Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht
zusammenzusitzen.
Trotzdem war er erleichtert, als Donia anrief und ihm mitteilte, dass sie Keenan und Ashlyn bei sich zu Hause erwartete. Sie sollten sich beeilen. Beiras Hexen wären durch ganz Huntsdale geritten und hätten Chaos und Verwüstung angerichtet. Die Lichtelfen hätten bereits begonnen, die Stadt zu verlassen, weil sie nicht dabei sein wollten, während alles im Umbruch war.
War ja klar, dass die nicht blieben.
Er seufzte. Es wäre nett gewesen, wenn wenigstens ein anderer Hof versucht hätte, den Aufruhr zu beenden, anstatt ihn anzuzetteln oder vor ihm wegzulaufen.
Nachdem er aufgelegt hatte, berichtete Keenan Ashlyn und Seth, was Donia gesagt hatte, und sie machten sich zum Aufbruch bereit.
Ashlyn schien Bedenken zu haben, Seth allein zurückzulassen, obwohl er ihr unzählige Male versicherte, dass sie sich bald wiedersehen würden.
»Die Hexen können hier nicht reinkommen, Beira jedoch durchaus«, ermahnte Keenan ihn leise. »Bleib hier drinnen, bis wir zurückkommen. Ich möchte nicht, dass du ihr in die Hände fällst.«
»Grams! Grams ist allein!«, flüsterte Ashlyn mit schreckgeweiteten Augen. Dann war sie schon aus der Tür und rannte los.
Keenan hielt einen kurzen Moment inne und sah Seth an. »Bleib hier. Wir kommen so bald wie möglich zurück.«
Seth nickte und schob ihn auf die noch offene Tür zu. »Pass auf sie auf.«
Niall hatte draußen bereits Wachmänner hinter Ashlyn hergeschickt.
»Irgendjemand muss hierbleiben und auf ihn aufpassen«, rief Keenan ihm zu. Dann lief er hinter Ashlyn her und hoffte, dass sie sich umsonst Sorgen machte, dass Elena in Sicherheit war.
Als Ashlyn zu Hause ankam, stand die Tür halb offen. Sie rannte ins Wohnzimmer. Der Fernseher lief, aber sie sah Grams nicht. Sie bog um die Ecke. »Grams?«
Hinter ihr drängten die Wachmänner in die Wohnung.
Grams lag auf dem Fußboden, die Augen geschlossen.
Ashlyn stürzte zu ihr, tastete nach dem Puls, überprüfte, ob sie atmete. Grams lebte.
»Ist sie …?« Keenan zog Ashlyn hoch und kniete sich neben Grams.
»Sie ist verletzt«, sagte Ashlyn. »Ihr kommt alle mit ins Krankenhaus. Und wenn sich ihr irgendjemand nähert, schirmt ihr sie ab.«
Keenan nickte grimmig. »Eure Königin hat gesprochen.«
Die Wachmänner verneigten sich. Einer trat vor. »Wir werden unser Bestes geben, aber sollte die Winterkönigin persönlich kommen …«
Ashlyn hörte die Angst in seiner Stimme. »Ist sie so stark?«
»Nur der Sommerkönig – oder das Oberhaupt eines anderen Hofes – könnte gegen sie ankommen«, erwiderte Keenan. »Wenn ich im Vollbesitz meiner Kräfte wäre, wenn du im Vollbesitz deiner Kräfte wärst, dann würde es auch uns gelingen. Wenn wir jetzt mit ins Krankenhaus fahren, werden wir Elena nicht wirklich helfen können. Aber nach der Zeremonie können wir sie beschützen.«
Einer der Wachmänner hob Grams behutsam vom Boden auf und hielt sie vorsichtig im Arm. Die anderen traten nacheinander in den Hausflur hinaus.
Ashlyn schluckte. Sie hasste die Vorstellung, Grams allein zu lassen. »Wenn es wirklich sie war, die Grams angegriffen hat …«
»Selbst wenn sie es nicht persönlich war, ist es auf ihren Befehl hin geschehen«, sagte Keenan mit finsterer Miene. »Sie hat dir gedroht, und Donia …«
»Dann lass uns gehen.« Sie sah zu Grams, die reglos in den Armen eines Elfen lag. »Wird es lange dauern?«, fragte sie Keenan.
»Nicht allzu lange.« Er schaute seine Männer an. »Tut, was immer ihr tun müsst. Wir kommen so bald wie möglich ins Krankenhaus. Geht!«
Während die Wachen zum Krankenhaus eilten, nahm Ashlyn Keenans Hand, und sie liefen los, schneller, als sie sich je hätte vorstellen können zu laufen – zu Donias Haus und zu der Prüfung, die alles verändern würde.
Dreißig
»Nie hat es einen Schöneren gegeben als [ihn] … Die
Wölfe wüteten nicht, die scharfen Eiswinde wehten
nicht und das Verborgene Volk kam aus den Elfenhügeln
und musizierte und verbreitete überall Freude.«
Ella Young: Keltische Wundermärchen (1910)
Obwohl Donia sie erwartet hatte, verschlug es ihr den Atem, als sie die beiden auf sich zukommen sah – sie hielten sich an den Händen und bewegten sich so schwindelerregend schnell, wie nur die stärksten Elfen es konnten.
»Don?« Er sah ganz fiebrig aus vor Aufregung, sein Gesicht leuchtete, das kupferfarbene Haar erstrahlte bereits in dem sonderbaren Sonnenlicht, das er in sich trug.
Sie zwang sich zu lächeln und trat
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