Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade
Wagen hielt. Für zuschauende Sterbliche hätte er ausgesehen wie ein weißer Lieferwagen. Ankou öffnete die hinteren Türen und fing an, die Überreste der Gefallenen hineinzuladen.
Far Dorcha wandte der Leichensammlerin den Rücken zu. Um ihn herum warteten die Schatten der Toten – einschließlich Evan.
Der tote Freund schaute Donia an. Er führte zwei Finger an die Lippen, als schickte er ihr einen Kuss.
»Er bereut seine Entscheidung nicht«, erklärte Far Dorcha leise. »Und er möchte, dass du es auch nicht tust.«
Donia sah zu, wie ihr Freund, Wachmann und Berater fortging und schließlich verschwand. Sobald Evan außer Sichtweite war, schaute sie wieder Far Dorcha an und sagte: »Sie hat ihn ohne Grund getötet.«
Chelas Körper spannte sich an, doch diesmal mischte sich die Hundselfe nicht ein.
»Sie darf nicht fortfahren, die Unseren zu töten«, sagte Donia.
»Sie kann leichter ausgelöscht werden, wenn ich hier in eurer Stadt bin.« Far Dorcha sah nur Donia an. »Wenn die Kriegselfe stirbt, wird jemand ihre Stelle einnehmen müssen. Sie … kann nicht abgeschafft werden.«
»Was …«, begann Donia, verstummte jedoch, als der Dunkle Mann einfach davonschlenderte.
Er blieb weder neben Ankou noch an seinem Thron stehen – und der Thron verschwand, nachdem er ihn passiert hatte.
»Was zur Hölle soll das denn heißen?«, murmelte Chela.
Die Winterkönigin schüttelte schweigend den Kopf. Bananachs Tod war notwendig, aber er würde Folgen haben, die sie nicht kannte. Die Alternative schien jedoch zu sein, dass die Rabenelfe sie alle tötete.
Fünfundzwanzig
Gabriel verfolgte Bananach allein. Sein Rudel fiel zurück, es konnte nicht mit ihm mithalten. Ihm war bewusst, dass er lieber warten sollte, bis die anderen ihn eingeholt hatten. Früher wäre er zu seinem König gegangen und hätte dessen Befehle abgewartet; früher hätte er sich in Vergnügungen gestürzt, die zur Domäne des Hofs der Finsternis gehörten, oder bei seiner Familie Trost gefunden. Jetzt war sein König krank und sein vorheriger König gestorben; der Hof der Finsternis war ein einziges Chaos und zwei seiner Kinder waren im Elfenreich eingeschlossen – und ein drittes tot.
Alles wegen Bananach.
Es war die Aufgabe der Wilden Meute, Vergeltung zu üben. Dazu war sie da. Sie würden sie verfolgen und Gerechtigkeit walten lassen. Er war die Meute.
Sie verdient meine gerechte Strafe.
Irgendetwas jenseits von Logik zwang ihn, seinen Weg fortzusetzen.
Ich darf sie nicht töten. Irial, Niall und Devlin hatten es ihm erklärt. Bananach hat meinen König getötet. Meine Tochter getötet. Evan getötet. Wenn sie sie nicht aufhielten, würde sie weitermorden. Bis keiner von uns mehr am Leben ist.
Sie war vor ihm, zwar noch außer Reichweite, aber nicht so weit weg, dass er sie komplett aus den Augen verlor.
Das ist eine Falle.
Gabriel war nicht so dumm, sich ihr entgegenzustellen, wenn sie so stark war. Bei ihrem letzten Kampf hatte er sich zwar behauptet, aber nur mit Mühe. Nur wenige Tage zuvor hatte er im Haus seiner Kinder gespürt, wie sich Bananachs Krallen in seine Haut bohrten.
Und zugesehen, wie sie Irial getötet hat.
Ihre Federn verschwammen vor ihm zu einer schwarzen Wolke, als sie um die nächste Ecke bog. Ihre Elfen waren verschwunden. Er saß ab und folgte ihr zu Fuß. Jetzt gab es nur noch sie beide. Als er den mit Müll übersäten Parkplatz betrat, wusste er, dass er einen Fehler beging.
Keine Unterstützung weit und breit.
Gabriel ließ sein Ross zurück.
»Dein Kind hat gar nicht übermäßig geschrien, als ich es ausgeweidet habe«, sagte Bananach. »Ungewöhnlich für eine Sterbliche.«
Die Worte trafen Gabriel härter als eine Faust.
»Tish war nicht sterblich«, presste er hervor.
»Egal.« Bananach umkreiste ihn und Gabriel drehte sich mit, um sie im Blick behalten zu können.
»Ich würde dich eigentlich lieber nicht töten«, fügte sie hinzu. »Du bist ein guter Kämpfer.«
»Ich dich schon«, versicherte Gabriel ihr.
Bananach lachte auf. Ihre vogelähnlichen Gesichtszüge stießen ihn ab. Ihr Gelächter klang noch schlimmer, wenn es aus dem Rabenschnabel drang, als wenn es über ihre Lippen kam. Sie zog die Augenbrauen zusammen. »Ich möchte dich auch töten, aber lebend könntest du mir noch nützlich sein.«
»Ich diene dem König der Finsternis«, knurrte Gabriel.
»Und wenn ich Königin würde?«
»Wirst du aber nicht.« Er verpasste ihr einen Schlag und genoss den harten
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