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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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raubtierhaften Blick, dass sich ihr vor Angst der Magen zusammenzog. Er war furchteinflößend – doch niemand außer ihr sah es. Ashlyn und Seth beobachteten nur sie, nicht Keenan.
    Ihr reichte es. Ihre Wut und ihre Angst verpufften und sie lächelte ihn so grausam an, dass sie über sich selbst staunte. »Lass mich in Ruhe, Keenan! Du hast mir nichts zu befehlen. Weder jetzt noch in Zukunft. Leg dich nicht mit mir an, Juniorkönig.«
    Juniorkönig?
    Das waren nicht ihre Worte. Sie ergaben keinen Sinn. Aber sie fühlte sich besser, nachdem sie sie ausgesprochen hatte. Sie ging weg und schlängelte sich durch die Menge, bis sie vorn an der Bühne ankam. Sie hatte das Gefühl, jemanden zu suchen, den einen, der alles gut werden ließ. Wo bist du? Der Gedanke ging ihr immer wieder durch den Kopf, so oft, dass sie ihn anscheinend auch laut vor sich hin gesagt hatte.
    Er antwortete: »Ich bin hier.«
    Und sie wusste, nach wem sie suchte. »Irial.«
    »Wie fühlst du dich heute Abend, mein Liebling?«
    »Wütend. Und du?« Sie drehte sich zu ihm um und musterte ihn von oben bis unten, wie er es mit ihr im Rath gemacht hatte. Er sah gut aus, wie die Sünde im Anzug. Von den Spitzen seiner weichen Lederstiefel bis zu seinem Seidenhemd war er umwerfend, doch das war noch kein Grund, ihm seine Aufdringlichkeiten oder sonst irgendetwas zu verzeihen. Sie nahm all ihre Wut, ihre Verlegenheit und ihre Angst zusammen. Dann sah sie ihm direkt in die Augen und sagte: »Ich bin weder beeindruckt noch interessiert.«
    »Lügnerin.« Er lächelte und strich mit dem Finger über ihr Handgelenk. Dann holte er tief Luft, als wollte er einen imaginären Duft einatmen und festhalten, und plötzlich war sie ganz ruhig. Sie war weder ängstlich noch besorgt, empfand nichts von dem, was sie eigentlich empfinden sollte. Stattdessen kam es ihr vor, als entrollte sich etwas in ihrem Inneren, als streckte und reckte sich eine schattenhafte Gestalt unter ihrer Haut.
    Ihre Augen schlossen sich, ihr Herz flatterte. Nein . Sie trat einen Schritt zurück und sagte zu ihm: »Du solltest jetzt besser gehen.«
    »Und dich hier allein lassen?« Er schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich das tun? Ich werde dich beschützen, wenn der Juniorkönig dir hinterherkommt und um dich herumschleicht. Der Junge ist wirklich lästig.«
    »Ich habe eine Verabredung«, sagte sie, obwohl sie nicht ganz sicher war, wie das jetzt überhaupt gehen sollte. Konzentrier dich darauf. Niall wohnte bei Keenan, war sein Bewacher, aber allein die Vorstellung, Keenan zu begegnen, machte sie gerade so wütend, dass sie am liebsten auf jemanden eingeschlagen hätte. Doch sie erstarrte, als sich in ihrem Kopf plötzlich zwei Puzzleteile zusammenfügten. »Juniorkönig?«
    »Der Junge da. Aber lass uns nicht über ihn reden.« Er nahm ihre Hände. »Tanz mit mir, Leslie. Ich werde nett zu dir sein. Sogar anständig. Lass uns diesen Moment genießen, bevor uns wieder das Geschäft dazwischenkommt.«
    Ich sollte einfach gehen . Aber eigentlich war ihr gar nicht danach, sich von Irial fernzuhalten. Alle hatten sie gewarnt, er würde ihr nur Ärger bringen, aber er machte ihr keine Angst, jedenfalls im Augenblick nicht. Es war Keenan, vor dem sie sich fürchtete. Irial an ihrer Seite zu haben, fühlte sich gut an, ganz selbstverständlich. Sie rührte sich nicht vom Fleck – und antwortete ihm auch nicht.
    »Komm, Leslie, würde Niall es uns denn übelnehmen, wenn wir eine Runde tanzen? Oder, viel wichtiger: Macht es dir etwas aus?«, fragte Irial in dem verführerischsten Ton, den sie je gehört hatte.
    »Das sollte es zumindest.« Tat es aber nicht. Sie gab kurz dem Bedürfnis nach, ihre Augen zu schließen, um die flirrende Ekstase in den Griff zu bekommen, die ihren Körper plötzlich vibrieren ließ.
    »Dann nimm es als Entschuldigung. Ich habe dir im Rath Angst eingejagt, hab ich Recht?« Seine Stimme wirkte so einladend, so überaus beruhigend. »Ein Lied, und dann setzen wir uns hin und reden. Ich werde höflich Abstand halten, wenn du es wünschst.«
    Sie wankte auf ihn zu wie eine Kobra, die sich zu der Musik eines Schlangenbeschwörers bewegt. Er schloss sie in die Arme.
    Die Musik war immer noch zu schnell, man konnte dazu höchstens manisch herumspringen, aber Irial schien das gar nicht zu bemerken. »Siehst du, mein Schatz? Was ist denn daran so schlimm, hmm?«
    Sie tanzten, aber sie hatte gar nicht das Gefühl, in der Falle zu sitzen. Ihr war schwindlig, aber sie fühlte

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