Sommerliebe
einzuwenden.«
»Und warum gegen den Kaffee?« fragte Rolf.
Die Dicke schluckte ihren Bissen hinunter, zögerte zu antworten, entschloß sich aber dann doch dazu.
»Der Grund läßt sich denken«, sagte sie mit gedämpfter Stimme.
»Und der wäre?«
Noch gedämpfter: »Die sparen schon die Bohnen.«
»Sicher, was denn sonst, das schmeckt man ja. Aber warum tun sie das?«
»Falls es keinen Kaffee mehr gibt«, entgegnete die Dame, und sie setzte nur noch flüsternd hinzu: »Wenn Krieg kommt, wissen Sie.«
»Lächerlich!« stieß Rolf hervor.
Anscheinend bekam es daraufhin die Dicke mit der Angst zu tun, schon zuviel gesagt zu haben, denn sie zahlte rasch und verschwand. Zornig blickte ihr Rolf nach, als sie ihre Massen zum Ausgang wälzte.
»Ein bißchen Krieg würde der nicht schaden«, schimpfte er, »damit sie nicht mehr so viel fressen könnte. Seht sie euch doch an!«
Auch sie verließen bald dieses Bewirtungsunternehmen, in dem man auf Vorausplanung bedacht zu sein schien.
»Was jetzt?« fragte draußen Heinz. »Wollen wir noch zur Kurhaus-Bar?«
Er verspürte plötzlich leichte Bauchschmerzen, deshalb ging von ihm kein besonderer Schwung mehr aus.
»Was mich angeht«, sagte Ilse, feinfühlig wie immer, »ich möchte nach Hause. Stimmen wir ab.«
Auf Ilses Seite schlug sich automatisch Inge, die Freundin. Auch sie hatte mit Ausfallserscheinungen zu kämpfen. Der Magen drückte sie. Damit war die Entscheidung schon gefallen. Die Damen überwogen, und nachdem sich Heinz auch noch der Stimme enthielt, sah sich Rolf, der als einziger gerne noch etwas unternommen hätte, ganz hoffnungslos in der Minderheit. Der Rückmarsch nach Heringsdorf wurde angetreten. Die Bauchschmerzen, unter denen Heinz litt, verstärkten sich dabei. Er mußte sich höllisch in acht nehmen, daß er nicht rülpste oder gar noch peinlichere Geräusche von sich gab. Der Drang dazu, den er unterdrücken mußte, war eminent.
Was das zu bedeuten hatte, zeigte sich so richtig am nächsten Morgen. Da lag Heinz Bartel in seiner Pension im Bett und stöhnte. Er hatte gräßliche Bauchschmerzen und einen selbst für Rolfs bisherige ärztliche Erfahrungen unvorstellbaren Durchfall.
»Liegenbleiben!« befahl Dr. Rolf Wendrow und holte selbst das Präparat, das er verschrieb, aus der nächsten Apotheke.
Heinz stöhnte.
»Verstehst du das, Rolf?«
»Was?«
»Daß ich mich gestern so verdorben habe.«
»Du hast dir den Magen verkorkst, weiter nichts.«
»Und du? Du bist anscheinend quietschfidel.«
»Der eine hält's aus, der andere nicht.«
»Die Mädchen? Was ist mit denen?«
»Das werde ich sehen, hernach am Strand.«
»Du willst zum Strand?« beklagte sich Heinz bitterlich.
Es gibt nichts Wehleidigeres als einen erkrankten Mann. Es gibt aber auch nichts Erbarmungsloseres als einen Arzt, und wenn's der beste Freund ist.
»Selbstverständlich will ich das«, sagte Rolf. »Was soll ich hier?«
»Mich pflegen.«
»Du bleibst schön liegen, du hast dein Medikament – mehr kann ich für dich im Moment nicht tun. Mehr ist auch gar nicht notwendig. Ich sage Frau Sneganas Bescheid, daß sie zwischendurch nach dir sieht. Bis morgen reißt du fast schon wieder Bäume aus, davon bin ich überzeugt. Wer soll denn am Strand auf unsere Mädchen aufpassen? Du weißt doch, wie die Männer sind. Wie die Wölfe!«
Das weitere war somit klar.
Während Heinz in schnellem Wechsel vom Bett zur Toilette und von der Toilette zum Bett rannte, begab sich Rolf fröhlich und guter Dinge zum Ufer der Ostsee und traf dort auch Inge und Ilse bei bester Gesundheit an.
»Wo ist Heinz?« lautete Ilses erste Frage.
Rolf erstattete ihr Bericht.
Ilses Reaktion war: »Ich muß zu ihm!«
Doch Rolf verbot ihr das als Arzt. Damit würde sie ihm gar keinen Dienst erweisen, sagte er. Heinz brauche nur Ruhe, möglichst ungestörte Ruhe. Je weniger er gestört werde, desto eher sei gewährleistet, daß er hier im Sand wieder herumhüpfen werde wie ein junges Reh.
Die Wirkung dieser Worte hielt bei Ilse bis gegen drei Uhr nachmittags. Dann verkündete sie entschlossen: »Ich gehe zu ihm!«, zog sich an, vertraute Inge ihre Badesachen an, sagte zu Rolf, der die alte Platte auflegen wollte: »Gib dir keine Mühe!« und klopfte zwanzig Minuten später an die Krankenzimmertür von Heinz.
»Herein!«
Das klang ziemlich mürrisch durch die Tür. Ilse drückte leise und vorsichtig die Klinke hinab, wie es sich gehört, wenn man einen Krankenbesuch macht. Leise trat
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