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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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mir leid«, sagte er und seltsamerweise bedauerte er es wirklich – nicht nur, dass er so distanziert war, sondern es tat ihm leid um all die Momente, die er eine Ewigkeit lang versäumt hatte, genau das hier zu tun. Zurückhaltend zu sein war nichts, was ihm Spaß machte; und Sorchas Geschöpf zu sein bereitete ihm auch kein Vergnügen. Seine Freuden fand er fast alle in der Welt der Sterblichen, wo er seine Selbstkontrolle hier und da für kurze Zeit ablegen konnte . Wie wäre das Elfenreich wohl, wenn der Hof der Finsternis zurückkäme? Dieser Gedanke versetzte ihm einen ungewohnten Stich. Wenn der Hof der Finsternis nach Hause zurückkehrte, würde sich im Elfenreich einiges ändern. Und vielleicht könnte Ani … Wenn nicht, wenn er nicht mit ihr ins Elfenreich gehen konnte, könnte er vielleicht in der Welt der Sterblichen bleiben. Sorcha hatte Seth in den Elfenstand erhoben; sie konnte ja ihn zu ihrem Assassinen machen. Und wenn nicht Seth, dann jemand anders. Ich könnte frei sein .
    Devlin strich über Anis Wange. »Ich möchte nicht distanziert sein. Ich will dir nah sein.«
    Sie hielt für einen Moment den Atem an.
    Er hatte keinen Plan gehabt, abgesehen davon, dass er sie außerhalb von Bananachs Reichweite bringen wollte. »Wie soll ich dich verlassen, bevor ich weiß, dass du in Sicherheit bist?«
    »Irial könnte mich beschützen. Er ist nicht an den Hof gebunden … Vielleicht würde er umziehen oder ich könnte mich verstecken. Du musst nicht …«
    »Aber ich möchte es.« Er fuhr mit dem Finger über ihr Kinn und hielt direkt unterhalb der Lippen an.
    »Du möchtest was?«
    »Alles.« Er empfand eine ungewohnte Nervosität.
    »Und was bietest du?«, fragte sie wieder, so wie vorher, als er sein Hemd ausgezogen hatte.
    »Ich erbitte etwas«, korrigierte er. »Ich bitte dich darum, dich küssen zu dürfen. Darf ich?«
    »Oh ja«, flüsterte sie.
    Es war nicht so leidenschaftlich wie damals im Crow’s Nest – jedenfalls zunächst nicht. Die ersten Sekunden lang war es die Art von Kuss, die er noch nie erlebt hatte: tastend und behutsam, neugierig und sanft. Dann drückte Ani sich an ihn, als wäre sie kurz vorm Verhungern.
    Keine Logik. Keine Verhandlungen.
    Sie lag ausgestreckt neben ihm und er drehte sich auf die Seite, so dass sie sich ansehen konnten.
    Keine Diskussion.
    Er hatte keine Ahnung, wo sie hinsteuerten, aber in diesem Moment schob er alle Gedanken beiseite. Solange sie lebte, war er für sie verantwortlich.
    Mein Sinn.
    Die Meine.
    Als sie ein Bein über ihn legte, bröckelte der letzte Rest seiner Zurückhaltung. Die Mauern abzubauen, die Gefühle verbargen, welche so gar nicht zum Hof des Lichts passten, fiel ihm in Anis Gegenwart inzwischen leicht. Er mochte es. Es fühlte sich natürlich an.
    Ist es auch. Mit Ani ist es so, wie es sein sollte. Mit Ani ist es wie … Ein noch unerprobtes Gefühl ergriff Besitz von ihm. Es war weder Wertschätzung noch Lust; es war nicht Sorge und nicht das Bedürfnis, sie zu beschützen. All das war mit diesem Gefühl verbunden, aber es war etwas anderes.
    Er spürte ihren rasenden Puls, während sie sich küssten.
    Dann überkam ihn eine Welle der Erschöpfung und er konnte sich nicht mehr konzentrieren.
    Sie zog sich abrupt zurück. »Nein.« Sie kroch rückwärts vom Bett.
    »Ani?« Er streckte eine Hand nach ihr aus. »Habe ich dich irgendwie …«
    »Nein.« Ihre Augen funkelten in dem lebhaften Grün der Meute. Sie war die Meute, und sie konnte ihn aufzehren.
    Er verspürte den Nervenkitzel der Angst.
    Sie hielt ihre Hände hoch, wie um ihn abzuwehren. »Ich kann nicht, wenn du … nur … nein  … nicht mit dir. Du bist nicht sicher, wenn … Du weißt ja nicht, was ich bin.« Damit rannte sie ins Bad und schlug die Tür hinter sich zu.
    Ani saß auf dem schmutzigen Boden und versuchte, nicht zu frieren. Sie griff nach oben und schloss die Tür ab. Eigentlich war es egal: Keinen von ihnen beiden konnte dieses Schloss auch nur im Geringsten aufhalten – ebenso wenig wie die Tür selbst.
    Ich werde ihm nicht wehtun.
    Sie hörte ihn auf der anderen Seite der Tür, sie konnte seine Emotionen spüren. Schuldgefühle. Scham. Angst. Sorge. Wenn sie es ihm nicht erklärte, würde er glauben, er hätte etwas falsch gemacht.
    »Das kann ich tun. Ich kann es ihm sagen«, flüsterte sie. Dann rief sie lauter: »Geh in die andere Zimmerhälfte. Ja? Bitte.« Sie wartete eine Weile und hörte, wie er sich zurückzog. In der Stille des

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