Sommerliebe eine Anthologie aus 8 sinnlich-romantischen, humorvollen und erotischen Gay -Love -Storys (German Edition)
so in der Richtung… Sie sind kein „Gefangener“, lediglich in Verwahrung, weil Ihr Verhalten in der Öffentlichkeit etwas besorgniserregend war, besonders auch für Sie selbst“, stellte Wilhelm klar.
Lorbeerblatt seufzte. „Ja, das sehe ich ein. Ich verstehe die Menschenregeln noch nicht so ganz“, erwiderte er und schielte wieder auf die Blumen.
„Wollen wir uns nicht setzen?“, fragte Wilhelm vorsichtig. „Da drüben hin zu den Tulpen?“ Der andere nickte erneut und trat vor.
Wilhelm zählte innerlich bis zehn, dennoch konnte er einen neugierigen Blick auf die Kehrseite des anderen nicht ganz unterdrücken. Die Ranken mussten von einem Meister in seine Haut gestochen worden sein, so lebendig und natürlich wirkten sie, umschmeichelten die Schulterblätter und den Nacken, als wollten sie sich dort festhalten, wanden sich das Rückgrat hinab, umspielten den Ansatz der Hinterbacken und verschwanden in der Dunkelheit dazwischen, als hätten sie dort irgendwo ihren Ursprung. Er stand ja sonst überhaupt nicht auf diese tätowierten Typen, meist waren die Bilder billig in Motiv und Machart und harmonierten nicht zu dem darunter steckenden Körper und Wesen. Aber hier wirkte es völlig natürlich. Und in der Selbstverständlichkeit der zur Schau getragenen Nacktheit unfassbar ... beeindruckend. Schande, so einen Patienten hatte er definitiv noch nie gehabt, geschweige denn so einen Mann gesehen. Er war ein Profi, hämmerte er sich ein, ein schwuler Mann, sicher, aber an diesem Ort ein Psychologe, der es mit einer verwirrten Seele zu tun hatte. Ihm auf den perfekten Arsch zu starren mochte zwar eine ganz normale Reaktion auf so eine Erscheinung sein, aber hier völlig unangebracht und gefälligst zu unterdrücken.
Lorbeerblatt ließ sich direkt vor der Vase auf die Polster sinken und schlug die Beine übereinander. Ein Lorbeerblatt kringelte sich keck von hinten hervor kommend in Richtung seines Hüftknochens, aber immerhin war so sein Schritt halbwegs verdeckt, das war sehr zuvorkommend von ihm, denn das, was da blitzte, war auch ... beeindruckend.
Wilhelm setzte sich mit ziemlich gemischten Gefühlten ihm gegenüber in den Sessel auf der anderen Seite des flachen Couchtisches unmoderner Machart.
„Erzählen Sie mir doch, was Ihres Erachtens nach gestern Abend im Park passiert ist“, forderte er ihn freundlich auf.
Lorbeerblatt sah kurz zu ihm auf, bevor er sich auf ein Neues dem Inhalt der Vase widmete. Blumen-Fetischismus? Gab es so etwas? Sicher, es gab jede Form des Fetischismus… Lack und Leder… Klingonen… Eichhörnchen ... garantiert auch Blumen.
„Ich…“, hob der andere an, „... ich bin doch verrückt, oder? Also habe ich ... verrückte Dinge getan?“
„Die Menschen behaupten gerne, dass jemand verrückt sei, der sich ein wenig anders verhält als sie, aber das muss ja nicht heißen, dass man es auch ist. Sie hatten doch Gründe, zu tun, was Sie getan haben – empfinden Sie die selber als verrückt?“, bemühte sich Wilhelm.
Der andere sah erneut auf. „Nein“, erwiderte er langsam. „Sicherlich nicht. Aber die Menschen ... entscheiden das doch, nicht ich.“
„Ich bin nicht die Menschen, ich will nur verstehen, damit ich Ihnen helfen kann“, beruhigte ihn Wilhelm, während er sich darauf konzentrierte, dem anderen in das fein geschnittene Gesicht zu sehen. Lorbeerblatts Züge wirkten ein wenig wie gezeichnet, seine grünen Augenbrauen waren geschwungen wie die Bögen einer Kathedrale.
„Nun gut“, gab Lorbeerblatt nach. „Wie ich Ihren Kollegen schon gesagt habe: Ich bin ein Elf. Die Rosen im Park waren so wunderschön ... und ich war so allein. Da können Sie mir aber nicht helfen.“
„Gibt es denn jemanden, in dessen Gegenwart Sie sich nicht so allein empfänden?“, bohrte Wilhelm vorsichtig nach.
Lorbeerblatt senkte den Kopf, sodass seine grünen Strähnen ihm geschmeidig über die nackten Schultern fielen. „Ja. Viele. Aber sie haben mich verstoßen. Ausgesetzt. Jetzt muss ich bei den Menschen bleiben, und es gibt niemanden mehr, nur noch die Blumen“, erklärte er tonlos.
„Die anderen ... sind auch Elfen?“, fragte Wilhelm. Lorbeerblatt nickte bestätigend. „Warum haben die Sie ... allein gelassen?“ Erzählen lassen ... das erlaubte Rückschlüsse.
Der andere nagte angespannt an seiner Oberlippe, die Tulpen fest im Blick. „Weil ich kein richtiger Elf bin in ihren Augen. Mein Vater war ein Mensch – und ich bin ihnen viel zu menschlich
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