Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht
erfahren, bis sie vorhin kurz seine Hand angetippt hatte, um ihn an die Motelrezeption zu schicken.
Er ließ ihre linke Hand los und öffnete sein Hemd.
Ani rührte sich nicht, sah ihm nicht ins Gesicht, reagierte nicht.
Es bedeutet ihr nichts weiter . Es ist einfach nur ein körperliches Bedürfnis. Er starrte sie an, beobachtete sie, wünschte sich, er könnte ihre Emotionen schmecken. Mein Wunsch danach, dass es mehr ist als das, ist nicht logisch! Immer noch ohne ein Wort ließ er auch ihre rechte Hand los und zog sein Hemd aus.
Sie sah ihn an. »Was machst du?«
»Du brauchst Nahrung.« Er rutschte weiter aufs Bett. »Ich bin hier.«
Ani blieb, wo sie war, blickte ihn auf eine raubtierhafte Art an und fragte mit sehr leiser Stimme: »Was bietest du mir an?«
»Hautkontakt.«
»Bist du sicher?« Sie machte zwei Schritte nach vorn, bis sie an die Bettkante stieß. »Ich meine …«
Er löste die Wand um sich herum auf, so dass sie die Gefühle spüren konnte, die er ihr eigentlich lieber nicht verraten hätte. Sehnsucht . Angst. Zweifel. Freude. Hoffnung. Aufregung . Es war alles da – Emotionen, um ihren zweiten Appetit zu stillen.
Sie kniete sich aufs Bett. »Wenn du mich willst, warum dann nicht …«
»Du kannst nicht zu mir gehören, Ani.« Er reichte ihr eine Hand. »Wenn du jemand anders wärst … aber das bist du nicht.«
Sie zog ihr Shirt aus und nahm seine Hand. »Ich verstehe dich nicht, Dev.«
Mit einem Seufzer und einem Gefühl, für das er keinen Namen hatte, legte er seine Arme um sie und zog sie an sich. Ihre Hand lag gespreizt auf seinem Bauch und ihre Wange ruhte an seiner Schulter. Feuchte Haare mit pinkfarbenen Spitzen strichen über seine Brust.
Devlin blieb reglos liegen. Das einzige Anzeichen dafür, dass er noch lebte, war das Heben und Senken seines Brustkorbs. Er konzentrierte sich darauf, dass das auch so blieb und er seine Emotionen wieder verbarg. Ihre Nähe machte ihm Angst, und er ertrug den Gedanken nicht, dass sie wusste, wie ängstlich und wie glücklich er plötzlich war.
Ani schien davon gar nichts mitzubekommen. Nachdem sie eine Stunde oder länger still in seinem Arm gelegen hatte, drückte sie einen Kuss auf seine Brust – direkt über seinem Herzen. »Du verwirrst mich.«
»Du brauchst Hautkontakt. Also ist es ganz logisch, dass ich ihn dir zur Verfügung stelle.« Aber er entspannte sich etwas; Körper und Geist weigerten sich, den vernünftigen Weg weiterzuverfolgen. Er gestattete sich, nur einen kurzen Moment, mit den Fingerspitzen über ihre Haut zu streichen.
Sie seufzte und schmiegte sich enger an ihn. »Wenn wir im Elfenreich wären und ich wäre nicht ich , sondern einfach irgendeine Elfe … was würdest du dann sagen?«
»Wozu?«
»Wenn ich so in deinen Armen läge.«
»Das würdest du nicht.« Er lächelte über ihre Neugier. »Das gibt es dort nicht.«
»Dass man sich nah ist? Willst du behaupten, dass es im Elfenreich keinen Sex gibt?« Sie hob den Kopf und sah ihm ins Gesicht. »Wirklich nicht?«
»Natürlich gibt es dort Sex, aber das hier …«, er zeigte auf sie beide, »… ist kein Sex. Sex ist etwas ganz anderes als das, was wir hier tun.«
»Und was ist danach?«
»Nach dem Sex badet man und zieht sich an.« Devlin unterdrückte einen wohligen Seufzer, als sie sich wieder in seine Arme kuschelte. Er hatte noch nie jemanden einfach so im Arm gehalten, weder aus Vergnügen oder Bedürftigkeit noch aus einem Gefühl heraus.
»Klingt schrecklich, dein Elfenreich.« Ani erschauderte ein wenig. Geistesabwesend begann sie, mit dem Finger ein Muster auf seinen Bauch zu malen.
»Nein, nicht schrecklich, nur aus dem Gleichgewicht«, gestand Devlin – eine Wahrheit, die er noch nie laut ausgesprochen hatte. Seine häufigen Reisen in die Welt der Sterblichen hatten ihm immer deutlicher vor Augen geführt, dass der Schönheit des Elfenreichs etwas fehlte. Ohne Schatten war die Helligkeit unzulänglich. Die lange Abwesenheit des Hofs der Finsternis hatte eine Lücke im Elfenreich hinterlassen. Das Reich war aus dem Gleichgewicht, und das seit Jahrhunderten.
Ist das der Grund, warum Sorcha sich so merkwürdig verhält? Er fühlte sich schuldig, war aber zugleich empört darüber, dass die Königin der Ordnung ihn dauernd wegschickte, damit er sich nach dem Wohlbefinden einer erst kürzlich in diesen Stand erhobenen Elfe erkundigte.
»Dev?« Ani hob den Kopf und sah ihn an. »Du bist schon wieder gar nicht wirklich da.«
»Tut
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