Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
Vom Netzwerk:
geglaubt hatte. Donia klammerte sich an das Geländer ihrer Terrasse und versuchte, sich aufrecht zu halten. Doch vergeblich.
    »Ciao.« Beira winkte Keenans Wachen mit den Fingern und verschwand mit ihren Hexen in der Dunkelheit.
    Als Keenan erwachte, saß Beira in einem Schaukelstuhl an seinem Bett – einen Korb mit Stoffresten zu ihren Füßen und eine Nähnadel in der Hand.
    »Du nähst eine Flickendecke?« Er hustete. Seine Kehle war ganz wund von dem Eis, das er geschluckt hatte, als sie ihn eingefroren hatte. »Das ist selbst für dich ein bisschen übertrieben, findest du nicht?«
    Sie hielt die Stoffreste hoch, die sie zusammengenäht hatte. »Findest du? Ich bin ziemlich gut darin.«
    Er setzte sich auf. Über ihn waren dicke Felle gestapelt – einige davon noch blutverschmiert. »Immerhin ist das bei weitem besser als deine wirklichen Hobbys.«
    Sie wedelte mit der Hand durch die Luft, so als hätte sie genug, und ließ die Nadel los – die weiter in den Stoff hinein- und wieder heraussauste. »Sie ist nicht die Richtige, dieses neue Mädchen.«
    »Sie könnte es aber sein.« Er dachte daran, wie sehr Ashlyn ihre Gefühle unter Kontrolle zu haben schien. »Sie ist die, von der ich träume …«
    Eine Fuchszofe trug auf einem Tablett heiße Getränke und dampfende Suppe herein. Beides stellte sie auf dem niedrigen Tisch an seinem Bett ab.
    »Ach, das waren die anderen doch auch, mein Schatz.« Beira lehnte sich seufzend in ihrem Stuhl zurück. »Du weißt, dass ich nicht mit dir streiten will. Wenn ich gewusst hätte, was passiert … Aber du bist doch erst an eben diesem Tag gezeugt worden. Wie konnte ich wissen, was passieren würde, als ich ihn tötete? Ich wusste ja noch nicht einmal, dass es dich überhaupt gab .«
    Das erklärte nicht, warum sie seine Kräfte gebunden, warum sie ihre verwandtschaftliche Beziehung benutzt hatte, damit der Hof der Finsternis einen Fluch über ihn verhängte. Dafür hatte sie ihm noch nie eine Erklärung gegeben, nur für den Ursprung seines Amtes, nicht für die Art und Weise, wie sie ihn in seiner Macht beschnitten hatte.
    Keenan nahm eine der dampfenden Tassen mit heißer Schokolade. Die Wärme fühlte sich wunderbar an in seinen Händen, und in seiner Kehle sogar noch besser. »Sag mir doch einfach, wer sie ist«, sagte er.
    Als Beira nicht antwortete, fuhr Keenan fort: »Wir können doch einen Kompromiss schließen. Uns das Jahr teilen, die Gegenden, so wie es mit meinem Vater war.« Er trank die Schokolade aus und nahm die nächste Tasse, einfach nur, um die Wärme in seinen Händen zu spüren.
    Sie lachte, wodurch sie einen kleinen Schneesturm entfachte, der durch das Zimmer wirbelte. »Ich soll alles aufgeben? Und vertrocknen wie eine Hexe? Warum sollte ich das tun?«
    »Für mich? Weil es richtig ist? Weil …« Er schwang seine Beine aus dem Bett und zuckte zusammen, als seine Füße in eine kleine Schneeverwehung einsanken. Manchmal waren die alten Traditionen das Schlimmste, Sätze, die sie seit Jahrhunderten miteinander wechselten, als folgten sie einem Drehbuch. »Ich muss dich das fragen. Das weißt du.«
    Beira nahm die Nadel wieder in die Hand und stach sie in den Stoff. »Ja, ich weiß. Dein Vater hat mich das auch immer gefragt. Er hat jede Regel befolgt, von A bis Z. So war er nun mal …«, sie setzte eine finstere Miene auf und zog einen neuen Flicken aus dem Korb, »so unglaublich durchschaubar.«
    »Von Jahr zu Jahr verhungern mehr Sterbliche. Die Kälte … ihre Ernte geht kaputt. Menschen sterben.« Keenan holte tief Luft und musste erneut husten. Die Luft im Zimmer war eiskalt. Jetzt, wo er erst einmal geschwächt war, würde sich seine Genesung immer weiter verzögern, je länger er in ihrer Nähe blieb. »Sie brauchen mehr Sonne. Sie brauchen wieder einen richtigen Sommerkönig.«
    »Das ist nun wirklich nicht meine Sorge.« Sie ließ ihr Nähzeug in den Korb fallen und wandte sich zum Gehen. »Du kennst die Regeln.«
    »Richtig. Die Regeln …« Regeln, die zu ihrem Vorteil gemacht waren, Regeln, die ihn bereits seit Jahrhunderten gefangen hielten. »Ja, ich kenne die Regeln.«

Sechs
»Beim Anblick einer Soutane und beim Klang
einer Glocke ergreifen [die Elfen] die Flucht.«
    Thomas Keightley: Die Mythologie der Elfen (1870)
    Am Montag erwachte Ashlyn, bevor ihr Wecker klingelte. Nach einer schnellen Dusche zog sie ihre Schuluniform an und ging in die Küche. Grams stand am Herd und briet Eier mit Speck.
    Ashlyn beugte sich

Weitere Kostenlose Bücher