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Sommerliebe

Sommerliebe

Titel: Sommerliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ein volles Programm also, das einen Urlaubstag, an dem man ohnehin erst gegen Mittag aus den Federn kam, ausfüllte.
    So wanderten denn die vier über die Dünen, pärchenweise hintereinander und untergefaßt. Rolf erzählte von Brüssel, das ein bißchen kennenzulernen er schon Gelegenheit gehabt hatte. Eine Schwester seines Vaters, die einen Belgier geheiratet hatte, lebte dort und hatte ihn auf ihre Kosten nach dem Abitur zu einem Ferienaufenthalt eingeladen gehabt. Der deutsche Devisenbestand war dadurch nicht geschmälert worden.
    »Eine tolle Stadt«, sagte er nun.
    »Haben wir in Deutschland etwas Ähnliches?« fragte Inge.
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Willst du damit sagen, daß es bei uns nur häßliche Städte gibt?«
    »Keineswegs – aber nichts Vergleichbares.«
    »Ich verstehe. Man kann zum Beispiel Heidelberg nicht mit Paris vergleichen – so meinst du das, nicht?«
    »Ganz recht.«
    »Aber Dresden mit Prag schon – oder?«
    »Das schon eher. Kennst du Prag?«
    »Nein. Gehört habe ich aber viel davon. Es muß eine herrliche Stadt sein.«
    »Es bleibt ihr auch gar nichts anderes übrig«, mischte sich Heinz ein, »wenn sie sich mit Dresden vergleichen will.«
    »Ja«, nickte Ilse, »Dresden ist zweifelsohne Deutschlands zweitschönste Stadt.«
    »Die zweitschönste?«
    »Ja«, sagte Ilse wieder und fing schon an zu lachen.
    »Und die schönste?« fragte Heinz.
    »Natürlich Berlin.«
    »Moment«, ließ sich Rolf vernehmen, »da muß ich eine Verschiebung anmelden: Dresden kann nur die drittschönste sein, Berlin die zweitschönste, weil an erster Stelle ohne den geringsten Zweifel Köln steht.«
    Zum Glück befand sich in der Runde niemand aus Posemuckel, sonst hätte es sich nicht vermeiden lassen, daß Dresden sogar noch auf den vierten Rang abgerutscht wäre.
    Rolf kam auf Brüssel zurück.
    »Das Prunkstück«, sagte er, »ist dort, wie ihr alle wißt, das Rathaus.«
    »Auf Fotos«, zog Inge schon wieder einen Vergleich, »erinnert es mich ein bißchen an das Münchner Rathaus – oder umgekehrt, das Münchner Rathaus erinnert einen an das Brüsseler. Findet ihr nicht auch?«
    Die Frage blieb unbeantwortet, entweder, weil der Vergleich zu abwegig erschien, oder weil keiner die beiden Bauwerke gut genug kannte.
    Nach einigem Stillschweigen sagte Ilse: »Die belgische Nation zerfällt doch in zwei Bevölkerungsteile …«
    Rolf bestätigte dies.
    »Ja, in die Wallonen und in die Flamen. Die Wallonen sind bekanntlich romanischer Abstammung, die Flamen dagegen germanischer.«
    »Das Verständnis untereinander sei schlecht, hört man immer wieder.«
    »Richtig, die Flamen werden von den Wallonen drangsaliert; sie sind die wertvolleren.«
    Heinz fragte: »Hast du das selbst festgestellt, Rolf?«
    »Ob ich was selbst festgestellt habe?«
    »Daß die Flamen von den Wallonen drangsaliert werden?«
    »Das sieht doch jeder, der nach Belgien kommt. Außerdem wird kein Flame müde, dir das zu sagen.«
    »Dein Onkel, der Mann, der die Schwester deines Vaters geheiratet hat, hat der dir das auch gesagt?«
    »Nein, der nicht, der ist ja Wallone.«
    »Ach«, stieß Heinz überrascht hervor. »Trotzdem sagst du, daß die Flamen die wertvolleren sind.«
    »Im allgemeinen ja.«
    »Warum?«
    »Das weiß man doch, es steht überall geschrieben.«
    »Was?«
    »Daß die Flamen schon aufgrund ihrer Abstammung die besseren sind. Von dir würde es mich jetzt natürlich nicht überraschen, wenn du mir wieder einmal sagen würdest, daß du auf solchen Quatsch nichts gibst.«
    »Dann sei mal nicht überrascht.«
    »Seht ihr«, wandte sich Rolf an die beiden Mädchen, »so ist er. Er bringt es fertig, euch zu sagen, daß er zwischen sich und einem Sizilianer keinen Unterschied sieht. Oder sogar zwischen sich und einem Zigeuner auch keinen.«
    »Stimmt das, Heinz?« fragte Inge, und er antwortete: »Den Unterschied, den Rolf meint, sehe ich in der Tat nicht.«
    Inge blickte Ilse an.
    »Was hältst du für richtig?«
    »Mich interessiert etwas anderes«, wich Ilse scheinbar aus. »Mögen die Belgier uns Deutsche eigentlich, Rolf?«
    »Da hast du eben auch schon wieder den Unterschied«, erwiderte er. »Die Flamen, ja, die schätzen uns. Die Wallonen, nein, die nicht.«
    »Einig sind sie sich aber wohl in einem«, ließ sich Heinz vernehmen.
    »Worin?«
    »Sie wollen keinen deutschen Überfall mehr erleben. Die Neutralitätsverletzung deutscher Truppen im Jahre 1914, zu Beginn des Weltkrieges, liegt sicherlich auch den Flamen

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