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Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
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Vertrauen gewinnen. Das braucht natürlich Zeit.“
    „ Zeit? “, war das Einzige, was Alex schließlich leise hervorbrachte. Eigentlich hatte er nichts sagen wollen. Das Wort war wie ein Atemzug aus ihm herausgeglitten.
    „Ja, Zeit. Davon hast du doch genug“, erwiderte der Spanier.
    Alex starrte ihn an. Dann wandte er den Blick ab und starrte zu der blutigen Leiche auf der Couch.
    „Wenn alles gut läuft, planen wir einen großen Deal, dessen Organisation dich zum Hintermann führen wird“, fuhr der Spanier in seinem Akzent fort. „Du besorgst mir seinen Namen und wir sind durch.“
    So, wie er darüber sprach, klang das alles recht einfach. Natürlich nur theoretisch. Wie die Praxis aussah, konnte Alex sich nur schwach vorstellen. Der Spanier nickte zu Juan.
    „Bring ihn nach Hause!“, befahl er.
    Juan stand von der Couch auf. Alex starrte auf dessen Füße und beobachtete, wie er sich vorsichtig durch das Blut balancierte. Die Chipstüte lag wie ein gekentertes Schiff in dem roten See.
    Alex nahm die Geräusche um sich herum nur gedämpft war. Übelkeit zerrte an seinen Magenwänden und drohte in ihm aufzusteigen.
    „Komm!“, sagte Juan und packte ihn am Arm.
    Alex wehrte sich nicht. Er ließ sich wie eine schlaffe Puppe zerren. Juan zog ihn bis zur Tür. Als der Spanier sich laut räusperte, blieb er noch einmal stehen und wandte sich um.
    „Ramon wird euch begleiten. Er fährt“, sagte der Spanier.
    Nebenbei zog er ein Handy aus seiner Tasche, wählte eine Taste und legte es anschließend an sein Ohr.
    Der Kerl mit der Narbe, Ramon, richtete sich auf. Er umrundete die Blutlache und trat auf die beiden zu. Im Normalfall hätte Alex über die Tatsache, dass er sie begleitete, geseufzt. Denn so konnte er sich nicht ungehindert mit Juan unterhalten. Doch in seinem tranceartigen Zustand war sie ihm gleichgültig.
    „Manuel!“, begrüßte der Spanier jemanden am anderen Ende der Leitung. Er machte eine offene Geste und sprach übertrieben freundlich.
    Alex blickte missmutig zu ihm herüber. Als Ramon ihn am noch freien Arm packte, pfiff der Spanier sie ein weiteres Mal zurück.
    „Moment!“, nuschelte er in sein Handy, nahm es vom Ohr und dämpfte es mit einer Hand. „Das ist noch was“, wandte er sich an Alex.
    Der Blonde sah auf und antwortete mit einem festen Blick.
    „Ich verbiete mir jede Form der Kontaktaufnahme zu deinem Schwuchtelfreund.“
    Dieses Wort riss Alex aus seinem Bann. Entsetzte Falten legten sich auf seine Stirn.
    „Was?“, fragte er heiser. „Wieso?“
    „Der Kerl hat uns genug Ärger gemacht“, antwortete der Spanier. „Du wirst das beenden oder ich werde mit härteren Methoden für einen Kontaktabbruch sorgen.“
    Alex wusste nicht, was er sagen sollte. Emotionen stiegen in ihm auf und vermischten sich mit der bitteren Übelkeit, die der Schock hinterlassen hatte. Hinzu kamen Gedanken, die er nicht auszuführen schaffte.
    „Das war so nicht abgemacht“, brachte er schließlich hervor und schüttelte zusätzlich den Kopf. „Davon war nie die Rede!“
    Der Spanier schob das Handy zurück an sein Ohr.
    „Wo waren wir?“, fragte er in den Hörer.
    „Hey!“, fuhr Alex ihn an.
    Dann wurde er grob von Ramon und Juan gepackt. Sie schleiften ihn aus dem Wohnzimmer.
    „HEY!“, schrie Alex durch den Flur. „DAS WAR SO NICHT ABGEMACHT!“
    „Halt deine beschissene Fresse!“, zischte Ramon.
    Alex warf ihm einen irritierten Blick zu, bevor er gehorchte. Er wollte sich nicht mit einem Kerl anlegen, in dessen Gesicht klar geschrieben stand, wozu er fähig war.
    Neben der Kommode blieben sie stehen. Ramon ließ grob von ihm ab, griff nach dem Schal und legte ihn um Alex‘ Kopf. Er zurrte ihn fest und machte zwei Knoten. Alex wehrte sich nicht. Er fühlte sich schlaff und hilflos. Sein Überlebenswille schrie nach Aufmerksamkeit, doch er ignorierte ihn. Er hatte sich längst aufgegeben.
    Juan führte ihn zur Tür und öffnete sie. Kühle Luft strömte ihnen aus dem Hausflur entgegen. Humpelnd trat Alex über die Schwelle und ließ sich zur Treppe führen. Er hatte das Gefühl, seinen Verstand in der Wohnung zurückgelassen zu haben und hoffte, dass er später nachkommen würde. Ansonsten war sein Kopf leer. Er wusste nur, was jetzt folgte: Eine weitere Fahrt durch künstliche Dunkelheit.

13
    Schlaftrunken kehrte Ben aus dem Bad in sein Zimmer zurück. Er hatte sich frisch gemacht und seine Zähne geputzt.
    Es war schon nach elf. Trotzdem war er noch müde, nachdem er in

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