Sommernachts-Grauen
sind mit diesem Typen, mit dem Nachnamen abgehauen.“
„Mit Meier?“
„Ja, kann sein, der nach dem Würfelspiel heißt.“
„Okay, danke, ich muss los.“
„Warte.“
„Was ist noch? Ich muss Manuela suchen, sie ist ganz allein da draußen. Ich mag gar nicht daran denken, dass ihr was passieren könnte.“
„Kann ich dich begleiten?“
„Wozu?“
„Denk doch mal an Ella und Susi?“
„Du hast doch gesagt, dass Meier bei ihnen ist. Na meinetwegen, dann komm eben mit.“
Zusammen verließen sie die ‚Ecke‘ und gingen über den überfüllten Großneumarkt zu Franks Auto. Der Polizeieinsatz schien niemanden abzuhalten, die Freitagnacht gebührend zu feiern. Zehn Minuten später saßen die beiden Männer in einem alten Opel Kadett und fuhren in Richtung Schulterblatt .
Kapitel 10: ‚Stairways‘
Nachdem Ella etwas bleich von der Toilette des ‚Café Malaria‘ kam, saß Meier wieder bei Susi am Tisch, die sich mit jemandem unterhielt, den Ella zwar kannte, von dem sie aber wusste, dass sie diesen Menschen Susi noch nie vorgestellt hatte. Dafür war immerhin Heiko verschwunden.
„Lass uns gehen“, sagte Ella in die Runde, ohne den Neuzugang begrüßt zu haben oder sich zu setzen.
„Ach nein“, sagte Susi, „ist doch grad so nett.“
„Hallo Elena.“
„Hallo Thomas. Ich heiße jetzt Ella.“
„Ich habe davon gehört.“
„Warum nennst du mich dann nicht so?“
„Ihr kennt euch?“, unterbrach Susi und Meier sah Ella ebenso verwundert an.
Nie hätte er damit gerechnet, dass Ella einen Sparkassenangestellten kennen würde, denn genauso sah dieser Mann aus. Nicht nur der Schnauzbart ließ dieses Vorurteil zu. Seine gesamte Erscheinung war in sich spießig und Meier hatte sich bereits gefragt, was Susi an diesem Kerl fand, der in seiner Freizeit in einem hellblauen Sakko herum lief, dessen Ärmel aufgeschoppt waren. Eine Krawatte war geradezu keck um den Hals gewickelt worden, der Knoten hing schief, klein und viel zu eng gebunden auf seiner Brust. Wie konnte Susi es zulassen, dass er sich zu ihnen an den Tisch setzte? Offenbar konnte er gut mit Frauen umgehen, denn kaum saß er neben Susi, hatte er ihr schon etwas ins Ohr geflüstert, woraufhin sie anfing zu lachen.
„Von früher, ist schon lange her. Ich möchte jetzt trotzdem gehen “, sagte Ella.
„Ich bin dabei“, sagte Meier, der glaubte, es nicht länger ertragen zu können, denn als Susi Thomas gefragt hatte, ob der Bart beim Küssen kitzeln würde und sie zur Antwort bekam, sie solle es doch herausfinden, war für Meier der Punkt gekommen, sich entweder schnell noch ein Bier zu bestellen oder unmittelbar zu verschwinden.
„Erst wenn du mir sagst, woher du so nette Männer kennst“, sagte Susi und grinste Thomas breit an.
„Sag mal, bist du betrunken?“, wollte Ella wissen.
„Nur ein bisschen“, Susi kicherte. „Nun los, erzähl schon.“
„Er ist der Sohn vom Nachbarn meiner Eltern.“
„Ach echt, dann kennt ihr euch ja schon seit der Sandkiste.“
„Ja, ist das nicht lustig?“, sagte Thomas. „Und so sehen wir uns wieder.“
„Ihr habt euch aus den Augen verloren? Und dann willst du abhauen? Das kommt doch gar nicht in Frage.“
„Ich möchte jetzt gehen. Wir wollten doch tanzen, ich habe keinen Bock mehr hier rumzusitzen. Kommst du nun mit oder was?“
„Na meinetwegen, dann hau eben ab. Wir treffen uns dann später im ‚Stairways‘. Ich muss mich noch etwas intensiver mit Thomas unterhalten.“
Ella musste beobachten, wie Thomas Susis Hand gegriffen hatte. Ihr wurde schlecht. Leider hatte sie keine guten Erinnerungen an Thomas, ihre erste große Liebe, von der sie geglaubt hatte, sich nie wieder zu erholen. Er war der erste gewesen, der ihr das Herz herausgerissen hatte und der Grund, weshalb sie sich bisher nur schwer auf eine Beziehung einlassen wollte, denn am Ende würde man ohnehin nur enttäuscht werden und leiden.
Allerdings musste sie nun auch zugeben, dass von dem Jungen, in den sie sich unsterblich verliebt hatte, nicht viel übrig geblieben war und der Schnauzbart ihn alles andere als anziehend auf sie wirken ließ. Aber sie wusste auch, warum Susi seinem Charme erlag, denn er sah aus wie Tom Selleck in der Serie ‚Magnum‘ und hatte ein ebenso einnehmendes Grinsen, das Ella damals schon halb wahnsinnig gemacht hatte, zumal alle anderen Mädchen in der Umgebung ebenfalls darauf abgefahren waren.
„Halt“, schrie Ella, „da, da vorn, direkt vor dem ‚Athener
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