Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
Seth sich vermutlich fühlte.
Als der Song zu Ende war, sah Seth ihn an und fragte: »Alles in Ordnung mit dir?«
»Ja.« Keenan presste die Lippen in einer Mischung aus Grimasse und Lächeln zusammen.
Der nächste Song begann und ersparte ihnen weitere Höflichkeiten.
Normalerweise zeigte Ashlyn sich in der Öffentlichkeit nicht sonderlich anhänglich, aber nun setzte sie sich auf Seths Schoß. Er legte seine Arme um sie und zog sie an sich. Irgendwie fühlte es sich trotz der lauten Musik so an, als herrschte Schweigen zwischen ihnen. Es war kein Streit, aber trotzdem etwas Schwerwiegendes. Sie wussten beide, dass die Situation heikler war, als ihnen lieb war.
Keenan warf ihr einen Blick zu, bevor er aufstand und ging. Es war ein Blick, den sie nicht deuten konnte – oder wollte . Gekränkt? Wütend? Eigentlich auch egal. Sie wusste nur, dass sie ein Zerren verspürte, einen Drang, Keenan zu folgen, wann immer er sich zu weit von ihr entfernte. Normalerweise ließ dieser Drang wieder nach, wenn sie ihn lange genug ignorierte – oder vielleicht nahm sie ihn dann einfach nicht mehr so stark wahr –, aber die ersten paar Sekunden, nachdem er gegangen war, waren immer schrecklich. Und es wurde jeden Tag schlimmer. Es war, wie das Atmen zu unterdrücken, wenn sie gerade nach zu langer Zeit aus dem Wasser auftauchte, wie ihrem Herzen zu befehlen, nicht so schnell zu schlagen, wenn sie gerade leidenschaftlich geküsst worden war.
Seth fuhr mit den Fingerspitzen über ihre Wange. »Es wird alles gut.«
»Ich wünsche es mir so.« Sie schmiegte sich in seine Hand. Es war besser, einfach ehrlich zu sein. Seth war ihr Anker und an den meisten Tagen das Einzige, was ihr sinnvoll erschien.
Ich kann ihm wirklich alles sagen. Er versteht mich. Sie kam sich dumm vor, weil sie ihm nicht ihr Herz ausschüttete. Mal wieder. Er hatte ihr geglaubt, als sie ihm von den Elfen erzählt hatte. Er vertraute ihr; sie musste sich mehr anstrengen, um dieses unerschütterliche Vertrauen zu erwidern.
Seth konnte ihre Gedanken lesen – nicht mit Hilfe irgendeiner merkwürdigen Verbindung unter Elfen, sondern einfach weil er sie kannte. Das war nicht der Grund, warum sie ihn liebte, aber einer davon. Seine Ruhe, seine Ehrlichkeit, seine Kunst, seine Leidenschaft, seine Worte – es gab mehr Gründe, ihn zu lieben, als sie für möglich gehalten hatte. Manchmal fiel es ihr allerdings schwer zu verstehen, warum er mit ihr zusammen sein wollte.
»Möchtest du darüber reden?«, fragte er.
Sie sah ihn über ihre Schulter hinweg an. »Ja. Aber … nicht hier und nicht jetzt.«
»In Ordnung. Ich warte. Mal wieder.« In Seths Gesicht blitzte wieder die Verdrossenheit von vorher auf. »Vielleicht solltest du gehen und ihn vor Glenn retten.«
»Was?« Sie wollte niemanden retten; sie wollte in Seths Armen sein. Sie wollte eine Möglichkeit finden, ihm zu sagen, dass etwas in ihr durcheinandergeraten war. Sie wollte alles in Ordnung bringen.
»Glenn ist heute am Tresen. Du weißt, dass er Keenan belästigen wird, wenn keiner von uns bei ihm ist, und ich glaube nicht, dass Keenan meine Anwesenheit im Augenblick zu schätzen wüsste.«
»Es war Niall, der ihn geschlagen hat, nicht du. Das sollte auch Keenan klar sein.«
Seth ignorierte sie und sagte: »Geh und rette deinen König, Ash. Sein Stolz ist bereits verletzt, und er benimmt sich immer wie ein Arschloch, wenn er beleidigt ist.«
Keenan kam als Erster zurück. Er reichte Seth ein Bier. »Ashlyn hätte mir nicht nachzukommen brauchen.«
»Wir dachten, dass du es gerade nicht gebrauchen kannst, auch noch von Glenn bedrängt zu werden«, sagte Seth.
Der Sommerkönig wirkte steifer als sonst. Er mochte das Crow’s Nest nicht, würde das aber nie sagen. Er ging überallhin, wo Ashlyn ihn haben wollte, tat alles, um sie glücklich zu machen. Wenn Seth nicht das Gleiche wollte, würde es ihn vielleicht ärgern.
Das tut es doch trotzdem.
Keenan setzte sich und beobachtete interessiert die Band. Sie war nicht übel, aber diese Art von Aufmerksamkeit hatte sie auch wieder nicht verdient. Damali vielleicht, doch der Rest der Band war bestenfalls Durchschnitt.
Seth hatte nicht vor, so zu tun, als sei alles in Ordnung. »Ich weiß ja nicht, was zwischen euch beiden vorgefallen ist, bevor ihr hergekommen seid, aber ich kann’s mir wohl denken …«
Der Blick, den Keenan ihm zuwarf, bestätigte Seths Befürchtungen.
»Gut. Die Sache ist die: Wenn sie beschließt, dir mehr als ihre
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