Sommerliebe eine Anthologie aus 8 sinnlich-romantischen, humorvollen und erotischen Gay -Love -Storys (German Edition)
immer, ausgegangen war. Welch Zufall!
Nun ja, du hast mir keine Wahl gelassen. Meine Pose an der Motorhaube war wohl zu offensichtlich. Als du mich entdecktest, bliebst du stehen. Sahst noch einmal hinüber zum Eingang des Supermarkts und kamst zu mir. Direkt auf mich zu. Mein Herz machte einen Satz, der selbst mich überraschte.
Wenn du nervös warst, hattest du dich verflucht gut unter Kontrolle. „Wartest du auf jemanden?“, hast du mich gefragt und ich fand dich zum Niederknien mutig. Denn es hätte ja sein können, dass ich antwortete: „Ja, mein Stecher ist gerade im Laden und kauft Gummis.“ Aber vielleicht hast du genauso gut wie ich gewusst, dass dies die Begegnung war, auf die wir seit Wochen hinarbeiteten. Mit Blicken und unbeabsichtigten Berührungen in einem Korridor, der eindeutig zu eng für zwei solch prächtige Kerle wie wir war.
„Ja, auf dich“, brachte ich heraus und hoffte verzweifelt, dass ich nicht wie ein Vollidiot klang. Oder wie jemand, der sich sein Frischfleisch regelmäßig an der Wursttheke aufriss. Ich konnte dir schlecht sagen, dass ich meine Chance nutzen wollte, die Dinge ins Rollen zu bringen, da ich in Zukunft deutlich weniger Bus fahren und somit auch sicherlich an anderen Orten einkaufen würde. Draußen im Industriegebiet, wo es billiger war und man sich für einen freien Parkplatz nicht gleich duellieren musste.
Du hast genickt und gelächelt. Nicht gegrinst. Gelächelt. Erfreut und ein bisschen aufgeregt. Halten wir das noch einmal fest: Wir wussten zu diesem Zeitpunkt nichts voneinander. Oder fast nichts. Ich wusste, dass du gerne Wein trinkst, da du den oft gekauft hast. Ich wusste, dass es bei dir im Laden eine Lange-Hosen-Pflicht für die männliche Belegschaft – also für dich allein – gab. Ich wusste, dass du Ravioli magst, aber ansonsten keine Vorliebe für Fertigfutter hast. Und ich wusste, dass ich stets ein glücklicher Mann war, wenn du etwas aus einem unteren Regal nehmen musstest. Nein, nicht nur wegen deines runden Hinterns. Sondern auch wegen deiner Beine, die sich dann dehnten und streckten und aussahen, als warteten sie auf eine Hand, die an ihnen entlang streicht.
Mit einem aufgeregten Glitzern in den Augen hast du über deine Schulter Richtung Laden gedeutet: „Ich hole uns eine Flasche Wein, okay?“
Interessant, nicht wahr? Ich hatte es bisher auf drei entzückende Worte gebracht. Ich hatte nicht verraten, was ich von dir wollte oder wohin wir fahren wollten. Aber ich möchte gerne glauben, dass du schon damals wusstest, wie du mich zu nehmen hattest. Dass du geahnt hast, dass ich nicht vorhatte, dich in irgendein Restaurant zu schleppen oder dir meine ... hm ... Wohnung zu zeigen.
Hand aufs Herz: Ich wollte mit dir in die Kiste. Und ich schäme mich nicht dafür. Für dich galt anders herum dasselbe. Es war offensichtlich, dass wir scharf aufeinander waren. Rund ein Prozent meiner Wahrnehmung hatte aber die Vorahnung, dass es darüber hinausgehen könnte. Dass ich dich interessant fand – mit oder ohne Hose. Das ist mehr, als manche Ehepaare bei ihrer ersten Begegnung von sich sagen können.
Zehn unruhige Minuten später, in denen ich dabei zusah, wie die schlappen Blumenauslagen in den Supermarkt gerollt wurden, warst du zurück. Mit einem aufgeregten Lächeln und dem versprochenen Wein im Schlepptau.
„Neues Auto?“, wolltest du wissen, als du neben mir auf dem Beifahrersitz Platz nahmst. Vermutlich war mir der Besitzerstolz an der Nasenspitze abzulesen.
„Ja, gerade abgeholt.“
„Oh, und da dachtest du, du sammelst mich ein, um es einzuweihen?“ Nach schüchtern kommt frech. War bei dir schon immer so. Deine Anzüglichkeit bescherte mir einen heißen Kopf, das kannst du mir gerne glauben.
Glücklicherweise hattest du den Anstand, mich aus meiner Misere zu befreien und zu fragen: „Wo fahren wir hin?“
Nur für das Protokoll: Zu diesem Zeitpunkt hatten wir es noch nicht einmal geschafft, unsere Namen auszutauschen.
„Ich dachte, an den Rubbenbruchsee. Ist nicht weit und dort ist es bestimmt ein bisschen kühler.“
„Und voller. Bei dem Wetter?“
„Macht doch nichts. Oder wolltest du unbedingt mit mir alleine sein?“, zog ich dich auf. Es war die Erste von vielen Gelegenheiten, bei denen wir uns über rhetorische Hürden springend übereinander hermachten. Es war ein Spiel. Wem blieb als Erster der Mund offen stehen? Wer schaffte es, den anderen verstummen zu lassen? Gott, wir hatten so viel Spaß.
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