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Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Titel: Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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lieber in Deckung, als diesen Satz zu beenden.
    Was ist Seth?
    Früher war er ihr Freund gewesen; dann war er ihr Ein und Alles geworden. Nachdem sie eine Elfe geworden war, hatte sie einige dumme Fehler begangen. Und jetzt war sie sich nicht mehr so sicher, was er für sie war. Was nicht bedeutet, dass Seth einfach auf und davon ziehen kann, ohne mir Bescheid zu sagen. Ashlyn machte ein finsteres Gesicht. Genau wie Keenan. Ihr König hatte sie einfach im Stich gelassen, hatte sie mit der Verantwortung für den ganzen Hof zurückgelassen, obwohl sie nur die Hälfte der Kraft besaß, um ihn zu regieren. Und sie gab sich verdammt noch mal alle Mühe, sich nicht allzu viele Patzer zu leisten.
    Setz dich durch, ermahnte sie sich. Vielleicht sollte ich es bei Keenan und Seth genauso halten.
    »Ashlyn?«, sagte Quinn vorsichtig.
    »Was?« Sie schaute ihn an. Erst jetzt bemerkte sie, dass der Raum voller Regenbogen war wegen des kleinen Regenschauers und des plötzlichen Sonnenscheins, die eingesetzt hatten, während sie in Gedanken versunken gewesen war. »Oh.«
    Die Pflanzen und Vögel und anderen Wesen, die in dem kleinen Wasserlauf lebten, der durch den Raum floss, gediehen unter diesen Bedingungen prächtig, Quinn schaute jedoch etwas irritiert drein, da seine Kleider tropfnass geworden waren.
    Wir sind durch eine verrückte Elfe bedroht, die die Gewalt genießt und Seth schon einmal ins Elfenreich gebracht hat. Mein König ist unentschuldigt abwesend. Oh, und der Tod stattet mir einen Besuch ab.
    Sie schüttelte den Kopf. »Schick Tavish zu mir.«
    Quinn wischte sich verstohlen den Regen aus dem Gesicht. »Wozu?«
    Die Sommerkönigin hatte sich abwenden wollen, erstarrte jedoch mitten in der Bewegung und blickte Quinn an. »Wie bitte?«
    »Was soll ich ihm ausrichten?« Quinn hatte die nichtssagende Miene aufgesetzt, die sie sehr schnell als eine Maske einzuordnen gelernt hatte.
    »Quinn, die Nachricht lautet, dass seine Königin – deine Königin – ihn zu sich ruft.« Sie lächelte, aber nicht freundlich, sondern mit einer Boshaftigkeit, die sie hatte lernen müssen, seit Keenan sie den Sommerhof allein regieren ließ. In einem täuschend weichen Tonfall fragte sie dann: »Gibt es einen Grund dafür, dass du wissen möchtest, was ich einer anderen Elfe zu sagen beabsichtige? Einen Grund dafür, dass du deine Königin anzweifelst?«
    Quinn senkte den Blick auf den matschigen Boden. »Es war nicht meine Absicht, dich zu beleidigen.«
    Eine Sekunde lang spielte sie mit dem Gedanken, ihn darauf hinzuweisen, dass ihr keineswegs entging, dass er ihrer Frage mit dieser Bemerkung auswich. Irreführung, Auslassung und Meinungsäußerung waren die drei Ausweichstrategien, mit denen Elfen es ausglichen, dass sie nicht lügen konnten. Quinn und eine Reihe anderer Elfen schienen zu glauben, dass sowohl die Tatsache, dass sie noch vor kurzem sterblich gewesen war, als auch ihr Alter es ihnen leicht machten, sie in die Irre zu führen. Und manchmal stimmt das auch. Aber nicht immer. Sie setzte eine ebenso undurchdringliche Miene auf.
    »Hol Tavish. Finde heraus, wo zur Hölle Seth und Keenan sind. Ich bin die ewigen Ausreden leid … und ich will wissen, wie man ins Elfenreich gelangt«, sagte sie.
    Dann wandte sie sich ab, bevor ihre Maske der Selbstsicherheit Risse bekommen konnte.

Fünf
    »Es kommt nicht in Frage, dass ich hier im Elfenreich bleibe«, wiederholte Seth seiner Königin gegenüber. »Das weißt du ebenso gut wie ich.«
    Sorcha wandte ihm den Rücken zu, um die silbernen Tränen zu verbergen, die ihr die Wangen hinunterliefen, und entfernte sich von ihm.
    »Mutter.« Er folgte ihr in den Garten, der bei ihrem Eintreffen an die Stelle der Wand in seinem Zimmer getreten war. »Du brauchtest mich und ich bin gekommen.«
    Sie nickte, schaute ihn jedoch nicht an. Kleine Insekten, die weder Libellen noch Schmetterlinge waren, schossen auf sie zu, flatterten kurz auf der Stelle und schwirrten dann davon. Der metallische Glanz ihrer Flügel ließ die Luft um sie herum glitzern.
    »Eingesperrt zu sein bekommt mir nicht. Das wusstest du schon, als du dich entschieden hast, meine Mutter zu werden.« Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und sie drehte sich zu ihm.
    »Ich kann dich dort nicht sehen , und ihre Welt ist … heimtückisch.« Sie zog einen Schmollmund und sah einen Moment lang aus wie ein Kind.
    »Wenn ich jemand wäre, der seine Liebsten im Stich lässt, wäre ich nicht hergekommen«, erklärte Seth.

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