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Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Titel: Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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spürte und die Zunge in seinem Mund. Ich werde dein Verbündeter sein. Ich werde die Bestie in unsere Welt holen, wenn sie die Wellen berührt. Wir werden für dich kämpfen, im Tausch gegen ein bedingungsloses Versprechen. Ja?
    Ein bedingungsloses Versprechen, dachte er. Die Unberechenbarkeit eines solches Schwurs war Grund genug abzulehnen, doch der Sommerhof brauchte mächtige Verbündete und er hatte bei seinen bisherigen Verhandlungsversuchen mit ungebundenen Elfen kein Glück gehabt. Er nickte.
    Da wich das Wasser zurück und ließ ihn würgend und japsend auf dem Felsen liegen.
    Innis stand über ihm. Sein Körper war weder fest noch flüssig. Es hatte zwar eine Gestalt, doch die war wie eine Welle auf dem Meer: Wasser, dem vorübergehend die Illusion innewohnte, etwas Festes zu sein.
    Nachdem Keenan das Wasser ausgespuckt hatte und wieder Luft bekam, blickte er hoch.
    Innis beugte sich weiter herab. »Ich werde nach der Bestie Ausschau halten, Fleischwesen. Aber wenn die Bestie dich totmacht, bevor ich dich richtig ertränken kann, werde ich wütend. Lass das nicht zu. Sprich meinen Namen ins Wasser, wenn du Hilfe brauchst. Als Gegenleistung …«
    »Als Gegenleistung gebe ich dir mein Wort, dir jeden Dienst, den du mir erweist, im gleichen Maße zu vergelten.« Keenan zwang sich, nicht an die Gefahren eines solchen Schwurs zu denken. Mein Hof ist nicht stark genug, um Bananach zu schlagen. Manche Risiken sind unvermeidlich.
    Die Wasserelfe nickte. »Die Vereinbarung ist bindend und akzeptiert. Ein Vertrauensbeweis soll den Schwur besiegeln.«
    Eine Wand aus Wasser kam auf sie zu.
    »Ich möchte heute nicht ertrinken«, sagte Keenan.
    »Nur ein bisschen«, schlug Innis vor.
    Einen Moment lang fragte Keenan sich, ob es eine Option für ihn wäre, nicht zu leben. Der Tod sollte mir nicht attraktiv erscheinen. Keenan hatte Dutzenden Mädchen die Sterblichkeit geraubt. Er hatte sie zu Elfen gemacht, während alle, die sie kannten, nach und nach starben. Er hatte sie dazu überredet, alles für ihn zu riskieren. Um meine Königin zu werden. Um mich zu befreien. Ihm war gar nichts anderes übrig geblieben. Er hatte sie einfach finden müssen, die Sterbliche, die sie alle davor bewahrt hatte, Opfer der eisigen Wut seiner Mutter zu werden. Jetzt musste er einen Weg finden, den Hof zu stärken, ohne einen Keil zwischen sich und seine Königin zu treiben, musste Verbündete unter Elfen finden, die allen Grund hatten, ihn zu hassen, musste einen Weg finden, Donia zu lieben, ohne mit ihr zusammen zu sein, und wieder einmal das Unmögliche versuchen.
    Eine zweite Welle ging über sie hinweg und Innis’ Gestalt hüllte ihn ein. Er wusste, dass er sich nicht für den Tod entscheiden würde, doch linderte dieses Wissen nicht den Schmerz in seiner Lunge. Er kämpfte nicht gegen die Wellen an. Sterben wäre so viel einfacher. Als das Wasser in seine Lunge eindrang, fragte er sich – nicht zum ersten Mal, ja nicht einmal zum einundfünfzigsten Mal –, ob sie ohne ihn nicht alle besser dran wären.
    Er strampelte an die Wasseroberfläche.
    Es ist ein Vergnügen, dich zu ertränken, mein Verbündeter. Innis’ Stimme erfüllte das Wasser um ihn herum. Du brauchst nur zu rufen, und wir werden zu dir kommen.

Drei
    Donia atmete einen Stoß eiskalter Luft aus, als sie Ashlyn herankommen sah. Die Wachen der Sommerkönigin waren in sicherer Entfernung stehen geblieben. Ashlyn hatte die Hände in die Taschen eines dicken Wollmantels gesteckt, die fast schwarzen Haare waren unter ihrer Kapuze verborgen.
    »Gehen wir ein Stück?«, fragte Donia.
    Ashlyn zeigte auf einen Weg, der von demselben Brunnen wegführte, an dem sie einmal gesessen und miteinander geredet hatten. Damals war Donia noch schwächer gewesen. Vieles hatte sich in so kurzer Zeit geändert. Nicht geändert hatte sich jedoch, dass es ein anderer Elf war, Keenan, der sie zusammenführte und zugleich entzweite.
    »Ich hatte gehofft, er hätte sich vielleicht …«, Ashlyn sprach nicht weiter und schaute Donia nur an.
    »Nein. Er hat sich nicht bei mir gemeldet. Und bei dir auch nicht, wie ich sehe. Wenn er nicht mehr wäre, würdest du das spüren, Ash.« Es fiel Donia schwer, den neidischen Unterton in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Die restliche Kraft des Hofes würde ihn verlassen, wenn er … sterben würde.«
    »Aber wenn er verletzt ist …«
    »Bestimmt nicht«, gab Donia zurück. »Das würde er uns schon mitteilen. Entweder er schmollt, oder er hält

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