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Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht

Titel: Sommerlicht Bd. 1 Gegen das Sommerlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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wäre die Gesuchte. Das steht mir nicht zu.«
    »Ich schätze deine Meinung«, versicherte Keenan ihm. »Sag mir, was du denkst.«
    »Lass nicht zu, dass Ashlyn die Herausforderung ablehnt. Wenn sie die Richtige ist, aber es nicht …« Tavishs Blick verharrte auf den schweren Folianten hinter Keenan. »Sie muss es tun.«
    Der ältere Elf war so lange zurückhaltend gewesen, dass seine plötzliche Vehemenz fast besorgniserregend war.
    »Und wenn sie sich weigert?«, fragte Keenan.
    »Das darf sie nicht. Sorg dafür, dass sie zustimmt.« Als Tavish Keenan schließlich direkt anschaute, waren seine Augen wie schwarze Seen in einem dunklen Wald, unheimlich und faszinierend zugleich. »Tu, was auch immer du tun musst, selbst wenn es dir oder ihr … zuwider sein sollte. Wenn du im Leben nur einen meiner Ratschläge beherzigst, mein König, dann beherzige diesen.«

Zwanzig
»[Sie boten ihm] ihm einen Trank an … danach verstummte
die Musik und die gesamte Gesellschaft verschwand,
den Kelch in seiner Hand zurücklassend, und er kehrte
heim, wenn auch sehr müde und ermattet.«
    Thomas Keightley: Die Mythologie der Elfen (1870)
    Als Ashlyn aufwachte – die roten Zahlen des Weckers zeigten an, dass es nach neun war –, stürzten die Ereignisse des Vorabends auf sie ein: die seltsamen Getränke; das Tanzen; ihre Offenbarung bei Sonnenaufgang, sie wüsste über Keenan Bescheid; sein Kuss . An dem Punkt riss ihre Erinnerung ab. Was ist dann passiert? Wie bin ich nach Hause gekommen? Sie sprang aus dem Bett und schaffte es gerade noch bis ins Bad, dann musste sie sich übergeben. O mein Gott.
    Sie saß lange so da und hielt ihr Gesicht an das kalte Porzellan, bis sie sicher war, dass sie aufstehen konnte, ohne sich erneut zu übergeben. Sie zitterte am ganzen Körper, als hätte sie die Grippe, aber nicht die Grippe war der Grund dafür, dass sie sich so schrecklich fühlte. Es war panische Angst. Er weiß, dass ich sie sehen kann. Sie werden kommen und mich holen, und Grams auch … Als sie sich Grams im Kampf mit den Elfen vorstellte, hätte sie sich beinahe erneut übergeben müssen. Ich muss hier raus.
    Nachdem sie sich die Zähne geputzt und ihr Gesicht gewaschen hatte, schlüpfte Ashlyn rasch in ihre Jeans und ein T-Shirt, zog Stiefel an und schnappte sich ihre Tasche.
    Grams saß in der Küche, starrte die Kaffeemaschine an und war ein bisschen weniger aufmerksam als sonst, weil sie noch nicht ihre morgendliche Portion Koffein bekommen hatte.
    Ashlyn zeigte auf ihr Ohr.
    Grams schaltete das Hörgerät an. »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
    »Ja, bin nur spät dran, Grams. Ich hab verschlafen.« Ashlyn umarmte sie rasch und wandte sich zum Gehen.
    »Aber dein Frühstück …«
    »Tut mir leid. Ich treffe mich mit, äh, Seth. Hab ich dir das nicht erzählt? Wir sind zum Frühstücken verabredet …« Sie versuchte ganz ruhig zu sprechen.
    Lass dir nicht anmerken, wie viel Angst du hast.
    Grams machte sich nach dem Gespräch von neulich Abend ohnehin schon viel zu viele Sorgen; sie wollte sie nicht noch mehr beunruhigen.
    »Mir machst du nichts vor, Ashlyn. Du weichst mir aus, damit ich dir keine Fragen zu dem Problem stellen kann. Aber wir sprechen uns noch.« Grams sah sie finster an. »Es ist nicht besser geworden, hab ich Recht?«
    Ashlyn schwieg. »Nur noch ein paar Tage, ja, Grams? Bitte.«  
    Einen Moment lang sah es so aus, als wollte Grams sie aufhalten: Sie schürzte die Lippen und stemmte ihre Hände in die Hüften. Dann seufzte sie. »Keine paar Tage. Wir reden morgen darüber. Hast du mich verstanden?«
    »Versprochen.« Ashlyn gab ihr zum Abschied einen Kuss und war erleichtert, dass sie wenigstens noch einen Tag Aufschub bekommen hatte. Sie war nicht sicher, wie sie dieses Gespräch überstehen würde, zumindest im Augenblick nicht.
    Ich brauche Seth. Ich hab ihn gestern Abend nicht mal mehr angerufen.
    »Ich fasse es nicht, dass ich das getan habe.« Ashlyn steckte den Kopf zwischen ihre Knie und konzentrierte sich darauf, sich nicht auf ihre Füße zu übergeben. »Ich habe ihm erzählt, dass ich weiß, was sie sind.«
    Seth saß neben ihren Füßen auf dem Fußboden. Er strich ihr über den Rücken und machte dabei kleine kreisende Bewegungen, um sie zu beruhigen. »Ist schon okay. Los, komm. Tief durchatmen. Atme einfach.«
    »Es ist nicht okay, Seth«, sagte sie. Ihre Stimme klang erstickt, kein Wunder bei ihrer verkrampften Haltung. Sie hob den Kopf gerade so weit, dass sie ihn ansehen

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