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Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Titel: Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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zögerte jedoch nicht, es auszusprechen. »Hierher habe ich bislang nur eine Person mitgenommen, aber« – er nahm ihre Hände – »du bist die Einzige, die weiß, was mir dieser Ort bedeutet. Ich dachte mir, wir könnten heute hier frühstücken.«
    »Können wir zuerst ein Stück gehen? Damit ich mich umsehen kann?« Sie war verlegen. Was er ihr anbot, war alles andere als belanglos – nicht dass irgendetwas zwischen ihnen jemals belanglos gewesen wäre. Doch das hier war sein privater Rückzugsraum; sie hierherzubringen war ein Geschenk.
    Er ließ ihre Hände los und holte eine Kühltasche aus dem Wagen. Dann nahm er wieder ihre Hand und führte sie über den unebenen Parkplatz. Das Knirschen des Schotters unter ihren Füßen wirkte laut in dem leeren Raum zwischen ihnen.
    Der Parkplatz grenzte an eine Grasfläche. Ein dunkelhaariges Mädchen mit Sonnenbrille saß hinter einem Tisch voller Körbe auf einem Stuhl. Auf dem Tisch stand eine alte Registrierkasse. Sie schaute Keenan argwöhnisch an. »Sonst kommen Sie nicht so oft.«
    »Meine Freundin musste dringend mal was Schönes sehen«, erwiderte er.
    Das Mädchen verdrehte die Augen, zeigte aber auf die Körbe. »Na dann, bitte sehr.«
    Keenan schenkte ihr ein strahlend schönes Lächeln, doch ihr herablassender Blick veränderte sich nicht. Ashlyn stellte fest, dass ihr das Mädchen wegen seines instinktiven Misstrauens gefiel. Ein hübsches Gesicht bedeutete schließlich noch lange nicht, dass jemand harmlos war, und Keenan konnte bei all seiner Liebenswürdigkeit auch skrupellos sein.
    Ashlyn ließ Keenans Hand los und nahm einen Korb vom Tisch.
    »Komm.« Er führte sie unter die voller Früchte hängenden Bäume, weg von der Welt. Jetzt fehlt mir nur noch die rote Kappe. Einen Moment lang spürte sie, wie Panikgefühle aus ihrer Kindheit sich zurückmeldeten: Sich in die Wälder vorzuwagen, wo Elfen lauerten, war immer gefährlich. Das hatte Grams ihr beigebracht. Rotkäppchen war in Gefahr geraten, weil sie die Sicherheit des Stahls verlassen hatte. Er ist mein Freund. Ashlyn schob ihren kurzen Anflug von Misstrauen beiseite und betrachtete die Äpfel über ihrem Kopf.
    Beiläufig, so als wäre es nichts Ungewöhnliches, nahm sie wieder seine Hand.
    Er sagte nichts. Auch sie schwieg. Sie gingen Hand in Hand, spazierten zwischen den Bäumen hindurch, die er gehegt hatte, schon zu einer Zeit, als der Winter noch die Oberherrschaft über die Erde gehabt hatte.
    Schließlich blieben sie auf einer kleinen Lichtung stehen. Er stellte die Kühltasche ab und ließ ihre Hand los. »Hier.«
    »Okay.« Sie setzte sich unter einem Baum ins Gras und sah ihn an.
    Er ließ sich neben ihr nieder, so nah, dass es sich unnatürlich anfühlte, ihn nicht zu berühren. Sie zitterte, obwohl es warm war. Der Verlust seiner Hand führte dazu, dass die Wärme, die zwischen ihnen hin- und herpulsiert war, nachließ.
    »Das hier war jahrelang mein Zufluchtsort, wenn ich ganz für mich sein wollte.« Er sah verloren aus; in seinen Augen flackerten Wolken auf. »Ich weiß noch, wie all diese Bäume hier Setzlinge waren. Die Sterblichen haben alles dafür getan, dass sie gediehen.«
    »Also hast du ihnen geholfen.«
    Er nickte. »Manchmal brauchen die Dinge nur ein wenig Aufmerksamkeit und Zeit, um sich zu entwickeln.« Als sie nichts erwiderte, fügte er hinzu: »Ich habe nachgedacht letzte Nacht. Über alles. Über etwas, das du vor einer Weile gesagt hast … als ich dich geküsst habe.«
    Ihr Körper spannte sich an.
    »Du hast gesagt, dass du hundertprozentige Ehrlichkeit willst. Wenn wir echte Freunde sein wollen, dann müssen wir auch ehrlich zueinander sein.« Er fuhr mit den Fingern durch das Gras zwischen ihnen. Winzige Veilchen sprossen aus dem Boden. »Also los. Du kannst mich alles fragen.«
    »Egal was?« Sie zupfte an dem Gras neben ihr und erfreute sich daran, wie kräftig es war. Der Boden war gesund; die Pflanzen waren stark. Sie spürte das Netzwerk der Baumwurzeln unter ihnen. Sie dachte über sein Angebot nach. Es gab nicht viel, was sie ihn hätte fragen können, außer … »Erzähl mir von Moira. Du und Grams seid die Einzigen, die ich dazu befragen kann.«
    »Sie war schön, aber sie mochte mich nicht. Viele von den anderen … fast alle von ihnen« – er grinste – »waren sehr gefügig, mit wenigen Ausnahmen. Sie waren ganz scharf darauf, sich zu verlieben. Sie war es nicht.« Er zuckte die Achseln. »Ich habe mir aus allen etwas gemacht. Und tue

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