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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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mit den Schultern. Am liebsten hätte er erwidert, dass Jo doch in Wirklichkeit überhaupt kein Interesse an der Antwort hatte, schluckte diese Worte aber stattdessen hinunter. Bis eben hatte er für genug Furore gesorgt und wollte keinen neuen Streit entfachen. Dennoch erwiderte er nichts.
    „Nun sag schon!“, drängelte Jo. „Wo steckt er schon wieder?“
    „Was weiß ich …“, gab Ben gereizt zurück.
    Er wollte sich seine Wut und Verachtung verkneifen, sich mit aller Mühe beherrschen, doch Jo stocherte provokant in seinen Wunden herum.
    „Ihr hattet Streit. Ja, und?“, meinte er. „Führt euch doch nicht immer gleich auf wie pubertierende Teenager! Ihr seid doch erwachsen!“
    Ben biss sich auf die Unterlippe und schwieg. Er wollte Alex‘ Vater nicht den Gefallen tun und auf dessen Brüskierung reagieren.
    „Johannes, bitte!“, versuchte seine Mutter ihn zu besänftigen. Sie war eine gutherzige Natur, die stets an das Beste im Menschen glaubte. „Die beiden sind frisch verliebt. Lass sie doch!“
    „ Frisch verliebt … “, wiederholte Jo und lachte bitter auf. Auch er nahm nun sein Glas Wein und exte die sprudelnde Flüssigkeit hinunter. „Mein Sohn ist nicht schwul .“ Das letzte Wort sprach er aus, als würde allein die Verwendung einen ekligen Geschmack im Mund hinterlassen.
    Ben starrte Jo an. Er hätte nicht gedacht, dass der Architekt seine wahre Sorge vor seinen Eltern kundtat. Bislang hatte er sich ununterbrochen als guter Vater aufgespielt. Doch auch seine Fassade schien nun zu bröckeln.
    Am Tisch trat Stille ein. Jo hatte etwas ausgesprochen, das den anderen die Sprache verschlug. Ein bedeutendes Thema, über das man Bescheid wusste, aber eigentlich nicht sprach, es viel mehr als gegebene und nicht änderbare Tatsache akzeptierte.
    Ben starrte von Antlitz zu Antlitz. Sein Blick blieb an dem von Nick hängen, der ihm wortloses Verständnis entgegenbrachte.
    „Schwul sein ist keine Krankheit“, sagte Nick dann. Er blickte dabei nicht zu Jo, sondern sah Ben fest in die Augen. „Ich frag‘ mich echt, wann das endlich kapiert wird.“
    Jo saß mit verfinstertem Blick da und aß weiter. Er schien zu merken, dass er sich falsch verhalten hatte. Dennoch nahm er seine Aussage nicht zurück und ging ebenso wenig auf Nicks Worte ein. Stattdessen kehrte er zum ursprünglichen Thema zurück.
    „Hat Alex sich nicht einmal von dir verabschiedet?“, fragte er Ben.
    Der Angesprochene löste sich von Nicks Blick, schaute kurz zu seinen Eltern, die unangenehm berührt dasaßen, und wandte sich schließlich an Jo. Auch er ignorierte Jos Aussage und hielt es für das Beste, auf die neue Frage einzugehen, um das unangenehme Schweigen zu durchbrechen.
    „Doch“, antwortete er. „Wir haben telefoniert.“
    Sein Plan funktionierte. Auch seine Eltern blickten nun wieder auf und krochen aus ihrem Schneckenhäuschen in die Außenwelt zurück. Sein Vater war erzürnt.
    „Ihr habt telefoniert?“, hakte er ungläubig nach. „Zu mehr Aufrichtigkeit ist er nicht in der Lage, nach allem, was er dir angetan hat?“
    „Das passt doch zu ihm“, mischte sich Nick ein.
    Ben warf ihm einen verärgerten Blick zu.
    „Was denn?“, fragte Nick und zuckte mit den Schultern. „Stimmt doch. Erst lässt er dich mit starken Schmerzen an der Elbe stehen und dann verpisst er sich einfach.“
    „Er hat was ?“, fragte Bens Vater in übertrieben hoher Tonlage.
    Ben verdrehte die Augen. Er kam sich vor, wie das Opfer eines schlechten Komplotts. Offenbar teilten alle die gleiche Meinung. Nach seiner fragte dabei niemand.
    „So war das doch gar nicht!“, verteidigte er Alex. Im Inneren wusste er allerdings, dass es genau so gewesen war.
    „Wie denn dann?“, fragte Nick.
    Ben sah verärgert zu ihm herüber. Erneut bestätigte sich sein Verdacht, dass Nick jede Situation nutzte, um Alex schlecht zu machen und sich damit eine bessere Position neben Ben zu verschaffen.
    „Das geht dich nichts an!“, gab Ben zurück. Dann blickte er in die Runde. „Das geht euch alle nichts an! Ständig stochert ihr in unserer Beziehung herum! Dabei habt ihr überhaupt keine Ahnung …“ Er schnappte nach Luft. „Das macht mich echt wütend!“
    Seine Mutter senkte den Blick.
    „Dich mein‘ ich gar nicht, Mum“, fügte er schnell hinzu.
    Jo räusperte sich. Alle Blicke richteten sich auf ihn.
    „Es tut mir aufrichtig leid“, sagte er, „dass ihr wegen meinem Sohn so viele Probleme habt.“
    „Tz …“ Ben schüttelte

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