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Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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auf der einen und Jeff als einsamer männlicher Stimme auf der anderen Seite. Hin und wieder schalteten sich auch einige andere ein, doch die meiste Zeit waren es nur sie und Leslie gegen Jeff.
    Nach der Stunde trennte Ashlyn sich an ihrem Schließfach von Leslie und schloss sich der Menge an, die zum Ausgang strömte. Den Schultag mit ihrem Lieblingskurs zu beenden war nicht ganz so gut, wie ihn damit zu beginnen – anstatt mit der Folter der höheren Mathematik –, aber immerhin fast so gut.
    Ashlyn trat durch das Hauptportal ins Freie. Die Angst, die sie morgens unterdrückt hatte, kehrte mit einem Schlag zurück: Draußen saß die Totenbleiche auf dem Rücken des Wolfes – und sie wirkte genauso erschreckend wie der Elf im Comic-Laden, Keenan.

Sieben
»Die Elfen sind nicht nur rachsüchtig, sondern
auch sehr arrogant und dulden keinerlei
Einschränkung ihrer angestammten Rechte.«
    Lady Francesca Speranza Wilde: Legenden, dunkler
Zauber und Aberglaube des alten Irland (1887)
    »Hallo?« Leslie schnippte vor Ashlyns Gesicht mit den Fingern, so dass Ashlyn auf ihren silbernen Nagellack aufmerksam wurde. »Kommst du nun oder kommst du nicht?«
    »Was?«
    »Na, zu Dom.« Leslie seufzte und schaute sie genervt an – eine Miene, die Ashlyn nur zu gut kannte.
    Carla, die neben ihnen stand, unterdrückte ein Lachen.
    Leslie atmete geräuschvoll aus und blies sich den zu langen Pony aus dem Gesicht. »Du hast nicht ein Wort gehört von dem, was ich gesagt hab, stimmt’s?«
    »Wartet!«, rief Rianne und kam die Treppe heruntergerannt. Ebenso wie Leslie hatte sie bereits ihren Blazer ausgezogen und zwei Knöpfe ihrer Bluse aufgeknöpft. Das war alles nur Show, aber ein nicht eben kleiner Teil des Lehrkörpers an der Bishop O. C. reagierte stets allergisch darauf.
    »Ihr befindet euch immer noch auf dem Gelände der Schule!«, ließ sich denn auch prompt Pater Edwin vernehmen, der neben dem Gebäude stand.
    »Jetzt nicht mehr!« Rianne trat vom Bordstein auf die Straße und warf ihm eine Kusshand zu. »Bis morgen, Pater.«
    Pater Edwin zupfte an seinem Priesterkragen herum – seine Version des Räusperns. »Seht zu, dass ihr euch keinen Ärger einhandelt.«
    »Ja, Pater«, erwiderte Leslie folgsam. »Kommst du denn nun, Ash?«, fragte sie dann in einem leiseren Tonfall. Sie blieb nicht stehen, sondern bog einfach um die Ecke und erwartete, dass alle anderen ihr folgten.
    Ashlyn schüttelte den Kopf. »Ich bin mit Seth in der Bibliothek verabredet.«
    » Der Typ ist ja vielleicht scharf.« Rianne seufzte übertrieben. »Verheimlichst du uns nicht etwas? Les sagt, er ist der Grund, warum du uns neulich versetzt hast.«
    Die Totenbleiche hörte von der anderen Straßenseite alles mit an, was sie sagten. Sie folgte ihnen auf ihrem Wolf, der spielend mit ihnen Schritt hielt.
    »Wir sind nur Freunde.« Ashlyn errötete. Diesmal war es ihr noch peinlicher als sonst, von Elfen belauscht zu werden.
    Ashlyn hielt an und zog ihren Schuh aus, als wäre ein Steinchen hineingeraten. Dabei warf sie einen Blick zurück: Die Totenbleiche und ihr Wolf blieben im Schatten der schmalen Gasse auf der anderen Straßenseite stehen. Menschen gingen vorbei, redeten, lachten und nahmen den unnatürlich großen Wolf und dessen wilde Reiterin – wie immer – mit keiner Faser wahr.
    »Ich wette, zwischen euch könnte auch mehr passieren.« Rianne hakte sich bei Ashlyn unter und drängte sie vorwärts. »Meinst du nicht auch, Les?«
    Leslie verzog das Gesicht langsam zu einem wissenden Grinsen: »Nach allem, was man so hört, hat er genug Erfahrung, um für diese Aufgabe bestens geeignet zu sein. Glaub mir: Der Erste sollte ein echter Könner sein.«
    Und Rianne fügte mit kehliger Stimme hinzu: »Und wie man hört, ist er das.«
    Carla und Leslie lachten; Ashlyn schüttelte den Kopf.
    »Sheila erzählte, sie hätte im Büro von Pater E. den neuen Schüler gesehen, der diese Woche zu uns kommt, irgendein Waisenkind«, sagte Carla, als sie an einer Ampel stehen blieben. »Sie meinte, er wäre ein absoluter Leckerbissen.«
    »Waisenkind? Hat sie wirklich Waisenkind gesagt?« Leslie verdrehte die Augen.
    Ashlyn war erleichtert, nicht mehr im Mittelpunkt des Gesprächs zu stehen, und hörte nur halb hin. Ihre Gedanken waren eher bei ihrer Verfolgerin als bei irgendeinem neuen Schüler. Die Elfe blieb immer exakt auf gleicher Höhe mit ihnen. So, wie die vorbeikommenden anderen Elfen ihr begegneten, musste die Totenbleiche etwas Besonderes

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