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Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Titel: Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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erstes Jahr als Elfe hatte ihr das nur allzu deutlich vor Augen geführt.
    Und dieses zweite Jahr verläuft auch nicht besonders gut.
    Der seltsame Elf vor ihr streckte seine Hand aus, als wollte er ihr Gesicht berühren. »Ich würde die Erlaubnis akzeptieren, deine Wange zu streicheln.«
    »Für eine Frage?« Ashlyn verdrehte die Augen. »Nein, danke.«
    »Die ehemals Sterblichen sind so …«, er schüttelte den Kopf, »… spröde. Würdest du mein Angebot auch ablehnen, wenn du wüsstest, wer ich bin?«
    »Tja, wer kann das schon wissen?« Ashlyn drehte sich um und ging weiter auf ihre Wachen zu. Sie spürte ein Kribbeln im Nacken, doch ihr war einfach nicht nach Ratespielchen zu Mute.
    Und ich habe Angst.
    »Wenn du mir erlaubst, dein Gesicht in meinen Händen zu wiegen, wirst du dabei nicht verletzt, und ich verspreche dir für dieses Privileg zwei Fragen oder ein Geschenk«, rief er.
    Sie blieb stehen. Ein Neuling auf dem Thron zu sein, hatte unter anderem den Nachteil, dass sie anderen noch keine Gefälligkeiten erwiesen hatte, die sie zurückfordern konnte, dass sie über keinerlei Verhandlungserfahrung verfügte, auf die sie sich verlassen konnte, und – neuerdings – auch keinen König mehr an ihrer Seite hatte, mit Beziehungen, die ihr helfen konnten. Wenn wir gegen Bananach kämpfen müssen, habe ich keine Geheimwaffen. Sie schaute ihn über die Schulter hinweg an und fragte: »Wieso?«
    »Soll das schon eine deiner beiden Fragen sein, Sommerkönigin?« Seine Lippen verzogen sich, als wollte er im nächsten Moment anfangen zu lachen.
    »Nein.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Wie du weißt, bin ich jetzt schon eine ganze Weile Elfe, aber diese Wortklaubereien machen mir noch immer keinen Spaß. Ich nehme an, dass ich irgendwann besser darin werde, aber im Augenblick nerven sie mich nur.«
    »Aber du bist neugierig«, fügte er lachend hinzu. »Ich bewillige dir eine Frage ohne Gegenleistung. Warum? Weil ich alle, die mal sterblich waren, faszinierend finde. Dein König hat dafür gesorgt, dass ich mit den anderen Mädchen nichts zu tun hatte, wenn sie zu Elfen wurden. Du bist hier, er ist es nicht … und ich bin neugierig.«
    »Ich bin nicht sicher, ob es klug ist, mich auf einen Handel mit dir einzulassen, wenn du offensichtlich so scharf darauf bist.« Ashlyn blieb, wo sie war, und signalisierte so zwar nicht durch ihre Worte, aber durch ihr Benehmen Verhandlungsbereitschaft.
    Hoffentlich ist das kein Fehler. Bitte, mach, dass das kein Fehler ist.
    Der Elf kam ein paar Schritte auf sie zu. »Eine Frage jetzt und eine in Reserve. Was, wenn ich Dinge weiß, die du später wissen möchtest? Was, wenn es deinem Hof nützen könnte, wenn du noch eine Frage guthast?«
    »Eine Frage jetzt und eine Frage oder einen Gefallen später, und …«, sie machte einen Schritt zurück, »… deine Garantie dafür, dass ich durch deine Berührung keinerlei Schaden nehme … Und sie muss kürzer andauern als eine Minute.«
    Er blieb ein kleines Stück von ihr entfernt stehen. »Ich akzeptiere die Bedingungen, wenn du mir erlaubst, dich zu deinem Loft zu begleiten.«
    »Bis zur Tür, aber nicht hinein, und wir gehen direkt dorthin, ohne Umwege, und meine Wachen begleiten uns.«
    »Einverstanden.« Er trat vor.
    »Einverstanden«, wiederholte sie.
    Dann nahm er ihr Gesicht in seine Hände, und die Welt um sie herum wurde vollkommen still. Sie konnte weder sehen noch hören. Da war nur Dunkelheit, vollständige, absolute Dunkelheit. Hätte sie nicht durch ein Versprechen sichergestellt, dass sie keinen Schaden nehmen würde, wäre Ashlyn davon überzeugt gewesen, dass sie ihren Körper verlassen hatte und ins Nichts gefallen war.
    Was habe ich getan?
    Für sie fühlte es sich an, als vergingen Tage, während sie so dastanden. Dann beugte er sich vor. Sie spürte seine Bewegungen in der Leere, in der sie schwebte. Vor und nach ihm existierte nichts. Seine Stimme war das Wispern von Getreidespelzen auf weiten, trockenen Feldern, als er zu ihr sagte: »Mein Name ist Far Dorcha. Der Dunkle Mann.«
    Ashlyn wusste zwar, dass diese Empfindung von Leere nur wenige Augenblicke gedauert hatte, aber sie geriet dennoch ins Taumeln, als Far Dorcha seine Hände zurückzog. Die Welt war plötzlich zu grell erleuchtet; das Eis an den Bäumen in der Ferne glitzerte so hell, dass sie den Blick abwenden musste. Nur ihn, den Dunklen Mann, konnte sie schmerzfrei anschauen.
    »Du bist … ein Todeself.« Ashlyn hatte

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