Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
Fenster, hielt erneut Abstand zu ihm. »Wenn ich es möchte, gehören mir dein Wille, dein Körper und deine Seele. Hättest du anders entschieden, wenn du es gewusst hättest?«
»Nein«, gab er zu.
»Gut.« Sie nickte und trat in den Garten hinaus. »Nimm dir noch eine Tasse Tee mit hinaus.«
Sie bat ihn nicht, ihr zu folgen, aber er wusste trotzdem, dass sie es wünschte. Es wurde von ihm erwartet.
Barfuß, in Schlafanzughosen und Bademantel und mit einer Tasse des widerlichen Tees in der Hand folgte er Sorcha, ohne zu zögern, in den Garten hinaus. Sie war seine Königin: Ihr Wille war alles, was zählte.
Er musste schneller gehen, als ihm lieb war, um sie einzuholen. »Was bin ich denn dann jetzt? Dein Schoßhund? Dein Diener?«
Sorcha sah ihn irritiert an. »Ich halte keine Schoßhunde. Das Elfenreich ist nicht so pervers, wie es von da draußen aussieht.« Sie gestikulierte vage in Richtung einer entfernten Steinmauer. »An meinem Hof geht es zivilisiert zu.«
»Aber ich gehöre dir. Es leuchtet mir nicht ein, was daran zivilisiert sein soll.« Er nippte an dem ekligen Tee. »Bei anderen Herrschern ist das nicht so.«
»Nein?« Sie machte ein verwirrtes Gesicht und zuckte dann die Achseln. »Ich bin anders. Wir sind anders.«
»Aber wenn ich da draußen bin, dann bin ich ein Elf?« Plötzlich brauchte er ihre Bestätigung. Dass sie ihm seinen Willen rauben konnte, beunruhigte ihn.
»Ein starker Elf. Ein Elf, den nur wenige überwältigen können. Du bist anders , aber ja, du bist definitiv ein Elf.« Sie schaute von ihm zu einer Bank, die aus Elfenbein geschnitzt zu sein schien. Winzige Insekten, die wie Glühwürmchen leuchteten, umschwirrten sie. Sie beschrieben im Flug einen flimmernden Bogen und verschwanden.
»Okay. Hier drinnen bin ich also ein Sterblicher. Und was muss ich tun? Liege ich einfach faul herum?« Seth hoffte, dass er nach seiner Verwandlung zum Elfen nicht auch damit anfing, jedes Wort so merkwürdig auf die Goldwaage zu legen. Sich mit einer Elfe zu unterhalten, konnte ganz schön vertrackt sein. Sorcha bildete da keine Ausnahme.
Sie warf ihm erneut einen nachsichtigen Blick zu – als wäre er derjenige, der kompliziert war. »Du wirst das tun, was Sterbliche schon immer für uns tun: Du wirst kreativ sein.«
»Kreativ sein?«
»Kunst. Musik. Gedichte.« Sie strich gedankenverloren mit der Hand über die Bank. Die Muster darauf ordneten sich unter ihrer Berührung neu. »Du kannst hier alles haben, was du brauchst. Alle erdenklichen Materialien. Die ganze Bandbreite. Lass dich inspirieren und erschaffe etwas Staunenswertes für mich.«
»Der Preis, den ich für meine Unsterblichkeit zahle, ist also, dass ich hier ein paar Wochen mit Dingen verbringe, die mir ohnehin Spaß machen?«
»Du darfst mich allerdings nicht enttäuschen.« Sie sah ihn mit diesem berechnenden Blick an, den er schon von anderen Elfen kannte. »Du wirst deine ganze Leidenschaft in deine Werke legen, sonst darfst du nicht gehen.«
»Nein!« Seth wurde ungehalten. Er machte einen Schritt auf sie zu. »Ein Monat pro Jahr. Das war die Vereinbarung.«
»Ein Monat Treuedienst im Elfenreich war die Vereinbarung. Wenn du mir wahrhaft dienst, wirst du mir wahre Kunst schenken. Nicht nur Oberflächliches. Wahre Kunst. Wahre Leidenschaft.« Ihr Ton wurde sanft. »Ruh dich heute noch aus, Seth. Ich komme morgen wieder.«
Sie klang, als verheimliche sie ihm etwas, doch bevor er nachfragen konnte, öffnete sich sie graue Steinmauer auf der anderen Gartenseite. Dahinter kam Devlin zum Vorschein.
Sorcha lächelte Seth traurig an, was ihn irritierte. »Einem Sterblichen sollte nicht so viel Autonomie und Einfluss zugestanden werden, wie du genossen hast. Drei von vier Höfen sind mit deinen Wünschen befasst. Es muss wieder ein Gleichgewicht hergestellt werden. Du stehst außerhalb der natürlichen Ordnung und musst daher in irgendeiner Weise neutralisiert werden. Das ist im Interesse aller.«
Seth unterdrückte einen Schauder, während sein Blick von der Königin des Lichts zu dem wartenden Elfen wanderte. Seth hatte geglaubt, die schlimmsten Elfen zurzeit gehörten zu Niall, doch als er Devlins gleichgültige Miene sah, war er sich da nicht mehr so sicher.
Monster sehen nicht immer auch aus wie Monster.
Devlin bedeutete Seth, durch die steinerne Öffnung vorauszugehen, weg von Sorcha. Und Seth musste sich fragen, wie weit der Lakai der Königin wohl gehen würde, um etwas zu »neutralisieren«, das sie für
Weitere Kostenlose Bücher