Sommerliebe eine Anthologie aus 8 sinnlich-romantischen, humorvollen und erotischen Gay -Love -Storys (German Edition)
er gern vorgab. Nein, eigentlich war er oft unsicher, suchte nach Bestätigung, nach Anerkennung.
Trotzdem antwortete ich nicht. Ich öffnete auch die Tür nicht. Vielleicht würde er dann einfach von allein verschwinden ...
Natürlich tat er es nicht! Aus dem Klopfen wurde allmählich ein Hämmern. Wahrscheinlich wummerte er mit beiden Fäusten gegen die Tür. Es dröhnte regelrecht in meinen Ohren. „Mach doch bitte auf!“ Er war verzweifelt. Ich wusste es, denn ich war es auch.
Wie lange würde ich mich wohl seinem Flehen noch widersetzen können? Vielleicht hätte ich aus dem Flur verschwinden sollen. Vielleicht hätte ich mich ins Bett legen sollen, mir die Decke über den Kopf ziehen. Im Schlafzimmer wäre sein Klopfen bestimmt nicht zu hören gewesen! Dort hätte ich auch seine Stimme nicht hören können…
Aber ich konnte nicht. Ich konnte mich nicht von der Stelle bewegen. Ich starrte die Tür an, bildete mir ein, seinen Blick zu spüren. Seine wunderschönen braunen Augen mit den hellen Sprenkeln darin. Die langen dichten Wimpern. Ich konnte das Unverständnis in seinen Augen sehen - auch durch die geschlossene Tür. Das gleiche Unverständnis wie gestern, als ich ihm sagte, dass es endgültig vorbei sei. Dabei war ich mir bei dem Wort „endgültig“ jetzt gar nicht mehr so sicher. Alles, was gestern so einleuchtend klang, fühlte sich nun schlecht an. Dabei hatte ich mir die Argumente so gut zurechtgelegt. Ich hatte alles genau durchdacht, all seine Einwände gnadenlos widerlegt. Am Ende musste er sich geschlagen geben und fuhr nach Hause. Aber anstatt der erwarteten Zufriedenheit fühlte ich mich elend, allein und so unglücklich wie noch nie in meinem Leben. Ich war mir sicher, dass es nur ein vorübergehender Zustand sei. Ich musste nur durchhalten, dann würde es mir bald besser gehen. Deshalb konnte ich einfach die Tür nicht öffnen. In mir tobte ein schrecklicher Kampf.
Vernunft gegen Herz.
Verstand gegen Gefühl.
Gewissen gegen Verlangen.
Und dieser Kampf lähmte mich, zerrte an meinen Eingeweiden, hinterließ ein furchtbares Gefühl der Hilflosigkeit. Ich stand noch immer bewegungslos im Flur, lauschte seiner Stimme, seinen gegen die Tür donnernden Fäusten.
Mein Körper fühlte sich taub an. Ich lehnte mich gegen die Wand, ließ mich daran heruntergleiten, zog meine Beine fest an den Körper und legte meinen Kopf darauf ab. Wie war es nur so weit gekommen? Wie war ich nur in so eine Situation geraten? Ich, der Vernunftmensch, der sich und seine Gefühlswelt immer unter Kontrolle hatte. Immer! Bis ich ihm begegnete. Die kleine Nervensäge mit dem unschuldigen Blick, mit den schokoladenbraunen Augen.
Die Party am See, wie in jedem Jahr. Ich hatte mich darauf gefreut. Es war eine wirklich große Party. Eigentlich die einzige große Party, zu der ich ging. Hier traf ich viele alte Freunde. Natürlich kamen im Laufe der Zeit immer mehr Fremde dazu, flüchtige Bekannte, aber der harte Kern blieb erhalten. Drei Tage dauerte die Party. Claudia organisierte alles, sie mietete den Platz, sorgte dafür, dass genügend Essen und Trinken vorhanden war. Wobei das Trinken für gewöhnlich eine größere Rolle spielte. Ich kannte Claudia schon seit der Schulzeit. Mittlerweile war sie verheiratet und hatte zwei Kinder. Egal, wie viel Stress sie auch hatte, ich konnte mich nicht erinnern, dass die Party auch nur ein einziges Jahr ausgefallen wäre. Ursprünglich war es mal eine kleine Geburtstagsfeier. Dann hatte es sich irgendwie verselbstständigt.
Immer mehr Sommergeburtstagskinder schlossen sich der Feier an, die Ausmaße wurden größer, aus einer Nacht wurden bald zwei.
Ich konnte mich als Geburtstagskind nicht daran beteiligen. Mein Geburtstag war im Winter. Wenn ich feiern wollte, dann musste ich mich allein darum kümmern. Ich fing an zu grinsen. Ich feierte nur äußerst ungern. Ich lud auch niemanden ein. Meine Freunde wussten das, sie kamen bisher immer einfach so, brachten sogar das Essen mit. Ich mag so viele Leute nicht um mich herum. Ich bin wohl eher der Einzelgänger.
Wir zelteten, auch wie immer. Es war kein Zwang. Jeder hatte die freie Wahl. Manche kamen nur einen Abend, manche fuhren zum Schlafen jede Nacht nach Hause und kamen pünktlich zum gemeinsamen Frühstück zurück. Auch bei mir war es von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Wie ich halt Lust hatte. Wie es die Zeit erlaubte und natürlich spielte das Wetter eine große Rolle. Denn so sehr ich mich auch auf die
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