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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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könnte ja mitkommen«, schlug Ani vor. »Nicht ans College, aber ich könnte mir einen Job suchen. Wir könnten uns eine Wohnung nehmen. Hm, vielleicht in Pittsburgh, in der Nähe von Leslie? Oder in Atlanta? Da würdest du gar nicht weiter auffallen.«
    »Aber du«, sagte Tish leise. »Du inzwischen schon.«
    »Ach, egal.« Darüber wollte Ani nicht reden. Sie ging nicht mehr als Sterbliche durch. Jede Elfe, der sie begegnete, würde sie erkennen. Hier stand sie unter dem Schutz des Stärksten aller Dunkelelfen, aber außerhalb von Huntsdale wäre sie verwundbar.
    »Vielleicht könnte ich ja auch erst in ein paar Jahren weggehen.« Tish umarmte sie. »Du wirst besser werden in dem, was du bist, Ani. Das weiß ich genau. Es wird leichter werden.«
    »Wir werden tun, was das Beste für dich ist, was auch immer es sein wird.« Ani zwang sich zu einem Lächeln.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie endgültig getrennt würden. Dunkelelfen-Halblinge waren manchmal so stark, dass sie zur Zielscheibe von ungebundenen Elfen wurden oder an den Hof des Lichts entführt wurden. Nicht stark genug, um wirklich dem Hof der Finsternis anzugehören, aber zu bedrohlich, um außerhalb davon zu leben. Irials Schutz hatte ihnen Sicherheit geboten und sie die meiste Zeit ihres Lebens gut verborgen gehalten. Dann hatte Ani sich verändert und ihre Familie verlassen müssen. Rabbit und Tish waren nicht Elfe genug, um am Hof beheimatet zu sein, und Ani zu sehr Elfe, um außerhalb davon zu leben. Rabbit ging als Sterblicher durch, ebenso wie Tish, und jetzt, da Ani bei den Hundselfen wohnte, hatte Rabbit die Möglichkeit, aus Huntsdale wegzuziehen. Damit Tish in Sicherheit ist.
    Auch wenn Ani nicht gerade eine gute Schülerin gewesen war, verstand sie inzwischen einiges von dem, was sie noch nicht kapiert hatte, als sie beide kleine Welpen gewesen waren: Tish war beinahe so etwas wie sterblich, und Rabbit hatte schon lange vor ihnen begriffen, wie unterschiedlich sich die beiden Mädchen entwickelten. Er hatte es allerdings nie angesprochen und Ani hatte es nicht darauf angelegt, ständig zu zeigen, wie sehr sie sich von Tish unterschied. Sie hatte es so gut und lange wie möglich verborgen. Ihr Leben kreiste um Geheimnisse und falsche Vorspiegelungen. So war es immer gewesen, seit Jillian gestorben war.
    Jillian hatte in Anis Erinnerung nicht einmal ein Gesicht; sie bestand aus Händen und zu schnellen Worten, damit Ani-und-Tish – schon damals wurden ihre Namen in einen Atemzug genannt – sich versteckten und ruhig blieben: »Bitte verhaltet euch so still, als wärt ihr kleine Häschen. Für Mama, ja?«
    Und an die Zeit danach, als nur noch Ani und Tish da waren, als Jillian nie mehr zurückkam, um den Schrank aufzumachen, in dem die Mädchen still auf sie warteten – auch daran erinnerte Ani sich. Tish war traurig gewesen und etwas in ihr war zerbrochen, das Ani nicht mehr reparieren konnte. Auch wenn Tish so tat, als ob. Für Ani. Sie hatte sich an Ani geklammert, und irgendwann spät in dieser einen Nacht hatte sie auf den Knopf an ihrem Telefon gedrückt, der für »besondere Notfälle« gedacht war. Damals war Irial gekommen und hatte sie zu Rabbit gebracht, der ihnen ein sicheres neues Zuhause gegeben hatte.
    Tish erinnerte sich nicht mehr an diesen Tag. Sie hatte ihn aus ihrem Gedächtnis gestrichen und irgendwo ganz tief in sich vergraben. Sie entsann sich nur an das Davor und das Danach : Irial, Rabbit und ein neues Zuhause. Die anderen Teile existierten für sie nicht.
    Für Ani schon. Sie fühlte sich nackt und verletzlich, wenn sie daran zurückdachte, wie sie vergeblich auf Jillian gewartet hatten. Der Tag, an dem Jillian verschwunden und Tish traurig geworden war, war die erste klare Erinnerung, die Ani mit sich herumtrug. Ihr bewusstes Leben begann genau in diesem Moment.
    »Hey, alles in Ordnung mit dir?« Tish nahm Anis Hand und zog sie zu einer Gruppe von Leuten, die in den Club drängten. »Du hast mir überhaupt nicht zugehört, hab ich Recht?«
    »Stimmt, tut mir leid.« Ani setzte ein gezwungenes Lächeln auf. »Dieser ganze Mist, dass Gab…«
    »Dad«, korrigierte Tish sie.
    »Dass Gabriel nicht zulässt, dass ich bei einem von den Hundselfen Entspannung suche, macht mir echt schlechte Laune.« Je älter Ani wurde, desto schwerer war es geworden, andere zu belügen. Allerdings hatte sie bereits vor Jahren die Möglichkeiten erkannt, die gezielte Irreführung ihr eröffneten. Sie war tatsächlich nicht gut

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