Sommernachts-Grauen
denn?“
„Alle nennen sie nur Siggi, sie hasst den Namen Sigrid.“
„Und wo ist sie jetzt?“
„Ehrlich, ich weiß es nicht, sie ist damals abgehauen, da sie so ‘nen Kerl getroffen hatte. Bei dem ist sie sogar gleich eingezogen, dabei hatte ich ihr angeboten, dass sie gern noch länger bei mir wohnen könnte. Aber ich glaube, sie hatte keinen Bock mehr auf St. Pauli. Die Gegend war ihr wohl zu dreckig und dann überall die Nutten, das hat ihr wohl den Rest gegeben. Nur ab und zu ruft sie mal an und erzählt, wie es ihr so geht.“
„Stört dich das denn gar nicht? Ich meine die Nutten.“
„Nö, ich hab mich dran gewöhnt und manchmal lassen sie mich sogar in Ruhe.“
„Die fragen dich, ob du mit denen mitgehst? Du wohnst doch aber da.“
„Das wissen sie auch und manche haben das auch akzeptiert, dass ich das nicht möchte. Andere hingegen meinen wohl, dass ich irgendwann mal schwach werde. Das ist eben ihr Job.“
„Mich würde das ja nerven. Und überhaupt, die ganze Atmosphäre, das wäre nix für mich, da kann ich deine Schwester schon verstehen.“
„Die Koberer und die Luden stören mich kaum. Lästig sind am Wochenende die Touristen, die aber deutlich weniger geworden sind. Es ist echt ruhig mittlerweile auf St. Pauli. Manchmal hab ich sogar den Eindruck, dass die alle bald arbeitslos werden, auf der Reeperbahn ist kaum noch was los. Ist eben echt ein hartes Pflaster.“
„Aber ist es nicht schrecklich in so einem Viertel zu wohnen?“
„Ich habe es dir doch mal erzählt, es ist total billig und der Hafen direkt vor der Tür.“
„Ja, ich erinnere mich schwach.“
„Du warst doch schon mal bei mir.“
„Auch daran erinnere ich mich nur noch schwach.“
Meier war aufgestanden und auf sie zugekommen. Ella überlegte, wie sie es schaffen konnte, das Thema zu wechseln und vor allem von hier zu verschwinden. Außerdem war es unhöflich Susi allein mit Heiko zurückzulassen.
„Du weißt nicht mehr wie meine Wohnung aussah?“
„Nicht so richtig, war ja auch schon dunkel.“
„Es war eher schon wieder hell, als wir bei mir ankamen.“
„Ach, echt? Das weiß ich gar nicht mehr.“
Ella spürte, wie ihr heiß wurde und sie den Drang hatte, sich von ihrer Jacke zu trennen, die sie grundsätzlich nicht auszog, wenn sie ausging. Erstens war das uncool und zweitens war es ihr zu unsicher, da sie ihr Geld darin verstaut hatte.
„Wir waren aber auch mit anderem beschäftigt, als uns meine Inneneinrichtung anzusehen.“
„Es tut mir leid, aber ich kann mich echt nicht erinnern.“
„Jetzt weiß ich gar nicht, wie ich das finden soll. Hast du es vergessen, oder verdrängt, weil es so schlecht war?“
„Nein, ganz bestimmt nicht, ich hatte nur zu viel getrunken.“
„Du kannst dich also nicht mehr daran erinnern?“
Er hatte sich direkt vor sie gestellt, seine Arme links und rechts neben sie auf den Kicker abgelegt, womit er sie quasi eingeklemmt hatte. Mit seinem Gesicht kam er dicht auf sie zu. Sie sah ihn an, wie er immer unschärfer wurde, bis sie ihre Augen schloss und seine Lippen auf ihren spürte. Langsam massierte er ihre Lippen, nur zögerlich versuchte seine Zunge, in ihren Mund zu gelangen, was sie maßlos erregte. Seinen Körper hatte er gegen ihren gepresst und sie spürte seine Wärme.
Als er begann, sie leidenschaftlicher zu küssen, löste er seine Hände vom Kicker, um mit einer ihren Rücken hinaufzuwandern, die andere ließ er an ihrem Bein herunter gleiten. Sie hinderte ihn nicht daran, ihr den Rock hochzuschieben. Ihre Arme umschlangen seinen Hals, die Hände fuhren durch seine Haare, die unglaublich weich waren. Kurz darauf erforschte sie die Beschaffenheit seiner Rückenmuskulatur. Es fühlte sich genauso an, wie sie es sich erhofft hatte. Jetzt war sie dankbar, noch nicht vollkommen betrunken zu sein. Endlich würde sie wissen, wie es sein würde, von ihm geliebt zu werden.
„Also, hör ma’, ich würde jetzt echt gern wissen, wo ich deine Schwester finden kann.“ Heiko hatte den Raum betreten und war unmittelbar stehengeblieben, als er sah, womit die beiden sich gerade beschäftigt hatten. „Tschuldigung, das konnte ich ja nich’ ahnen. Lasst euch ma’ nich’ stören, wenn du mir nur kurz sagen kannst, wo deine Schwester is’?“
Ella hatte sich vollständig von Meier gelöst, wischte sich mit einer Hand ihren Mund ab, von dem sie annahm, dass ihr Lippenstift großflächig in ihrem Gesicht verteilt worden war. Auch Meier wischte schnell
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