Sommermond
dessen spürte er in seiner verwundeten Lunge. Als der Typ nicht von ihm abließ, stieg Panik in ihm auf. Sein Pulsschlag beschleunigte sich, die Zacken auf dem Monitor reihten sich immer dichter aneinander. Ben wollte nach der Klingel greifen, erreichte sie aber nicht. Der fremde Südländer hob nun auch die andere Hand und presste sie brutal auf Bens Brustkorb. Seine gebrochenen Rippen schmerzten unter dem Druck so stark, dass sich sein Puls ein weiteres Mal beschleunigte. Dieses Mal so deutlich, dass jeder Zacken einen warnenden Piepton mit sich brachte.
Ben wand sich unter dem festen Griff. Er war sich nicht sicher, ob der Kerl ihn umbringen wollte. Unterdessen wurden seine Schmerzen so unerträglich, dass er glaubte, jeden Moment bewusstlos zu werden. Bei jedem Atemzug sog er den Stoff des Handschuhs an, der vom kondensierten Atem schon ganz feucht war. Erneut streckte Ben seine Hand nach der Klingel aus und versuchte das Kabel mit dem Zeigefinger zu erreichen. Als er sie dann endlich zwischen seinen Fingern spürte, begann der Typ zu sprechen.
„Das würde ich an deiner Stelle lassen“, drohte er in einem südländischen Akzent, vermutlich spanisch oder italienisch.
Ben reagierte nicht, sein Daumen ruhte auf dem roten Knopf der Klingel.
„Wenn du drückst, muss das der Typ, dem du so gern in den Arsch fickst, ausbaden. Hast du verstanden?“
Ben erschrak. Eine Gänsehaut der Angst legte sich auf seine Haut. Schließlich ließ er die Klingel ohne weitere Gegenwehr aus seiner Hand rutschen. Er versuchte unter dem festen Griff zu sprechen, brachte aber nur unartikulierte Laute hervor.
„Ich werd‘ meine Hand jetzt wegnehmen“, flüsterte der Typ, nebenbei zog er eine Knarre aus seiner Jackentasche und drückte ihren Lauf auf Bens Brustkorb. „Wenn du schreist, drück‘ ich ab. Verstanden?“ Parallel entsicherte er die Pistole.
Ben nickte.
„Gut“, sagte der Typ.
Er wartete noch einen Moment, bis er seine Hand aus Bens Gesicht nahm. Die Knarre drückte er dafür umso fester auf Bens Brustkorb, als ob er ihm damit verdeutlichen wollte, dass er die Sache ernst meinte. Ben japste sofort nach Luft. Er wollte sich die Nässe von den Lippen wischen, wagte es aber nicht, sich zu bewegen. Ängstlich starrte er sein Gegenüber an und wartete auf das, was als nächstes passierte. Sein Puls normalisierte sich unterdessen und so verstummte auch das Piepen des Monitors.
„Ein Jammer, dass du nicht verreckt bist“, meinte der Typ.
Ben erkannte nun eindeutig, dass er in einem italienischen Akzent sprach. Derweil hatten die Schmerzen seine persönliche Empfindungsgrenze überschritten, was er daran merkte, dass er sie plötzlich nicht mehr spürte. Er schielte zum Lauf der Pistole auf seiner Brust. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Die Szene erinnerte ihn an seinen Unfall und jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Er befürchtete, dieses Mal weniger Glück zu haben. Vermutlich wollte der Typ ihn abknallen, ihm aber zuvor noch einige Informationen entlocken. Hilfesuchend blickte er zur Tür, doch es kam niemand.
„Scheiß Schwuchtel“, fauchte der Typ und rotzte auf den Boden.
„Was …“, begann Ben, musste jedoch erst einmal schlucken, um seine trockene Kehle mit etwas Speichel zu befeuchten, „… Was wollen Sie?“
Der Typ bohrte seine Zunge in seine Wange und blickte ihn dreckig an.
„Dass du die Füße still hältst. Mehr nicht“, war seine Antwort.
Ben wusste sofort, worum es ging. Jetzt war er sich sicher, dass der Kerl ein Handlanger des Spaniers war, der ihn einschüchterte, damit er der Polizei keine Informationen gab.
„Ich hab‘ der Polizei nicht mehr gesagt als Alex“, entgegnete Ben. „Wir haben nur vom Unfall erzählt und von den Schulden. Aber nicht, wer dahinter steckt. Das schwöre ich!“
„Das glaube ich dir“, erwiderte der Typ. „Und dabei wird es hoffentlich bleiben.“
Mit dem letzten Wort drückte er den Lauf der Pistole noch fester gegen Ben.
„Mann, was wollt ihr Scheißkerle?“, fluchte dieser. „Ihr habt euer Geld. Lasst Alex und mich endlich in Ruhe!“
Er war verzweifelt. Die ganze Geschichte war tatsächlich noch nicht vorbei. Im Gegenteil. Es war genau so, wie er befürchtet hatte. Dennoch musste er sich den Forderungen fügen. Eine andere Wahl gab es nicht.
„Tz …“, machte der Typ und zog seinen linken Mundwinkel hoch. „Bei uns ist kein Geld angekommen.“ Er stockte und nickte bekräftigend. „Und wenn sich das
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