Sommerliebe eine Anthologie aus 8 sinnlich-romantischen, humorvollen und erotischen Gay -Love -Storys (German Edition)
Denn obwohl wir unterschiedlich wie Tag und Nacht sind, hatten wir nie Schwierigkeiten, uns zu unterhalten. Wenn zwei fremde Welten kollidieren, bedeutet das nicht zwingend, dass es zu einem Erdbeben kommt. Es kann auch heißen, dass zwei Legendenquellen ineinanderfließen und sich gegenseitig anreichern. So war es bei uns. Du hast mir von deiner Arbeit im Buchladen erzählt und von der Musik, die du so liebst. Ich habe dich an meinem Studium teilhaben lassen, den letzten Filmen, die ich gesehen hatte, meiner Meinung über Tierhaltung im Haus. Wir redeten über Gott und die Welt. Wortwörtlich. Wir kamen von der Qualität diverser Weinanbaugebiete – zu dem Thema konnte ich nichts beitragen – über den mangelnden frischen Wind in der Kunst – hier warst du nun überfordert – zu der miesen Qualität der örtlichen Schwulen-Bars bis zur Frage nach dem Sinn des Lebens.
Wir brauchten weniger als zwei Stunden, um den Punkt zu erreichen, an dem ich mit dir mehr geredet hatte als mit meinem Ex-Freund innerhalb von chaotischen acht Monaten.
Am bemerkenswertesten dabei fand ich, dass der Wein fast unberührt blieb. Du nahmst stets nur kleine Schlucke zu dir und ich, naja, ich habe die Flasche nur angesetzt, aber meistens nicht getrunken. Zu sauer für meinen Geschmack.
Mittlerweile tanzten die Insekten über dem von den Menschen verlassenen See. Es war so schwül, dass mir das Wasser aus den Achselhöhlen rann. Gehen wollte ich dennoch nicht. Und du auch nicht. Du saßt im Schneidersitz neben mir auf der Bank, das Gesicht Richtung Himmel geneigt, die Augen geschlossen. Du warst entspannt. Damals habe ich nicht gewusst, wie viel du mir damit schon geschenkt hast. Denn du bist niemand, der in der Nähe anderer Menschen gut zur Ruhe kommen kann. Du hast mir damals schon vertraut und ich weiß bis heute nicht, warum. Aber vor allen Dingen warst du für mich so anziehend wie der Honig für den Bären. Deine entblößte Kehle weckte irrsinnige Lust in mir. Ich wollte die Zähne ansetzen und mich sacht nach oben beißen. Quer über den Adamsapfel bis zum Kinn. Immer nur einen Fingerbreit von der Grenze zum Schmerz entfernt. Ich wollte dir über das Gesicht lecken und an deiner Nasenspitze saugen. Ich wollte dein Taschenmesser herausholen und dir damit die Hosenbeine aufschlitzen, damit ich dem Schnitt folgend deine Beine küssen konnte – und alles, was es oberhalb zu entdecken gab.
Ich werde nie vergessen, wie sich dein Kopf zu neigen begann. In einem Bogen gab er seine Position auf und neigte sich in meine Richtung. Schief lächeltest du mir entgegen. Du hast mich niedergestarrt. Ich kam mir vor wie das Kaninchen vor der Schlange. Sonst war ich meist derjenige, der einen Kuss initiierte oder sich packte, was er haben wollte. In diesem Fall aber warst du es, der plötzlich nach mir schnappte. Ja, das meine ich wörtlich. Innerhalb einer Sekunde klammerten sich deine Finger wie stählerne Klauen in meine Schultern und dein Mund saugte mir die Atemluft aus den Lungen. Ich glaubte zu ersticken und gleichzeitig zu explodieren. Ich weiß noch, dass ich dachte: „Jetzt schmeckt mir sogar der Wein.“
Ich trank ihn aus deinem Speichel, als sich unsere Lippen ineinander schraubten. Du hast mich gebissen. Erst in die Wange, dann ins Kinn. Du hast mir ins Ohr gewispert, dass wir endlich loslegen sollen. Dass ich dich verrückt mache. Dass dich der Sommer mit seiner Sinnlichkeit jedes Mal fast umbringt, weil du nicht die Finger von dir selbst und anderen Männern lassen kannst.
Hatte ich diese Begegnung mal kontrolliert? Mit meinem lächerlichen Auftritt vor dem Supermarkt? Vielleicht. Und vielleicht ist genau das der Grund, warum ich so verrückt nach dir war. Bin. Weil wir uns immer auf Augenhöhe begegnet sind. Deine Vorgänger waren anders als du. Weniger dominant. Weniger bereit, sich mit mir die Geweihe einzuschlagen. Sich an mir zu reiben und zu streiten und zu fluchen und am Ende zu einem versöhnlichen Ergebnis zu kommen.
Wir haben das nahende Donnern nicht gehört, wir haben die Blitze nicht gesehen, die um uns herum zu zucken begannen. Nein, natürlich haben wir mitbekommen, dass ein Gewitter im Anmarsch war. So blind und taub machen einen weder Geilheit noch Liebe. Aber wir konnten uns nicht trennen. Außerdem fühlten wir uns sicher, während wir uns küssten und nacheinander griffen.
Erst, als der Platzregen einsetzte, schafften wir es, uns voneinander zu lösen. Die Tropfen kamen mit Gewalt vom Himmel, als
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