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Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis

Titel: Sommerlicht Bd. 2 Gegen die Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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während er mit den Fingern durch ihr Haar fuhr, um es zu entwirren.
    »Es war ein langer Tag«, murmelte sie und schwankte unter seinen Liebkosungen. Sie schloss die Augen und fragte: »Der zweite Tag wird leichter, oder?«
    »Du bist jetzt schon eine Woche hier, Liebling.« Er zog die Decke über sie. »Und es geht dir schon viel besser.«
    Sie hörte die Fremden mit Gabriel zusammen lachen – Elfen . Sie erzählten ihr Geschichten, unterhielten sie, während Irial mit einer Elfe sprach, die Rabenfedern anstelle von Haaren auf dem Kopf trug. Sie sah hübsch aus, die Rabenfrau, Bananach. Sie alle. Leslie hörte auf, Bananach anzustarren, und versuchte sich stattdessen auf die Vilas zu konzentrieren, die mit jedem Hundselfen tanzten, der sie aufforderte. Sie schwebten durch die düsteren Räume, als spürten sie die Berührungen der Schatten ebenso, wie Leslie sie spürte – wie Hände, die sie liebkosten und eine Glückseligkeit verhießen, die zu groß war, um sie in Worte fassen zu können.
    »Tanz mit mir, Iri.« Leslie stand auf und ging, die Hundselfen ignorierend, zu Bananach und Irial hinüber. Es kam ihr so vor, als hätte sie exakt dieselbe Situation in den vorangegangenen Tagen schon mehrmals erlebt: Bananach war zu häufig da, raubte ihr Irials Zeit und Aufmerksamkeit. Das gefiel Leslie nicht.
    »Geh weg«, sagte sie zu der Rabenfrau.
    Irial lachte, als Bananach die Hand gegen sie zu erheben versuchte, nur um sie von Gabriel und einem anderen Hundselfen sofort wieder heruntergedrückt zu bekommen.
    »Bananach war gerade dabei, mir zu erklären, warum du völlig ohne Nutzen für uns bist«, sagte Irial.
    Leslie spürte das Zittern der Ranken, die sie mit Irial verbanden, und wusste in diesem Moment genau, dass er ihre Verbindung gekappt hatte, um ihr einige Augenblicke der Klarheit zu schenken. Das tat er manchmal.
    »Und, was nütze ich dir, Irial? Hast du es ihr gesagt?«
    »Ja, das habe ich.« Irial war aufgestanden und streckte ihr seine Hand entgegen.
    Leslie legte ihre Hand in seine und trat näher.
    Bananach war still geworden. Sie verdrehte ihren Kopf so sehr, dass sie noch viel weniger menschenähnlich aussah als die anderen Elfen. Ihre Augen – die Irials so sehr ähnelten, dass Leslie stutzte – verengten sich, doch sie sagte nichts. Sie redet nicht mit mir. Leslie erinnerte sich, so war es an den anderen Abenden auch gewesen: Bananach weigerte sich, mit seinem »Schoßhündchen« zu sprechen.
    Leslie sah zu Gabriel, der abwartend dastand, und ließ ihren Blick dann durch den Club schweifen. Sie warteten alle. Auf mich. Auf Nahrung. Sie sollte Angst haben, oder vielleicht auch wütend sein, doch sie empfand nichts als Langeweile. »Kannst du sie einen Moment an die Leine nehmen, während ich mich entspanne?«
    Ohne durch einen Blick Irials Zustimmung einzuholen, erwiderte Gabriel lächelnd: »Aber mit Vergnügen.«
    Leslie wusste, dass fast jeder im Club sie beobachtete, ahnte jedoch, dass sie sie schon unter weitaus demütigenderen Umständen gesehen hatten. Sie ließ ihre Hände über Irials Brust gleiten, über sein Schlüsselbein und dann seine Arme hinab – und spürte seine innere Anspannung, die sich weder in seiner Körperhaltung noch in seiner Miene widerspiegelte. Sie legte den Kopf in den Nacken und wartete, bis er zu ihr hinabsah. Dann flüsterte sie: »Bin ich denn nur dazu da, um aufgebraucht zu werden?«  
    Sie wusste es, wusste, dass die Tinte unter ihrer Haut ihm – ihnen allen  – genau das ermöglichen sollte. Die wahnsinnige Glückseligkeit, die sie jedes Mal empfand, wenn er einen Sturm von Emotionen durch sie hindurchsaugte wie eine Flutwelle durch einen Strohhalm, war nur ein Trick. Damit sollte sie unempfänglich gemacht werden für die Klarheit, die sie in diesem Moment verspürte. Und sie begriff, dass sie ähnliche Momente der Klarheit auch an anderen Abenden gehabt hatte – und sie jedes Mal wieder vergaß, wenn der Ansturm einsetzte.
    »Ist es so?«, wiederholte sie.
    Er beugte sich noch weiter zu ihr hinab, bis sie seinen Mund an ihrem Hals spürte. Sie hörte kein Geräusch, fühlte nur die Bewegung seiner Lippen, als er antwortete: »Nein.«
    Doch sie war dazu bereit, das wussten sie beide. Sie dachte an das Leben, das sie davor geführt hatte – Drogen in ihrem Elternhaus, ein betrunkener oder abwesender Vater, unbezahlte Rechnungen, stundenlanges Kellnern, unaufrichtige Freunde. Was davon sollte ich vermissen? Sie wollte nicht zurück zu dem

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