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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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kann Seth im Elfenreich abliefern.«
    Ani blieb erstaunlich lange ruhig. Devlin hatte ihr Mienenspiel beobachtet, während über ihr Leben entschieden wurde. Er wusste, dass Ani dieser Plan nicht gefiel, wollte aber nicht einschreiten und Anis Einwände vorbringen. Das stand ihm nicht zu.
    Sie blickte in die Runde. »Und was dann? Warten wir einfach? Und ich lebe für immer zurückgezogen und unter Bewachung?«
    Irial kehrte zur Tür zwischen Wohnzimmer und Küche zurück. »Ist unsere Gesellschaft denn so schlimm, Kleines? Niall ist ja nicht immer schlecht gelaunt.«
    Sie ging zu ihm. »Du weißt genau, dass die Meute sich in einem Käfig nicht wohlfühlt«, murmelte sie. Dann wandte sie sich an Gabriel. »Könntest du so eingesperrt leben?«
    Gabriel knurrte. »Das ist was anderes.«
    Da ergriff Rabbit das Wort: »Nein, ist es nicht.«
    Ani lächelte ihn dankbar an.
    »Du könntest hierbleiben, während ich Seth ins Elfenreich bringe«, schlug Devlin vor. »Ich komme zurück, sobald ich kann, und dann fahren wir weiter durch die Gegend … Oder du begleitest mich.«
    Sie sah zu ihrem Vater, dann wieder zu Devlin.
    »Komm mit mir«, sagte Devlin.
    Sie erwiderte nichts.
    Devlin fand es unerträglich, dass Ani sich nach Tishs Tod auch noch mit den Folgen von Sorchas sentimentalem Benehmen herumplagen musste. Ebenso wie es ihm unerträglich war, dass sie sich überhaupt mit irgendwelchen Verlusten in ihrem Leben herumschlagen musste, für die seine Schwestern verantwortlich waren.
    Irials Stimme durchbrach die angespannte Stille: »Du bist ein Kind des Hofs der Finsternis, wirst geliebt vom letzten König der Finsternis und«, er sah Niall an, der nickte, »stehst unter dem Schutz des gegenwärtigen Königs.«
    »Und unter meinem«, fügte Devlin hinzu. Er ging zu ihr und blieb vor ihr stehen. »Welche Bestrafung die Königin des Lichts sich auch immer einfallen lässt, wie wütend sie auch immer auf uns beide sein wird, ich werde persönlich dafür geradestehen. Sie wird dir niemals etwas tun, solange ich lebe.«
    Einen Moment lang war es mucksmäuschenstill in dem Zimmer. Ein solch außergewöhnlicher Schwur war für sich genommen schon eine Seltenheit, aber von einer Elfe des Lichthofs war so etwas noch nie vernommen worden. Sein Leben und seine Sicherheit rangierten jetzt hinter Anis.
    Ani erwiderte sofort: »Nein, ich befreie dich von …«
    »Doch«, unterbrach Devlin sie. Er nahm ihre Hände. »Ich schwöre dir, Ani: Welche Strafe sie auch immer über mich verhängt, ich werde sie akzeptieren, damit du unbehelligt bleibst. Ich erbitte keine Gegenleistung dafür. Du bist weder an mich gebunden noch mir in irgendeiner Weise verpflichtet, aber ich werde für deine Sicherheit sorgen. Solange ich lebe, wird dir weder meine Königin noch meine andere Schwester etwas antun. Mein Leben für deins. Das ist die Antwort, die wir haben. Sollten sie Tod oder Blut brauchen, wird es mein Körper sein, der den Schlag abfängt.«
    Plötzlich knurrte Gabriel. »Achtung!« Ein Windstoß ergriff das Haus und das Heulen der Meute erhob sich. Gabriel ging nach vorn, so dass er mit dem Gesicht zu der Tür stand, die zum Studio führte. »Alles bleibt hinter mir.«
    Im Studio zersplitterte Glas.
    Er lauschte mit geneigtem Kopf. »Sie ist hier. Ly Ergs.«
    »Die Hintertür?«, übernahm Niall das Kommando. »Devlin, bring Seth und Ani ins Elfenreich, sobald du an ihnen vorbei bist.«
    Gabriel und Irial waren dem Studio zugewandt, Devlin und Niall drehten sich Richtung Küchentür. Ani, Seth und Rabbit standen, nach beiden Seiten geschützt, in ihrer Mitte.
    Bananach trat in einer Wolke aus blutigen Federn durch die Tür des Studios. »Was für einen hübschen kleinen Schwur du da geleistet hast, Bruder … Aber ich verstehe eigentlich gar nicht, warum ich mir nur einen von euch schnappen sollte. Je mehr Leichen, desto besser.«

Einunddreißig
    Bananach hatte mit nasser Asche und blauer Farbe wilde Muster auf ihr Gesicht gemalt. Ihre Flügel waren an den Spitzen verkohlt, das Blut an ihren Armen war noch frisch. »Deine Hunde haben gut gekämpft, Gabriel.«
    Er knurrte, ging aber nicht, um nach ihnen zu sehen. »Sie sind noch nicht geschlagen.«
    »Und doch bin ich hier.« Bananach spreizte ihre Hände.
    Ani spürte die Meute. Ihre Sterblichkeit war verschwunden: Zum ersten Mal konnte sie eine Verbindung zur Meute fühlen. Die, die nicht bereits kämpften, würden kommen, die Wände einreißen und Blut und Tod in ihr Haus bringen.

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