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Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit

Titel: Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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nicht kalt, aber auch nicht mehr richtig heiß. Sie lenkte ein wenig Hitze in ihre Fingerspitzen und erwärmte ihren Teller samt Speisen.
    »Ja.«
    »Warum hast du mir das nicht erzählt?« Sie nahm einen Bissen von dem Omelett – Spinat, Käse, Tomate, eins ihrer Lieblingsgerichte.
    »Es gehört zu den Dingen, die ich lieber allein mache. Und ich wollte dich nicht kränken, indem ich dir sage, dass du dabei nicht willkommen bist.«
    Sie stockte, denn sie konnte nicht sagen, dass sie tatsächlich gekränkt war. »Warum?«
    Er antwortete nicht sofort, und als er es tat, war es zögernd. »Als meine Kräfte noch eingeschränkt waren, habe ich immer überall diese Orte gesehen, die Bäume und Felder, die so hart kämpfen mussten, um Nahrungsmittel für die Sterblichen und die Tiere hervorzubringen. Da habe ich es versucht. Hier und da ein Aufblitzen von Sonnenlicht, mehr stand mir nicht zur Verfügung. Es war nicht viel, aber es war wenigstens etwas. Heute kann ich weit mehr ausrichten.«
    »Ich könnte dir eines Tages helfen.«
    »Vielleicht. Im Augenblick möchte ich … Es ist für mich etwas sehr Persönliches. Bislang habe ich nur einer Person davon erzählt.«
    »Donia.«
    »Ja«, gab er zu. »Beim ersten Mal war sie noch sterblich. Danach habe ich sie über die Jahre hinweg manchmal zu einigen dieser Orte mitgenommen, wenn ich mit ihr reden musste. Aber ich habe ihr nicht gesagt, warum ich diese Orte aufsuche … Ich war heute bei ihr. Wir haben geredet.«
    »Und?«
    »Wir schaffen das. Wir müssen diese Anziehungskraft zwischen uns irgendwie umgehen. Das wird schon werden. Wir dürfen nur nicht zulassen, dass wir es vergessen.«
    »Tut mir leid.«
    »Was auch immer wir tun, wir müssen beide damit einverstanden sein. Ich hatte gehofft, dass unsere Freundschaft sich entwickeln würde, dass du dich entscheiden würdest, mit mir zusammen zu sein, aber …«
    Sie holte tief Luft und fragte dann erneut: »Hilfst du mir einen Weg zu finden, Seth zu verwandeln?«
    »Nein.« Nach einer Pause fügte Keenan hinzu: »Wir lernen das noch, Ashlyn. Dass der Sommer sich zum ersten Mal in unser beider Leben voll entfaltet, wirkt berauschend auf uns. Es wird sowohl für dich als auch für ihn wieder leichter werden.«
    »Versprochen?« Sie zupfte besorgt an ihrer Lippe.
    »Und wir werden stärker.«
    »Geh und kümmere dich um deine Obstplantage. Ich versuche noch mal, Seth zu erreichen.«
    »Sag ihm, dass es mir auch leidtut … wozu das auch immer gut sein mag. Ich werde dich nicht mehr bedrängen«, fügte Keenan hinzu. »Der Sommer steht für Leidenschaft, Ashlyn. Das ist es, was wir sind. Genieße sie mit ihm, und ich werde mich an meiner Zeit mit Don erfreuen.«
    Ashlyn lächelte, als sie aufgelegt hatten. Selbst unter dem Druck des Sommers konnten sie jetzt, wo sie und Keenan sich einig waren, alle zusammen einen gangbaren Weg finden.
    Ashlyn aß etwas, kleidete sich an und verließ das Loft. Sie musste Seth suchen, damit sie alles in Ordnung bringen konnte, aber als sie die Straße überquerte und den Park betrat, blieb sie entsetzt stehen.
    Sämtliche Sommermädchen bluteten oder bewegten sich auf gebrochenen Gliedern fort. Sie wurden von ihren eigenen Weinreben erdrosselt. Ebereschenmänner standen in Flammen. Aobheall posierte zur Statue erstarrt in ihrem Brunnen; ihr Mund war zu einem lautlosen Schrei geöffnet. Über den Boden zogen Rauchschwaden, die von den zerstörten Bäumen und von den Körpern der Ebereschenmänner aufstiegen. Ashlyn konnte den Rauch auf der Zunge schmecken. Asche regnete wie grauer Schnee vom Himmel herab.
    Eine Elfe mit Rabenhaaren spazierte durch dieses Bild der Verwüstung. In einem Gurt an ihrem Oberschenkel steckte ein aus Knochen geschnitztes Messer. Seine weiße Farbe hob sich deutlich von der grauen Tarnhose ab. Ein zerfledderter schwarzer Umhang, der feucht war von frischem Blut, umflatterte sie im Gehen. Ashlyn wunderte sich über die seltsame Kombination von Cape und militärischem Kampfanzug, bis sie begriff, dass es gar kein Umhang war: Die Frau hatte Feder-Haare, die ihr über den Rücken fielen und sich, während Ashlyn zusah, zu festen Flügeln verdichteten.
    »Hübsche Bilder, und alle für dich«, sagte die Elfe. Sie breitete ihre Arme aus, die mit fremdartigen Mustern aus Pflanzenfarbstoff, Asche und Blut bemalt waren.
    Ashlyn sah zu ihren Elfen hin. Noch vor wenigen Monaten hatte sie gedacht, sie würde sie hassen, und noch immer hatte sie manchmal Angst vor ihnen.

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