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Sommerliebe

Sommerliebe

Titel: Sommerliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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preßte und preßte, und als er den ›Landwirt‹ erzwungen hatte, war ihm klar, daß es noch ein außerordentlich hartes Stück Arbeit bis zum ›Schmied‹ sein würde. Dabei war ihm ursprünglich der ›Athlet‹ als selbstverständlich erschienen, doch der war und blieb wohl ein Traum.
    Und genau so kam es. Rolf gelang es zwar noch, unter Aufbietung aller Kräfte ein paar Kilogramm mehr zu bewältigen als Heinz, aber das Ziel, das er ohne weiteres anpeilen zu können geglaubt hatte, erreichte er bei weitem nicht. Der ›Athlet‹ blieb dem Athleten versagt.
    Das Schönste passierte aber zum Schluß. Nachdem Rolf sozusagen klein hatte beigeben müssen, wollte es der Zufall, daß noch in der gleichen Minute ein unscheinbarer Mann in mittlerer Größe und von mittlerem Brustkasten den Ort des Geschehens betrat, einen Groschen in den Zahlschlitz des ›Kraftmessers‹ steckte, die zwei Griffe packte und – zack! – den Zeiger beim ›Athleten‹ stehen hatte. Dort hielt er ihn mindestens zehn Sekunden lang – eine Ewigkeit – fest, ließ dann die Griffe los, schenkte dem ganzen Apparat nur noch einen Blick der Verachtung und entfernte sich wieder.
    Heinz und besonders Rolf hatten das Ganze höchst erstaunt mitverfolgt. Auch Amtsgerichtsrat Dr. Brenner hatte zugeguckt, allerdings nicht erstaunt, sondern belustigt.
    »Ich kenne das«, sagte er. »Heute ist Mittwoch.«
    Erklärlicherweise blickten ihn Heinz und Rolf verständnislos an.
    »Jeden Mittwoch«, fuhr er deshalb fort, »kommt der her und macht das gleiche. Es ist eine Marotte von ihm. Ich erkundigte mich bei Einheimischen über ihn. Wissen Sie, ich bin bereits die dritte Woche hier und beobachtete ihn schon zum wiederholten Male.«
    »Wer ist er?« fragte Rolf verwundert.
    »Das ist ja der Witz«, antwortete Dr. Brenner. »Sie werden lachen, ein Heringsdorfer Schneidermeister.«
    Auf dem Weg von Heringsdorf nach Bansin lag inmitten dichter Rosenhecken, die von einem weißlackierten Zaun eingegrenzt waren, ein schönes, großes Haus mit hellen Fundamenten und dunklen Holzschnitzereien. Hell brannten des Abends im Erdgeschoß und in der ersten Etage auch große Leuchtkörper, und schmissige Musik tönte über die stillen Dünen hinweg. Es war dies das bekannte Café Asgard, die Station der Bummler nach Bansin oder Heringsdorf, ein äußerst vornehmes Lokal, das den Damen verbot, in seinen Räumen in Strandhosen zu erscheinen. Seine gepflegte Küche und die guten Kapellen, die in ihm zu gastieren pflegten, lockten Gäste in hellen Scharen an.
    Wenn man von Heringsdorf kam, um dem Asgard zuzustreben, erreichte man auf halber Strecke das kleine Seebad Neuhof, das damals ganze 17 Häuser zählte. Es war das Bad der Misanthropen, der Einsiedler und Asketen, das Bad der inneren Einkehr und seelischen Erkenntnis. Der Strand von Neuhof war in jenen Jahren noch so still, daß man ruhig laute Selbstgespräche führen konnte, ohne unangenehm aufzufallen. Die Dünen waren ungewöhnlich hoch und zahlreich, und darauf war zurückzuführen, daß zwischen ihnen mit Einbruch der Dunkelheit zartes Leben zu sprießen pflegte, weil sich von allen Seiten die Liebespärchen einfanden, die Deckung suchten.
    Am Wege nun, kurz vor Neuhof und seinen sehr geschätzten Dünen, stand ein kleines, windschiefes Haus mit einer offenen Veranda, auf der einige rohe Holztische und harte Stühle standen. Die Hinterzimmer waren etwas gepflegter. Man hatte dort sogar bunte Gardinen an den kleinen Fenstern hängen; das war aber auch schon alles, was sich dem Eindruck genereller Primitivität widersetzte. Und doch war dieses Haus, das sich ironischerweise ›Strandhotel‹ nannte, im ganzen Umkreis berühmt.
    Dort gab es nämlich das beste Eis, das beste Essen. Vor allem hervorragenden Fisch.
    Frischen Fisch, soeben erst von den Neuhofer Fischern mit ihren kleinen Booten aus dem Meer geholt, Fisch gekocht, Fisch gebraten, Fisch in Butter geschwenkt, Fisch eingelegt, Fisch in allen Zubereitungsarten …
    Schnüffelte man nur den Geruch, lief einem schon das Wasser im Mund zusammen – vorausgesetzt natürlich, man war Fischesser. Sowohl Ilse und Inge als auch Heinz und Rolf schätzten Fisch sehr, und so hatte sich das Kleeblatt entschlossen, eine Prüfung vorzunehmen, ob der Ruhm des Neuhofer Strandhotels zu Recht bestand oder nicht. Anschließend wollte man noch im Asgard eine Tasse Kaffee trinken und dann den Abend beschließen, indem man in Bansin noch einen Blick in die ›Kurhaus-Bar‹ warf.

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