Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerliches Schloßgewitter

Sommerliches Schloßgewitter

Titel: Sommerliches Schloßgewitter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
Vom Netzwerk:
Gedanken wieder dem Rätsel zu, das ihn vor dem Eintreten dieses reizenden Butlers beschäftigt hatte.
    »Sagen Sie mal, Beach, ich warte hier schon seit Stunden. Wann gibt es endlich dieses Abendessen, für das Sie vorhin so emsig den Gong gerührt haben?«
    »Das Essen ist fertig, Sir, aber ich habe mit dem Servieren noch gewartet, denn im Sommer kommen Gentlemen gern etwas später.«
    Pilbeam sann über diesen Satz nach. Er klang so, als würde er einen ganz guten Schlagertitel abgeben. Im Sommer kommen Gentlemen gern etwas später, gern etwas später, ja, gern etwas später, und drum sitz ich noch hier allein an der Pier … Er versuchte, das mit der Melodie der Blaskapelle zu verbinden, aber es wollte nicht so recht klappen, und deshalb gab er es wieder auf.
    »Wo stecken denn die andern?« fragte er.
    »Seine Lordschaft, ihre Ladyschaft, Mr. Galahad sowie Miss Millicent speisen heute abend auf Matchingham Hall.«
    »Was! Beim alten Parsloe?«
    »Bei Sir Gregory Parsloe-Parsloe, ja, Sir.«
    Pilbeam lachte leise vor sich hin.
    »Donnerwetter! Geht ja ganz flott ran, der Gute. Finden Sie nicht auch, Beach? Ich meine, kaum rät man ihm zu was, gibt ihm eine Empfehlung, schlägt ihm gewisse Maßnahmen vor, und schon setzt er’s in die Tat um. Was meinen Sie, Beach?«
    »In Anbetracht der Oberflächlichkeit meiner Bekanntschaft mit Sir Gregory möchte ich mir keine Stellungnahme erlauben, Sir.«
    »Da wir gerade von Parsloe reden, Beach … Sie heißen doch Beach?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Mit einem großen B?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Also, da wir gerade von Parsloe reden, Beach: Ich könnte Ihnen da allerhand erzählen. Er hat nämlich was vor.«
    »Tatsächlich, Sir?«
    »Aber ich werde schweigen. Vertrauen gegen Vertrauen. Verschwiegen wie ein Grab. Berufsgeheimnis.«
    »Ja, Sir?«
    »Ganz richtig bemerkt: ja. Noch was von dem Zeug im Shaker, Beach?«
    »Ein wenig, Sir, wenn Sie es für richtig halten.«
    »Genau dafür halte ich es. Gießen Sie ein.«
    Der Detektiv schlürfte genießerisch, mit jedem Augenblick mehr erfüllt von einem schwerelosen Wohlbehagen. Wenngleich die freundschaftlichen Gefühle, die zwischen ihm und dem Butler bestanden, vielleicht eine etwas einseitige Angelegenheit waren, so darf man sie doch im Hinblick auf diese eine Seite als besonders herzlich bezeichnen. Zum erstenmal seit seiner Ankunft in Blandings Castle schien Pilbeam einen echten Kameraden gefunden zu haben, eine verwandte Seele, der er sich anvertrauen durfte. Und er hatte das unbändige Verlangen, sich jemandem anzuvertrauen.
    »Jaja, Beach«, sagte er. »Ich könnte Ihnen allerhand erzählen über allerhand Leute. Praktisch über alle hier im Haus könnte ich Ihnen was erzählen. Zum Beispiel über diesen Blonden – wie heißt er doch gleich? Der Sekretär des alten Herrn?«
    »Mr. Carmody, Sir.«
    »Carmody! Richtig. Kam nicht drauf. Ja, ich könnte Ihnen so einiges über Carmody erzählen.«
    »Tatsächlich, Sir?«
    »Jawohlja. Einiges über Carmody, das Sie sehr interessieren würde. Ich habe Carmody heute nachmittag gesehen, als Carmody mich nicht sehen konnte.«
    »Tatsächlich, Sir?«
    »Ja. Wo steckt Carmody überhaupt?«
    »Er wird sicher gleich herunterkommen, Sir. Mr. Ronald ebenfalls.«
    »Ronald!« Pilbeam pfiff leise durch die Zähne. »Mit Vorsicht zu genießen, dieser Ronnie. Wissen Sie, was er gerade versucht hat? Mich umzubringen!«
    Nach Ansicht Beachs, der Percy Pilbeam als entbehrliches Mitglied der Gesellschaft betrachtete, wäre das eine lobenswerte Tat gewesen, und er bedauerte, daß es nicht zur Ausführung gekommen war. Außerdem schien ihm, daß er als pflichtbewußter Butler, der zu sein er sich rühmte, diesen Mann schon längst sich selbst hätte überlassen sollen. Aber auch der perfekteste Butler ist nur ein Mensch, und Pilbeams faszinierendes Geplauder hielt ihn in Bann. Es erinnerte ihn an die Klatschspalte in ›Gesellschaftsgeflüster‹, jener Zeitschrift, deren treuer Abonnent er war. Er war neugierig. Bis jetzt hatte sein Gegenüber zwar nur Andeutungen gemacht, aber irgend etwas sagte ihm, daß in Kürze, wenn er sich noch etwas geduldete, eine sensationelle Enthüllung fällig war.
    Sein Gefühl trog ihn nicht. Pilbeam hatte sich mittlerweile den vierten Cocktail genehmigt, und der Drang, sich jemandem anzuvertrauen, war übermächtig geworden. Er sah Beach an, und er hätte heulen können bei dem Gedanken, daß er diesem trefflichen Gesellen etwas vorenthielt.
    »Und wissen Sie,

Weitere Kostenlose Bücher