungsart, im Butler so reichlich vorhanden, war an Baxter noch nicht ausgeliefert worden. Die Feindseligkeit des Blicks, den er seinem Besucher zuwarf, war so unverhohlen, daß ein furchtsamerer Mann als Beach darob aufs heftigste

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