Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
hier zu Hause. Jetzt sofort.«
Achtzehn
Mit Mühe gelang es Seth, Ashlyns und Nialls Anrufe den ganzen Tag lang zu ignorieren. Niall war schließlich vorbeigekommen. Sie hatten in gespannter Atmosphäre eine Tasse Tee zusammen getrunken, bis Seth gefragt hatte: »Wo lebt Sorcha eigentlich?«
Niall setzte seine Tasse ab. »Sie ist für Sterbliche unerreichbar. Lebt im Verborgenen.«
»Ja, das hab ich auch schon gehört. Aber wo? « Seth bemühte sich, einigermaßen ruhig zu bleiben, doch ihm war klar, dass Niall seine Verärgerung deutlich spürte. »Bring mich einfach zu ihr.«
»Nein.«
»Niall –«
»Nein!« Der König der Finsternis schüttelte den Kopf, stand auf und ging.
Seth starrte grimmig auf die Tür. Ashlyn würde ihm nicht helfen, selbst wenn sie wüsste wie; Keenan noch weniger. Und Niall wollte nicht einmal darüber reden. Dann blieben ihm nur noch Donia oder eigene Nachforschungen.
Er klappte sein Handy auf und wählte die Kurzwahltaste sechs. Eine der Elfenbein-Schwestern nahm das Gespräch für die Winterkönigin entgegen. »Sterblicher?«
Seth schauderte es, als er ihre staubtrockene Stimme hörte. »Kann ich Donia sprechen?«, fragte er.
»Heute Abend nicht.«
Er schloss die Augen. »Wann denn?«
»Sie ist beschäftigt. Ich kann ihr etwas ausrichten.«
»Würdest du sie bitten, mich zurückzurufen?« Er begann seine Volkskundebücher zusammenzusuchen – inklusive der Bände, die er von Donia und Niall bekommen hatte. »Wann immer sie Zeit hat?«
»Ich werde die Nachricht übermitteln«, krächzte die Elfenbein-Schwester. »Auf Wiedersehen, Sterblicher.«
Seth nahm einen Notizblock von einem Behälter, der ein ganzes Sammelsurium von Sachen enthielt, und setzte sich in die Mitte der Bücherstapel. »Dann also eigene Recherchen.«
Als das Telefon einige Stunden später klingelte, rannte er hin in der Hoffnung, es sei Donia. Sie war es nicht. Entgegen aller Logik hoffte er trotzdem auf Hilfe, als er Nialls Nummer sah.
Doch der König der Finsternis wiederholte nur: »Du machst einen Fehler.«
»Das ist kein Fehler.« Seth legte einfach auf. Er wollte nicht hören, was irgendjemand sonst dachte. Er wollte weder Ashlyns Erklärungen hören, warum es unmöglich war, noch Nialls von Schuldbewusstsein getrübte Einwände. Er wusste, was er wollte: Er wollte ein Elf sein, die Ewigkeit mit Ashlyn teilen, stark genug sein, um sich in der Welt, in der er nun lebte, sicher zu bewegen. Ein Mensch zu sein reichte einfach nicht. Er wollte nicht schwach oder endlich oder leicht zu überwältigen sein. Er wollte mehr sein. Er wollte ihr wieder ebenbürtig sein.
Er musste nur herausfinden, wie er Sorcha finden konnte, und dann den Hof des Lichts überreden, ihm zu helfen.
Kein Problem . Seth schaute finster drein. Er konnte sich schon genau vorstellen, wie sie ihm, ohne zu zögern, dieses Geschenk machen würde. Klar schenke ich dir die Ewigkeit, kleiner Sterblicher.
Er betrachtete die Bücher, die er durchgesehen und für nutzlos befunden hatte. Dann warf er einen Blick auf die wenigen Notizen, die er sich gemacht hatte. Lebt zurückgezogen. Der Logik verpflichtet. Pflegt keinen Umgang mit den anderen Höfen. Devlin. Nichts davon half weiter.
Er verlor die Beherrschung über sein sonst so sorgsam kontrolliertes Temperament, stand auf und wischte mit einer Armbewegung alles vom Tresen. Das Scheppern war befriedigend.
Besser, als zu meditieren.
Er war verliebt, gesund, hatte reichlich Geld, einen Freund, der wie ein Bruder zu ihm war … doch als Sterblicher konnte er all das verlieren. Ohne sie müsste er den Kontakt zu allen Elfen abbrechen. Dann würde es keine Konzerte am Flussufer mehr geben. Und keine Magie. Zwar besäße er auch dann noch die Sehergabe, aber nur um zu sehen, was er nicht mehr haben konnte. Ashlyn zu verlieren, bedeutete, alles zu verlieren.
Wenn sie ihn verließ, spielte es keine Rolle, dass er gesund war. Und wenn sie ihn nicht verließ, war er nicht stark genug, um ungefährdet an ihrem Leben teilzunehmen. Und selbst wenn er stark genug dazu wäre, würde er alt werden und sterben, während sie weiterlebte.
Überall im Raum lagen Bücher. Keins von ihnen half ihm weiter.
Alles Blödsinn.
Er ging in die Küche.
Es bringt nichts.
Außer zwei Teetassen und der Teekanne, die Ashlyn ihm gekauft hatte, flog nach und nach all sein Geschirr an die Wand. Dann schlug er mit den Fäusten dagegen, bis seine Fingerknöchel bluteten. Auch das half nicht, aber es fühlte
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