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Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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war, verschiedene Welten miteinander zu vermengen.
    »Brauchst du meine Jacke?« Seth zog sie näher an sich; wie immer entging ihm nicht das kleinste Detail. Sie schüttelte den Kopf, schmiegte sich jedoch, froh über die Rechtfertigung, sich von ihm im Arm halten zu lassen, enger an ihn. Er protestierte nicht, ließ seine Hände aber auch nicht an Stellen gleiten, wo sie nicht hingehörten. Er mochte zwar mit ihr flirten, aber er ließ sich nie zu einer Berührung hinreißen, die mehr als nur freundschaftlich war.
    »Gehst du dann mit mir beim Pins and Needles vorbei?«, fragte er.
    Der Tattoo-Laden lag fast auf ihrem Weg, außerdem hatte sie es gar nicht eilig, von Seth wegzukommen. Sie nickte und fragte dann: »Hast du dir eigentlich endlich was ausgesucht?«
    »Noch nicht, aber Glenn meinte, diese Woche hat dieser neue Typ bei ihnen angefangen. Ich dachte, ich schaue mir mal an, wie er so arbeitet, welche Stile er draufhat und so. Du weißt schon.«
    Sie lachte. »Logisch, du willst natürlich was ganz Besonderes.«
    Er zog sie spielerisch an den Haaren. »Wir könnten ja eine Vorlage aussuchen, die wir beide gut finden. Und uns beide das Gleiche machen lassen.«
    »Klar, kein Problem – gleich nachdem du dich Grams vorgestellt und sie dazu überredet hast, mir ihre schriftliche Erlaubnis zu geben.«
    »Das bedeutet dann wohl, dass du kein Tattoo bekommst. Weder jetzt noch irgendwann später.«
    »Sie ist echt nett.« Diese Diskussion führten sie nicht zum ersten Mal, aber Ashlyn hatte noch nicht aufgegeben – Fortschritte hatte sie allerdings auch noch nicht gemacht.
    »Nein. Das Risiko gehe ich lieber nicht ein.« Er küsste sie auf die Stirn. »Solange sie mich nicht kennt, kann sie mich auch nicht anschauen und sagen: ›Lassen Sie die Finger von meinem Mädchen!‹«
    »Ich kann nichts falsch daran finden, wie du aussiehst.«
    »Ach, nein?« Er lächelte matt. »Und sie auch nicht?«
    Davon war Ashlyn überzeugt, aber bislang hatte sie Seth nicht dazu bringen können, es auch zu glauben.
    Sie gingen schweigend weiter bis zum Pins and Needles. Nach vorn zur Straße hin war der Laden fast komplett verglast und wirkte dadurch weniger einschüchternd auf potenzielle Kunden. Aber im Gegensatz zu den Tattoo-Shops, die Ashlyn in Pittsburgh gesehen hatte, war dieser hier ganz und gar nicht aufpoliert. Er strahlte vielmehr noch den ursprünglichen, rauen Charme dieser Kunstform aus und wandte sich weniger an trendige Leute – nicht, dass es davon in Huntsdale viele gegeben hätte.
    Als sie eintraten, läutete die Kuhglocke an der Tür. Rabbit, der Besitzer, spähte aus einem der Nebenräume hervor, winkte kurz und verschwand wieder.
    Seth ging zu einem langen Couchtisch an der Wand, auf dem sich Kataloge stapelten. Er suchte den neuesten heraus und machte es sich damit bequem. »Willst du mit reingucken?«
    »Nein.« Ashlyn trat an die Glasvitrine, in der Piercingstäbe, Ringe und Stecker auslagen. Genau so etwas wollte sie. Bislang hatte sie in jedem Ohr nur ein einzelnes Loch, doch jedes Mal, wenn sie hierherkamen, überlegte sie, sich ein Piercing machen zu lassen. Allerdings nicht im Gesicht, dieses Jahr noch nicht: An der Bishop O’Connell High School herrschten strenge Regeln, was Gesichtspiercings betraf.
    Einer der beiden Piercer erhob sich. »Wie wär’s mit einem Lippenpiercing?«
    »Nicht bevor ich mit der Schule fertig bin.«
    Er zuckte die Achseln und putzte weiter an seiner Glasvitrine herum.
    Wieder ertönte das blecherne Glockengeläut. Leslie, eine Freundin aus der Schule, kam mit einem stark tätowierten Typen herein, der vollkommen anders wirkte als die, mit denen sie sonst ausging. Er sah toll aus: ganz kurz geschnittene Haare, perfekte Gesichtszüge, blauschwarze Augen. Außerdem war er ein Elf.
    Ashlyn erstarrte. Der Boden schien unter ihr zu schwanken, während sie ihn beobachtete. Heute Abend sind zu viele Elfen in Menschengestalt unterwegs. Zu viele starke Elfen.
    Doch dieser Elf beachtete sie kaum, während er in den hinteren Raum ging und dabei mit den Händen über einen der Schmuckschränke mit Stahlstreben fuhr.
    Sie konnte den Blick nicht abwenden, noch nicht. Die meisten Elfen kamen gar nicht bis in die Innenstadt; sie berührten auch kein Eisen, und todsicher konnten sie nicht zugleich giftiges Metall berühren und einen Zauber aufrechterhalten. Das waren die Regeln. Sie hatte nach diesen Regeln gelebt. Es gab ein paar Ausnahmen – die wenigen starken Elfen –, aber

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