Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
Schade meinem Hof. Lasse meinen König im Stich.
»Es tut mir leid. Ich wollte zu keinem Zeitpunkt, dass Leslie etwas zustößt. Und das weißt du auch …« Sie zwang sich, sich zu konzentrieren, auf die Wärme in ihrem Inneren zurückzugreifen, den Frieden der Sommersonne, die ihr Kraftspender war. Doch es reichte nicht aus – nicht gegen einen Elfenkönig, der genau wusste, was er tat. »Ich weiß, dass du eigentlich nicht grausam bist. Du gehörst zu den Guten.«
»Da irrst du dich.« Nialls Blick schoss zu Gabriel und den anderen Hunden, die als schattenhafte Silhouetten außerhalb des Käfigs, der sie beide umschloss, zu erkennen waren. Schließlich zog er sie von der Wand der Finsternis weg. »Frag deine Sommermädchen, ob ich gut bin. Frag Keenan, wenn er wieder aufwacht. Frag dich selbst, ob deine Angst vor mir nicht ihre Gründe hat. Du bist ganz allein mit einem Monster, Ashlyn … und deine Lüste, deine Ängste, dein Zorn sind wie blutige Köder.«
Aber ich bin nicht allein . Diese simple Gewissheit gab den Ausschlag. Da war jemand auf der anderen Seite der Wand, der sie liebte, und da war ein Elf, der ein Teil von ihr war. Seth verlieh ihr Mut; Keenan gab ihr Sonnenlicht. Sie sog ihr eigenes und Keenans Sonnenlicht in ihre Haut und die vertraute Wärme vertrieb die dichten Schatten, die in ihren Körper eingedrungen waren. »Ich muss gehen. Nimm die Wand weg.«
»Sonst?«
Sie konzentrierte sich ganz und gar auf den Gedanken, den König der Finsternis dazu zu bewegen, sich dem Sommerhof zu beugen, schob das Sonnenlicht nach vorn und presste es in Nialls Haut. Mattigkeit und Befriedigung, nach Sommersonne duftende Körper, die beißenden Schirokkowinde – all das brandete auf ihn ein. Eine angemessene Vergeltung für die Schatten. Es war die volle Wucht des Sommervergnügens mit einem Hauch von Schmerz. »Wir sind inzwischen stärker. Provozier ihn nicht … und mich auch nicht.«
Seine Hände hielten sie noch immer zurück, doch er schloss die Augen.
Sie hatte ihren Standpunkt deutlich gemacht. Sie überlegte, ihm zu sagen, dass sie beide wünschten, die Dinge hätten sich nicht so entwickelt. Sie wollte aufrichtig Frieden zwischen den Höfen. Doch es waren nur ein paar Augenblicke der Hoffnung und der Schuldgefühle, denn bevor sie etwas sagen konnte, schlug er die Augen wieder auf. Aus seinem Innern blickte ihr der Schlund des Abgrunds entgegen.
»Du denkst wie eine Sterbliche, Ashlyn.« Er leckte sich die Lippen. »Oder vielleicht denkst du auch wie Keenan – großspurige Machtdemonstrationen schüchtern mich nicht ein.«
Sie machte einen unsicheren Schritt nach hinten, versuchte von ihm wegzukommen.
»Selbst wenn Seth nicht mein Freund wäre, würde ich nicht versuchen, dich zu verführen. Ich würde meine Hand ausstrecken und dir deine zarten Knochen brechen.« Sie standen Brust an Brust voreinander. »Ich bin der König der Finsternis, nicht irgendein junges Hündchen, das sich von einem Wutausbruch beeindrucken lässt. Ich habe mit Irial zusammengelebt. Ich habe Seite an Seite mit den Gabrielhunden zu kämpfen gelernt.«
Niall drückte sie gegen die Wand, bis sie spürte, wie zerbrechlich sie noch immer war – für ihn, einen anderen Elfenherrscher.
Seth warf sich erneut gegen die Schattenwand. Seine Hand lag auf der Außenseite der Barriere. Fast hätte er sie berühren können, aber er konnte die Schatten nicht durchstoßen. Seine frustrierte Miene war ein schrecklicher Anblick; Seth fluchte, als sie ihn mit angstverzerrtem Gesicht ansah. Er schüttelte Keenan, doch der Sommerkönig reagierte nicht.
Mehrere Hundselfen standen abwartend um Keenan herum. Sie halfen weder bei Seths Versuchen, ihn zu wecken, noch schritten sie dagegen ein. Andere Hundselfen standen an der Tür und blockierten allen Elfen den Zutritt, die hineinwollten.
»Du kannst eine gute Königin und ein guter Mensch sein, Ashlyn. Lass nicht zu, dass du Seth Leid zufügst, weil du an Keenan glaubst. Sonst werde ich für jede Verletzung Vergeltung fordern, die dir je verziehen wurde.« Niall ließ sie los und brachte gleichzeitig die Wand zum Verschwinden.
Ashlyn fiel zu Boden.
Mit scheinbarer Gleichgültigkeit schritt Niall an dem Sterblichen, den er verteidigt hatte, dem König, dem er einst gedient hatte, und an seinen eigenen Elfen vorbei.
Seth hielt ihn auf. »Was zum Teufel tust du?« Er spürte, wie ihn auch das letzte bisschen seiner hart erarbeiteten Gelassenheit verließ. »Du kannst doch
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