Sommerlicht Bd. 3 Für alle Ewigkeit
ärgern, wenn ich Donia küsse. Er lächelte bei diesem Gedanken.
Die Königin des Lichts hingegen übte absolut keine sexuelle oder romantische Anziehung auf ihn aus. Sie erinnerte Seth an die antiken Skulpturen in seinen Kunstbüchern, kalt und schmucklos. Schon bevor Ashlyn zur Sommerkönigin geworden war, war sie voller Leidenschaft gewesen; Donia mochte zwar die Inkarnation des Winters sein, aber kalt war nicht dasselbe wie maßvoll.
»Gibt es noch einen anderen Weg?«, fragte er. Ein Kuss schien ihm eine seltsame Forderung, und Elfen waren zwar schlau, aber sie konnten nicht lügen. Seth wusste, dass es nicht nur erwartet, sondern belohnt wurde, Fragen zu stellen.
Die Miene der Königin des Lichts zeigte keinerlei Veränderung, nicht mal ein Hauch einer Emotion huschte über ihr Gesicht, doch als sie sprach, hatte ihre Stimme einen leicht amüsierten Unterton. »Hattest du gehofft, dass ich dich auf eine abenteuerliche Reise schicke? Dir eine scheinbar unlösbare Aufgabe stelle, von der du deiner Königin nachher stolz berichten kannst? Würdest du ihr gern erzählen, dass du für sie den Drachen der Liebe getötet hast?«
»Einen Drachen?« Seth wägte seine Worte vorsichtig ab. »Nein, nicht so gern. Ich glaube einfach nur, dass es Ash nicht gefallen würde, wenn ich dich küsse. Außerdem sind Elfen nicht gerade besonders mitteilsam, was Details angeht.«
»Nein, sind wir nicht.« Sorcha setzte sich auf einen Sessel, der fast so elegant war wie sie. Er war aus Silber gearbeitet und bestand nur aus schmalen Bändern, von denen man weder Anfang noch Ende sah, wie ein Gegenstand aus einem keltischen Ornament. Bevor sie sich darauf niederließ, war er noch nicht vorhanden gewesen.
»Gibt es denn einen anderen Weg?«, hakte er nach.
Sorcha lächelte ihn an, das Lächeln der Grinsekatze, und einen Moment lang rechnete er damit, dass der Rest von ihr verschwand. Stattdessen wedelte sie mit einem Fächer, den sie aus ihrem Ärmel gleiten ließ – eine förmliche Geste, die im Widerspruch zu ihrer nun offensichtlichen Belustigung stand. »Keinen, zu dem ich bereit bin. Ein Kuss für deine neue Monarchin. Es scheint nur fair, etwas von dir zu verlangen, was du nicht gerne gibst.«
»Ich bin nicht sicher, ob ›fair‹ an dieser Stelle das richtige Wort ist.«
Sie hielt den Fächer still. »Streitest du mit mir?«
»Nein.« Seth war sich ziemlich sicher, dass Sorcha fasziniert von ihm war, also lenkte er nicht ein. »Ich disputiere lediglich mit dir. Widerspruch würde Wut und Angst mit sich bringen.«
Sorcha legte ihre Füße übereinander, zog ihre altmodischen Röcke zurecht und enthüllte die Silberfäden, die ihre Fußgelenke emporkrochen. »Du amüsierst mich.«
»Warum ein Kuss?«
Ein Hauch von etwas Gefährlichem mischte sich in die Stimme der Königin des Lichts, als sie fragte: »Glaubst du, dass es ihr so viel ausmachen würde? Deiner Sommerkönigin?«
»Es würde sie nicht gerade glücklich machen.«
»Und das ist Grund genug für dich, es nicht tun zu wollen?«
»Ja.« Er zupfte an seinem Lippenring, kurzzeitig voller Sorge, dass er ihr genau die Dinge erzählte, die sie hören wollte. Doch er war sich zunehmend sicher, dass Sorcha Gefallen an der Idee fand, Ashlyn Missvergnügen zu bereiten.
Dieser Vorsatz, Elfen nicht anzulügen, ist eine schlechte Idee . Im Moment war er nicht sonderlich froh, sich einen Moralkodex auferlegt zu haben. Sie würde mich auch belügen, wenn sie könnte.
Sorcha antwortete in einem leisen Flüsterton: »Die einfachen Dinge sind vielleicht die schwierigsten.«
Dann streckte sie ihre Hand aus – eine Aufforderung, auf die er plötzlich doch lieber nicht eingehen wollte. Obwohl er in den letzten Monaten von Elfen umgeben gewesen war, flößten ihre unnatürlich langen, viel zu dünnen Finger ihm Angst ein. Sie könnte mich mit dieser zarten Hand zerquetschen.
»Werde ich dich danach mögen? Und bin ich danach ein Elf?«
»Ja, das bist du, außer in dem einen Monat Treuedienst, den du jedes Jahr in meinem Reich ableisten wirst.« Sorcha hatte nichts bewegt außer dieser dünnen, knochigen Hand und selbst die war nun völlig regungslos. »Während dieser Monate hier wirst du sterblich sein.«
Er konnte seine Füße nicht dazu bewegen, einen Schritt nach vorn zu machen, doch sein Kopf sagte ihm, dass er das musste. Zurückweichen oder diesen Schritt wagen, das waren die beiden Möglichkeiten. »Ein Kuss für die Ewigkeit mit Ash.«
Als er das sagte,
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