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Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Titel: Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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bleicher Elf kam über den Friedhof auf sie zu. »Evan? Wer ist das?«
    Evan stellte sich unvermittelt so dicht vor sie, dass sie eine Hand auf seinen Rücken legen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. »Bleib hinter mir.«
    Elfenbeinschwestern schwebten zu Donia und bildeten einen schützenden Kreis um sie. In kaum mehr als einem Atemzug hatten sich auch die Wolfselfen um sie versammelt. Eine besonders eifrige Weißdornelfe schwebte mit vor Wut rot flackernden Augen neben ihr.
    »Eine Wand aus Elfen zwischen uns, Donia?« Der fremde Elf schüttelte den Kopf. »So begrüßt man doch keine alten Freunde.«
    »Wir sind uns nie begegnet«, erwiderte Donia.
    »Verzeih mir.« Er verneigte sich kurz. »Ich habe dich in einer Erinnerung gesehen. Eiszapfen hingen wie Messer an diesen zarten Händen.« Er schaute sie an. »Du hast ziemlich geschickt die Sommerkönigin aufgespießt.«
    Als sie daran zurückdachte, befiel Donia so etwas wie Bedauern. »Sie ist geheilt.«
    »Seltsamerweise ist sie schneller wieder gesundet, als man erwarten würde.« Der Elf richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Ich bin Far Dorcha.«
    Donia hoffte, dass ihr Gesicht nicht ihren Schrecken verriet. Ich bin der Winter. Ich bin im Vollbesitz meiner Kräfte. Doch all ihre Selbstsicherheit geriet mit der Erkenntnis ins Wanken, dass es sich bei dem Elfen vor ihr um den Dunklen Mann handelte, die Verkörperung des wahrhaftigen Todes. Er war zwar kein König, doch gehorchten ihm die Todeselfen aufs Wort – zum Teil wohl deshalb, weil auch sie durch seine Berührung sterben konnten. Nur Far Dorcha konnte Todeselfen töten, und das sorgte für einen blinden Gehorsam, den andere Regenten nicht erwarten konnten.
    »Du bist erst seit einem Lidschlag Elfe.« Er ging einen weiteren Schritt auf sie zu.
    Evan streckte eine Hand aus, ohne den Dunklen Mann zu berühren. »Halte Abstand.«
    »Evan.« Far Dorcha schüttelte den Kopf. »Du hast mal wieder den Hof gewechselt, wie ich sehe.«
    Wieder?
    »Ich diene der Winterkönigin«, erwiderte Evan vollkommen ruhig. »Ich befehlige ihre Wachen und ich würde für sie jedes andere Leben hingeben.«
    Far Dorcha lachte – ein schrecklicher Laut, wie wenn Krallen über Metall kratzen. »Und wenn sie alle tot wären, würde ich sie doch kriegen … wenn ich es wollte.«
    Der Dunkle Mann drohte ihr nicht, nicht offen, doch seine Worte wirkten trotzdem wie eine Drohung. Ihre Elfen wurden noch nervöser. Donia legte ihre Hand auf Evans Rücken und trat neben ihn, um Far Dorcha direkt anschauen zu können. Dadurch zog sie seine Aufmerksamkeit wieder auf sich.
    »Kommst du meinetwegen?«, fragte sie.
    »Nein. Ich war hier …«, er zeigte auf den Friedhof, »… wegen der Pforte. Es waren andere geschäftliche Angelegenheiten, die mich nach Huntsdale geführt haben.«
    Evan erstarrte. »Wer?«
    Keenan? Ashlyn? Niall? Irial? Das Oberhaupt der Todeselfen kam nicht für jeden Tod persönlich. Wer wird sterben?
    »Warum bist du hier?«, fragte Donia.
    »Mmh – mm – mm.« Far Dorcha schüttelte den Zeigefinger. »Das verrate ich dir nicht. Die Überraschung ist doch der halbe Spaß.«
    Der Dunkle Mann seufzte und Evan schob sich rasch wieder vor Donia, damit der Atem des Todes sie nicht berührte. Dabei drehte er den Kopf zur Seite, und sie sah, dass er schwer schluckte. Er ballte die Fäuste.
    »Evan?«
    »Bitte, meine Königin, nicht jetzt.« Seine Stimme war rau, aber er bewegte sich nicht von der Stelle.
    »Seltsam. Trotz ihres Temperaments hast du also beschlossen, ihr zu gehören.« Far Dorchas Blick wanderte von Evan zu ihr. » Wolltest du sie eigentlich töten? Ganz schön launisches Verhalten, die Wachen des Sommerkönigs zu attackieren. Du hast ihnen grundlos das Leben geraubt.«
    Donia überkam die Ruhe des Winters. »Du bist kein Richter. Ich bin nicht deine Untergebene und war es auch damals nicht.«
    »Ich bin der Tod. Über das Töten zu urteilen, liegt immer in meinem Zuständigkeitsbereich.« Far Dorcha verzog keine Miene. Dass ihm jede Ähnlichkeit mit einem Menschen fehlte, machte seinen prüfenden Blick noch unangenehmer. Die meisten menschlich aussehenden Elfen hatten auch menschliche Verhaltensweisen angenommen. Er nicht.
    Sie ging um Evan herum. »Die letzte Winterkönigin hat mich beinahe umgebracht, und wenn ich selbst oder meine Schutzbefohlenen bedroht sind, werde ich auch wieder töten. Ich bin keine Sterbliche, Far Dorcha. Mag sein, dass du der Tod bist, aber wenn du nicht

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