Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sommermond

Titel: Sommermond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. Hart
Vom Netzwerk:
wusste, dass die Spanier jedes positive Gefühl als Provokation verstanden und dementsprechend reagierten.
    „Und du hältst die Fresse vor deinem Schwuchtelfreund!“, zischte Rafael zu Alex. „Keine Erklärung für das, was hier gerade passiert ist.“ Er stockte und warf Ben einen scharfen Blick zu. „Es geht dich nichts an. Verstanden?“
    Ben reagierte nicht. Sofort packte Rafael ihn am T-Shirt und riss ihn zu sich.
    „Ob du verstanden hast, hab‘ ich gefragt“, fauchte er.
    Alex starrte zu Ben. Er konnte sehen, wie aufgeregt er war. Sein Brustkorb hob und senkte sich schnell, sein Blick war panisch.
    „Ja“, schnaufte Ben.
    Rafael funkelte ihn an. Fest und unnachgiebig. Erst dann ließ er von Ben ab und trat einen Schritt zurück.
    „Gut“, sagte Rafael und grinste zufrieden. „Dann lass ich euch beiden Wichser mal allein.“
    Alex schluckte. Er war froh darüber, die Situation rechtzeitig entschärft zu haben. Doch plötzlich hatte er mehr Angst, mit Ben allein gelassen zu werden, als vor Rafael selbst. Er wusste, dass Ben ihm trotz Rafaels Drohungen Fragen stellen würde. Fragen, die er nicht beantworten konnte.
    Rafael und sein Komplize wandten sich ab und schritten zur Treppe. Alex blickte ihnen nach. Er beobachtete, wie sie die vielen Stufen zur Elbchaussee hinaufgingen und in den schwarzen Wagen stiegen. Alex wartete, bis sie wegfuhren. Dann senkte er den Blick und wagte es nicht, zu Ben aufzuschauen. Plötzlich kehrten die Kopfschmerzen zurück und verbanden sich mit der Übelkeit, die ihm schon den ganzen Morgen zu schaffen machte. Er wusste nichts zu seiner Verteidigung zu sagen. Die Wahrheit musste er für sich behalten. Alles andere wäre Bens Todesurteil. Deshalb bemühte er sich, von seinen wahren Gefühlen abzulenken, fühlte sich aber gleichzeitig zu schwach, um Ben etwas vorzuspielen.
    Im Augenwinkel sah er, wie Ben sich ihm näherte. Jetzt wagte er es auch, zu ihm aufzusehen. Braune Augen musterten ihn. Braune Augen, die ihn schwach werden ließen. Sofort zog ein Kribbeln durch seinen Magen, das ihm verdeutlichte, wie sehr er Ben noch liebte. Nichts auf der Welt schien etwas daran ändern zu können. Weder Zeit und Sex mit anderen Kerlen noch all die Strapazen, die er für Ben über sich hatte ergehen lassen. Er liebte ihn. So viel stand fest.
    Bens T-Shirt war über der Brust zerknittert. Es war die Stelle, an der Rafael ihn gepackt hatte. Als er seine sonnengebräunten Arme nach Alex ausstreckte, wich dieser zurück.
    „Dein Hemd“, sagte Ben und deutete mit dem Zeigefinger auf Alex‘ Brust.
    Irritiert blickte Alex an sich herab und räusperte sich, als er sah, dass sein Hemd noch offen war. Sofort hob er seine Hände und knöpfte es zu. Als er fertig war, zog er es noch etwas glatt und blickte anschließend auf.
    „Und?“, fragte er. „Besser?“
    Ein Lächeln stahl sich auf Bens Lippen.
    „Ehrlich gesagt …“, erwiderte er und pausierte besonders lang. „Nein.“ Er lachte. „Mir hat’s vorher besser gefallen.“
    Alex starrte ihn an. Das Kribbeln in seinem Magen wurde stärker. Es kam ihm irreal vor, wie sie dastanden und einen Smalltalk führten, nachdem sie gerade zwei spanischen Kriminellen entkommen waren.
    „Warum bist du hier?“, fragte Alex und schüttelte den Kopf, um seine Betroffenheit zu unterstreichen.
    „Um zu joggen?“
    „Nein.“ Erneut schüttelte Alex den Kopf. „Ich mein‘ hier … Warum bist du hier in Hamburg, hier in der Villa?“
    Bens Blick wurde ernster.
    „Bevor ich darauf antworte, will ich erst ein paar Antworten von dir“, entgegnete er.
    Sofort machte Alex eine unklare Geste und deutete dorthin, wo bis eben der Wagen von Rafael und seinen Komplizen gestanden hatte.
    „Das … Das tut mir leid“, stammelte er. „Ich wollt‘ dich nicht wieder mit da reinziehen.“
    „Offensichtlich hast du das aber “, entgegnete Ben.
    Alex warf ihm einen gekränkten Blick zu. Er dachte an seine Entführung, das Dealen, das Koksen. All das hatte er nur für Ben getan. Deshalb fiel es ihm schwer, seine Gedanken zu verbergen.
    „Wenn du wüsstest …“, murmelte er.
    „Wenn ich was wüsste?“, hakte Ben nach und trat einen Schritt näher. „Wenn ich wüsste, warum du so viel Koks in deinem Schrank versteckst? Wenn ich wüsste, warum du kokst? Oder wenn ich wüsste, warum ich fast von zwei Spaniern zusammengeschlagen worden wäre?“
    Alex warf ihm einen festen Blick zu. Jedes Wort war wie ein Tritt in den Magen.
    Ben schloss die Augen und

Weitere Kostenlose Bücher